Fehler im Projekt-Management

Wenn die SAP-Einführung wenig bringt

09.08.2012
Von 

Stephan Bode, Partner bei Infosys Lodestone, verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung mit der Planung, Umsetzung und Durchführung von globalen Business Transformationsprojekten. Obwohl diese Projekte häufig mit einer Einführung eines ERP Systems verknüpft sind, hat Herr Bode nicht nur Consulting Teams geführt sondern auch Business Prozess Organisationen aufgebaut und geleitet.  Normal 0 21 false false false DE X-NONE X-NONE

Der Fehler liegt im System, nicht in der Software

Die Ernüchterung von Finanzvorständen und etwaigen Lenkungsausschüssen ist in solchen Fällen groß und nachvollziehbar. Es liegt nahe, die Fehler bei der Software zu suchen. Sie liegen aber woanders - im "System Mensch", das den Zielen durch Handeln entgegenwirkt.

Foto: Fotolia, S. D. Kizil

Dass solche Szenarien nicht nur Einzelfälle sind, belegen aktuelle Zahlen. Nur in rund dreißig Prozent der Projekte werden die vorgegeben Verbesserungen tatsächlich realisiert, eine fast schon erschreckend niedrige Zahl. Es gilt also, dem Management auf die Sprünge zu helfen, denn die Technik schafft es nicht allein, Erfolge herbeizuführen.Um nach einer Software-Einführung die gewünschten Fortschritte zu erreichen, müssen die Unternehmen methodisch vorgehen, nicht nur technisch. Dabei gilt es, drei Punkte zu beachten:

  1. Die Einführung einer Software ist nur die halbe Miete. Der erwartete Nutzen ist in konkrete Maßnahmen zu übersetzen. Nehmen wir als Beispiel die beabscihtigte Senkung der Bestände; hier wäre es sinnvoll, nach der Stabilisierungsphase beispielsweise die Sicherheitsbestände sukzessive um zehn Prozent zu verringern. Solche Maßnahmen sollten gerade dann definiert und umgesetzt werden, wenn die aktuelle Effizienz der Prozesse als "gut" zu bewerten ist. Das Unternehmen verlässt damit bewusst seine "Komfortzone".

  2. Als Konsequenz daraus müssen die Unternehmen alle relevanten Prozesse und Abläufe kontinuierlich auf deren Effizienz prüfen. Hierzu müssen sie geeignete Kennzahlen (Key Performance Indicators) definieren. So wird gewährleitet, dass die definierten Maßnahmen nicht über das Ziel hinausschießen. Eine Senkung der Rohstoffbestände sollte schließlich nicht dazu führen, dass die Produktion unzureichend versorgt wird und sich das Unternehmen statt in eine Trainings- in eine Panikzone manövriert.

  3. Für die Koordination der Maßnahmen sollte das Projekt-Management verantwortlich zeichnen. Nur "in time, in quality and in budget" reicht bei einer Softwareeinführung eben nicht aus. Geht es daum, die Maßnahmen durchzusetzen, so ist das lokale Management (Werk, Vertriebsniederlassung, Distributionszentrum) in der Pflicht. Es muss die Verantwortung annehmen und so zum wirtschaftlichen Gelingen des Vorhabens beitragen. Das ist nur gerecht, denn die Verbesserungen fallen ja auch in diesem Bereich an, beispielsweise bei der Material-, Termin- oder Kapazitätsplanung.

Nicht nur den Weg bewerten, sondern auch das Ziel

Die Unternehmen dürfen nicht nur den Projektverlauf bewerten. Sie müssen auch das Ergebnis im Blick behalten. Dann würde der Weg, der mit der Einführung einer neuen Software beginnt, auch zu Ende gegangen. Bestände, Budgets und Anlagevermögen müssen aus der Komfortzonen geholt werden - zum Wohl der Bilanz und des wirtschaftlichen Erfolgs.

Quasi nebenbei würde sich so auch der Beitrag erhöhen, den die (IT-)Mitarbeiter zur Wertschöpfung leisten. Denn die gewonnene Zeit und die besseren Informationen durch den Softwareeinsatz, aber auch die erreichten Budgeteinsparungen ließen sich b gut für die Entwicklung neuer Produkte verwenden. (qua)