Amerikanische Anwender betreiben "Not-Computer" gemeinsam:

Wenig Chancen für den Back-up-Rechner-Pool

29.09.1978

MÜNCHEN - Mit fantastisch geringem Aufwand von ein bis zwei Prozent ihres. EDV Budgets - so eine Nachricht aus den USA - bestreiten Anwender in New York und Philadelphia die Kosten für "Not-Computer": Als Back-up-Rechner muß die Maschine nur da sein, wenn's bei dem einen oder anderen User Crash gegeben hat. In der -Bundesrepublik besteht, so eine KW-Umfrage, wenig Motivation, einen Back-up-Rechner-Pool zu gründen.

Ganz offensichtlich gibt es einige tiefgehende Probleme, die beim Back-up-Sharing nur mühselig auszuräumen wären. Um vor allem auf so hervorragend niedrigen, Aufwand zu kommen, müßten sich bis zu zehn und zwanzig Anwender poolen. Denn noch machen die puren Hardware-Kosten in deutschen EDV-Budgets gute 25 Prozent aus. Aber: Je mehr Anwender sich einen Not-Computer teilen, desto schwieriger würde es, diese Konfiguration so auszulegen,daß alle Applikationen lauffähig würden.

Beispielsweise diskutiert MAN dieses Problem, weil sich dort innerhalb des Konzerns ähnlich bestückte Unternehmensbereiche eigentlich gegenseitig helfen können müßten. Dipl.-Ing. Eberhard Schaak resümiert den Stand der Diskussion so: "Wir haben noch keine Lösung, die es uns erlaubt, neben der Stapelverarbeitung auch die Datenfernverarbeitung mit komplizierten Netzen und großen Datenbank-Anwendungen nach draußen zu verlagern." Er hält es "kurzfristig für nicht möglich", daß sich eine größere Gruppe von Anwendern soweit abstimmt, daß der gemeinsame Back-up-Rechner alle Bedingungen der Einzelunternehmen erfüllte.

Die TP-Verarbeitung stelle zwar ein Problem "aber kein Hindernis" dar, so sieht es der Sprecher eines Bankenrechenzentrums am Börsenplatz Frankfurt. Dort wurden "solche Dinge schon häufig probiert, doch sind sie immer wieder an den Realitäten gescheitert." Die abgeschlossenen Verträge waren "zwangsläufig nicht haltbar, weil einerseits die Konfiguration auseinandergelaufen ist und letztlich die Kapazität, die bei Nachbarinstituten oder anderen Firmen für Ausfälle zur Verfügung stand, zu gering war."

Kernfrage: Welcher Anwender ist schon bereit, im Ernstfall acht bis zehn Stunden pro Tag auf seine Rechenkapazität zu verzichten und kann sich's leisten, tatsächlich mehr Hardware zu installieren, um im Falle eines Falles fremde Firmen mit ihrer gesamten Organisation in seinem Rechenzentrum wirken zu lassen.

Würde der Back-up-Computer "kalt" geteilt, müßte sich immer noch weisen, ob so ein leerstehendes Rechenzentrum im Ernstfall den heißen Betrieb durchsteht. Die Bankerfahrungen: Wenngleich Online-Anwendungen im Minuten- und Stundenbereich auf ein Ersatzrechenzentrum umzuschalten seien - bei Anlagen mit niedrigem Auslastungsgrad wurde das doppelte und die dreifache Zeit benötigt, um den normalen Programm-Ablauf durchzuziehen.

Tatsächlich scheinen die Schwierigkeiten für einen Not-Computer-Pool zu groß zu sein. Zumal bei mancher Anlage allein sieben bis acht verschiedene Plattentypen eingesetzt werden können? Und wie soll das Ersatzrechenzentrum letztendlich vom Betriebssystem her ausgestattet sein?

Bündig hält Dipl.-Kaufmann Manfred Vaupel von SKF-Schweinfurt das Problem für die falsche Strategie: "Ich glaube, da müßte man erstens sicher zehn bis zwanzig Prozent des EDV-Budgets für einen Not-Computer abzweigen. Da kann man aber für weniger Geld mehr zur Absicherung der Rechner tun. Und deshalb wäre so ein Pool Schritt zwei." Vaupel praxiserprobt: "Da muß man schon einen sehr starken Willen aufbringen, bis zwei, drei Firmen eine so komplexe Angelegenheit verhandelt haben."