Neuronales Netz

Wenn das System die Nachricht versteht

08.10.2013
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Dem menschlichen Denken auf der Spur

Dave, darf ich Ihnen einmal eine persönliche Frage stellen?“ Mit dieser scheinbar harmlosen Phrase kündigt sich das Unheil an – jedenfalls in dem aus dem Jahr 1968 stammenden Filmklassiker „2001 – Odyssee im Weltall“.

Karin Quack. Redakteurin COMPUTERWOCHE
Karin Quack. Redakteurin COMPUTERWOCHE

Gestellt wird die Frage vom Computersystem HAL 9000. Der Verfasser des Drehbuchs und der literarischen Filmvorlage („The Sentinel“), Arthur C. Clarke, löste das Akronym HAL als „H-euristic AL-gorithmic“ auf und betonte damit die Ähnlichkeit zwischen HALs Schlussfolgerungssystem und menschlicher Intelligenz. Etwa zeitgleich mit der Entstehung des Films entwickelte Joseph Weizenbaum am MIT das Computerprogramm Eliza, das einen Dialog zwischen Psychoanalytiker und Patient simulierte. Und ein paar Jahre später veröffentlichte Marvin Minsky (mit Simon Papert) seine Vorstellungen von „Artificial Intelligence“, die er 1989 in dem viel beachteten Werk „The Society of Mind“ (deutsch: „Mentopolis“) verfeinerte.

Diesen Ansätzen gemeinsam ist der Versuch, das menschliche Denken auf Prozesse und Mechanismen zurückzuführen, die sich von einer Maschine imitieren lassen. In der Folgezeit wurde der Begriff Künstliche Intelligenz oder KI zu dem, was man heute Buzzword nennt. In Spezialausprägungen wie Expertensystemen, Neuronalen Netzen und „Fuzzy Logic“ fanden die Erkenntnisse der KI-Forschung auch relativ schnell Niederschlag in praktischen Anwendungen. Die auf den Seiten 30/31 vorgestellte Anwendung fällt sicher ebenfalls in diese Kategorie.

Heute ist der Glanz der Künstlichen Intelligenz jedoch verblasst. Regelbasierte und selbstlernende Systeme sind quasi IT-Alltag geworden. Zudem sind die Unterschiede zwischen dem chaotisch-kreativen Denken der „Meat Machines“, wie Minsky unsere Denkwerkzeuge nannte, und den „Elektronenhirnen“ noch nicht ganz verwischt. Zum Glück! Zumindest bleiben den Computern damit unsere Neurosen erspart. (mhr)