Haben Oracle und Co. die Konkurrenz abgewehrt?

Wenig Akzeptanz für Objektdatenbanken

29.05.1998

Die Vorzüge von OODBMS gegenüber herkömmlichen relationalen Systemen sind unbestritten. Sie können ihre Stärken immer dort zeigen, wo große Mengen von multimedialen Daten bearbeitet werden müssen. Auch bei der Bearbeitung von komplexen Abfragen etwa mit vielfach verknüpften Tabellen sind sie besser als ihre Mitbewerber. Schließlich sind sie besonders geeignet, um mit ihnen Repositorys für Entwicklungsprojekte insbesondere objektorientierter Art zu betreiben. Dort erscheint es einfach sinnvoll, Codesequenzen als miteinander in Beziehung stehende Objekte zu behandeln.

Bislang sind diese Einsatzgebiete jedoch Nischen geblieben. So ist insbesondere die erwartete Nachfrage nach verschiedenen Datentypen ausgeblieben. Gebraucht werden Möglichkeiten zur Bearbeitung geologisch-räumlicher Informationen sowie von Zeitreihen, Text und audiovisuelle Daten.

Genau für diese Bereiche können heute aber auch IBM, Informix, Sybase und Oracle mit objektrelationalen Erweiterungen für ihre herkömmlichen Datenbanken aufwarten. Doch auch für diese zeitweise unter dem inzwischen verpönten Begriff "Universal Server" vermarkteten Systeme haben sich bislang noch nicht allzu viele Kunden erwärmt, so daß die Interpretation verfrüht wäre, die etablierten Datenbankhersteller hätten die objektorientierte Konkurrenz ausgebootet.

So sieht zum Beispiel das Marktforschungsunternehmen Hurwitz Group durchaus Chancen für OODBMS. Als Schlüsselfaktor für den Erfolg bezeichnet Robert Craig, Vice-President für Anwendungsarchitekturen, die Etablierung von Komponenten. Deren komplexe Natur empfehle die Speicherung in Objektdatenbanken. Je tragfähiger sich der Boom für objektorientierte Entwicklung mit Java oder Visual C++ erweise, desto eher werde man darauf verzichten, die Komponenten relational zu verwalten, argumentiert der Analyst. Craigs Vision: "Nach und nach werden Programme entstehen, die von Objekt-Großhändlern mit Java-Klassenbibliotheken und Java-Anwendungen beliefert werden." Er glaubt allerdings nicht, daß dadurch die relationalen Systeme vom Markt verdrängt werden.