Arbeitsplatz in Gefahr

Wenn der Job wackelt

11.08.2011
Von 
Michael Schweizer ist freier Autor in München.

Die Leute arbeiten wie die Weltmeister

Foto: Annette Glitz

Umstrukturierung ist für Mitarbeiter ein Schreckenswort. Wie es anders geht, sagt die Management- und Karriereberaterin Annette Glitz.

CW: Was machen Unternehmen, die sich umstrukturieren, am häufigsten falsch?

GLITZ: Sie informieren zu wenig und zu spät. Alle Mitarbeiter müssen möglichst schnell erfahren, was passieren soll und wann es passieren soll.

CW: Dann bricht aber früher als nötig Unruhe aus.

GLITZ: Die Alternative sind Gerüchte, und zwar um so größere und teils auch abwegigere, je weniger man informiert hat. Dann suchen sich gerade die besten Mitarbeiter, die auch anderswo gefragt sind, einen neuen Job und gehen. Das kann ein Unternehmen, das ohnehin mit Problemen zu kämpfen hat, nicht gebrauchen.

CW: Es genügt also, rechtzeitig Bescheid zu sagen, wenn Jobs gestrichen werden?

GLITZ: Nein, man muss Betroffene zu Beteiligten machen. In der Regel geht es ja nicht nur um Wegfall, sondern auch um Veränderungen. Wenn man ehrlich informiert und dann Arbeitsgruppen gründet, die die Umstrukturierung gestalten sollen, arbeiten die Leute wie die Weltmeister.

CW: Davon hört man aber nicht so oft.

GLITZ: In meiner Festanstellungszeit habe ich es leider auch immer anders erlebt. Aber wo heute solche Arbeitsgruppen zur mitarbeiterbeteiligten Veränderung eingerichtet werden, sind die Ergebnisse unglaublich gut. Die Leute bringen enormes Kreativpotenzial ein. Es gibt wesentlich weniger Widerstand, als wenn das Unternehmen mauert.

CW: Woran liegt es, wenn doch gemauert wird?

GLITZ: Meist an den Chefetagen. Dort sind die Absichten und Ziele der Veränderung bekannt. Die Manager auf dieser Ebene sind in das Umstrukturierungsthema oft bestens eingearbeitet. Sie denken aber nicht daran, dass sie ihr Wissen weitergeben müssen.

CW: Wenn sie sich dabei von Unternehmensberatern helfen lassen, kriegen die Mitarbeiter Angst.

GLITZ: Den großen Beratungsfirmen wird manchmal vorgeworfen, dass sie nur neue Kästchen ins Organigramm zeichnen. Gute Organisationsentwicklung verläuft aber nicht nur von oben nach unten. Berater sollten zum Beispiel interne Prozessbegleiter in der Personalabteilung ausbilden, die den Mitarbeitern helfen, den Wandel voranzubringen.