Hardwarekonsolidierung als Kostenbremse

Weniger spart mehr

20.05.2005
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.
Nach Jahren des Wildwuchses in den Serverräumen ist nun die Zeit der Konsolidierung gekommen. Denn die große Systemvielfalt hat sich als Kostentreiber erwiesen, ohne nennenswerte Vorteile zu bringen.
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"Weisheit führt zur Einheit, Unwissenheit zur Vielfalt." Dieser Satz des indischen Asketen und Philosophen Shri Ramakrishna hat in den vergangenen Jahren in der Informationsverarbeitung eine völlig neue Bedeutung erlangt. Denn Unternehmen aller Art und Größe sehen sich seit geraumer Zeit mit einem immer dringlicheren Problem konfrontiert: Unzählige verteilte Server in den unterschiedlichsten Konfigurationen machen den Betrieb der IT nicht nur extrem aufwändig, sondern auch teuer. Während dies in den späten 90er-Jahren noch akzeptiert wurde - was zu einem großen Teil an der damaligen Sonderstellung der Informationstechnologie lag - , herrscht heute auch in der IT-Abteilung das Primat der Effizienz und der Kostensenkung.

Das Ziel jeder Konsolidierung ist es, die Komplexität der IT so weit als sinnvoll zu reduzieren. Das hat verschiedene Facetten, da mit der Konsolidierung auch eine Vereinheitlichung der Plattformen und eine Zentralisierung auf möglichst wenige Standorte einhergehen sollten. Die Ausgaben für die Hardware entstehen in der Regel bei der Wartung. Je weniger unterschiedliche Hardware gewartet werden muss und je weniger verschiedene Lokalitäten dafür vom Techniker anzufahren sind, desto preiswerter fällt der Support aus. Deutlich wird das zum Beispiel bei Druckern: Wählt ein Unternehmen bei allen Druckern dasselbe Modell eines einzigen Hersteller, muss weniger Verbrauchsmaterial vorgehalten werden, der Help-Desk hat nur für ein Geräte Hilfestellung zu leisten, und beim Ausrollen neuer Desktops kann immer auf die gleiche Druckerkonfiguration zurückgegriffen werden.

Server besser auslasten

Die heute verbreiteten Server sind im Schnitt gerade mal zu 15 Prozent ausgelastet, so die Einschätzung vieler Marktbeobachter. Für die Vereinfachung der IT ergeben sich dadurch zwei interessante Möglichkeiten. Zum einen kann ein Konsolidierungsprojekt darauf abzielen, statt vieler kleiner Server eine große Maschine einzusetzen, die in mehrere logische Server unterteilt wird. Mit dieser Virtualisierung geht besonders IBM auf Kundenfang: Deren Maschinen der i-Series (früher AS/400) verfügen über umfassende Technologien, um darauf mehrere Unix-, Linux-, i5/OS- und Windows-Server parallel zu betreiben. Die Gesamtauslastung des Systems wird dadurch deutlich höher, als das bei dedizierten Servern der Fall wäre.

Zum anderen können mehrere physikalische Server zusammengefasst werden und sich Ressourcen wie USV (unterbrechungsfreie Stromversorgung) oder Netzwerkadapter teilen. Hier sind in letzter Zeit besonders die Blade-Server ins Rampenlicht gerückt - minimal ausgestattete Server, die in ein spezielles Chassis eingesteckt werden. Beiden Ansätzen ist gemein, dass sie die verteilte Serverlandschaft auf möglichst geringem Raum bündeln und vereinheitlichen. Die Anwender gewinnen dadurch neben geringeren Wartungskosten auch eine höhere Flexibilität: Im Falle des dicken Eisens kann bei Bedarf einfach ein weiterer virtueller Server aufgesetzt werden, ohne lange Hardware zu beschaffen und in die Infrastruktur einzubinden. Bei kleinen, standardisierten Servern muss keine Zeit auf die Konfiguration verschwendet werden, ein neuer Rechner ist sehr schnell einsatzbereit.

Speicher vernetzen

Neben den Servern bietet sich vor allem der Massenspeicher für Konsolidierungsprojekte an. Noch immer sind so genannte Datensilos weit verbreitet. Darunter versteht man einen Massenspeicher, der exklusiv für eine Anwendung reserviert ist. Das hat den Nachteil, dass ein großer Teil der Kapazität brach liegt: Silos sind in der Regel auf die maximale Last ausgelegt, die erst in Zukunft oder nur zu bestimmten Zeiten eintritt. Hier schaffen SANs (Storage Area Networks) Abhilfe. Dabei werden alle Massenspeicher in einem eigenen, schnellen Netz zusammengefasst und präsentieren sich erst einmal als großer Speicher-Pool. Eine Alternative dazu stellen NAS (Network Attached Storage) und iSCSI (Internet Small Computer System Interface over IP) dar. Bei NAS handelt es sich um kleine Dateiserver, die ausschließlich diese Aufgabe wahrnehmen. Die Geräte sind relativ preiswert, einfach zu warten und benötigen nur wenig Platz. iSCSI dagegen virtualisiert die SCSI-Schnittstelle, über die normalerweise die eingebauten Festplatten eines Servers angeschlossen werden. Obwohl die Daten zwischen Server und Speicher über das Internet-Protokoll (IP) ausgetauscht werden, erscheint der entfernte Speicher für den Server und seine Anwendungen wie ein lokales Laufwerk. (s. hierzu Artikel auf Seite 24)