SCS: Jeder vierte soll Ingenieur sein

Wende am Markt für Fach- und Führungskräfte

04.03.1983

HAMBURG (CW) - Die Nachfrage nach Führungs- und Fachkräften hat den tiefsten Stand seit vielen Jahren erreicht. Allerdings, so glaubt die SCS Personalberatung aus ihrer Analyse von Stellenangeboten überregionaler Tageszeitungen feststellen zu können, signalisieren erste Anzeichen ein Ende des Nachfragerückgangs. Stütze dieser Arbeitsmarktprognose sind auch die Computerhersteller, deutlich weniger hingegen wurden Spitzenkräfte für die Bereiche EDV/Organisation gesucht.

Mit knapp 6500 Angeboten in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", "Süddeutschen Zeitung" und "Welt" hat SCS zufolge im vierten Quartal 1982 die Nachfrage nach Führungs- und Fachkräften den tiefsten Stand seit vielen Jahren erreicht. Obwohl diese Zahl um 15 Prozent unter dem vierten Quartal 1981 und um 33 Prozent unter dem vierten Quartal 1980 liegt, glauben die Personalberater an eine Tendenzwende. Denn der übliche deutliche Rückgang von Stellenangeboten in den letzten drei Jahresmonaten gegenüber dem dritten Quartal sei 1982 ausgeblieben. Zudem bestätige ein erster Blick auf die Stellenanzeigenteile im Januar 1983 diese Entwicklung.

Die Analyse zeige aber auch, so bekennen die Berater, daß die Stellenangebote ein Spiegelbild der konjunkturellen Entwicklung sind. So waren 1980 noch 50 000 Angebote ausgeschrieben, 1981 schon 10 000 weniger und 1982 sank die Zahl auf 30 000. Verbunden mit diesem Rückgang waren auch deutliche Unterschiede in der Branchenentwicklung. Der Maschinen- und Apparatebau lag 1982 zwar mit mehr als zehn Prozent noch an der Spitze, weist jedoch gegenüber den Vorjahren einen regelmäßigen Rückgang auf (1981: 11,7 Prozent, 1980: 13,6 Prozent). Rückläufige Anteile zeigen außerdem in den drei Jahren die Branchen Stahl-, Leichtmetallbau, Fahrzeugbau, Chemie/ Mineralölindustrie und Feinmechanik/ Optik.

Ihre Position im Rahmen aller Stellenangebote für Führungs- und Fachkräfte steigerten in den drei Jahren die Computerhersteller (2,7; 3,1; 3,3 Prozent), die Pharmazeutische Industrie (7,7; 8,0; 8,1), das Kreditgewerbe sowie die Versicherungen. Gehalten haben SCS zufolge ihre Anteile das Baugewerbe (8,8), Nahrungs- und Genußmittelindustrie (3,9) und die Bereiche Papierindustrie, Druckereien, Verlage (3,0).

Verkäufer besonders gefragt

Betrachtet man die Fachbereiche in den Unternehmen, für die Führungs- und Fachkräfte gesucht werden, so zeigt die Untersuchung der SCS Personalberatung, daß der Bereich Absatz/ Vertrieb/ Marketing mit einem 37,5-Prozent-Anteil nicht nur 1982 an der Spitze lag, sondern auch permanent anstieg (1980: 31,7; 1981: 32,1). Überproportionale Nachfragesteigerungen zeigen außerdem die Bereiche Materialwirtschaft/ Einkauf (1982: 3,4 Prozent) und das Finanz- und Rechnungswesen (1982: 9,1). Deutlich weniger gesucht waren Spitzenleute für die Bereiche EDV/Organisation (1982: 6,8 Prozent), Planung/Operations Research (1982: 9,2) und Forschung und Entwicklung (1982: 7,4). Nach einem Nachfrageboom 1981 (13,8) gegenüber 1980 (10,4) liegt der Bereich Produktion/Fertigung 1982 nur noch bei 11,3 Prozent.

Obwohl es häufig schwierig ist, aus den Stellenangeboten eindeutige Ausbildungsanforderungen herauszulesen, stellt die Untersuchung der SCS Personalberatung eindeutig fest, daß Ingenieurwissenschaftler mit der höchsten Nachfrage rechnen können. Unverändert lag ihr Anteil an den ausgeschriebenen Stellen in den drei Jahren über 25 Prozent. Eindeutig an zweiter Stelle liegen die Diplom-Kaufleute und Betriebswirte (1982: 12,7 Prozent). Rückläufige Anteile zeigen die Angebote für Juristen (1982: 1,5 Prozent), die Volkswirte (1982: 1,8 Prozent), die Informatiker (1982: 1,6 Prozent), Diplom-Physiker (1982: 0,5 Prozent), und Diplom-Mathematiker (1982: 0,1 Prozent). Biologen und Mediziner hielten ihre Anteile.

Ungeachtet der Unterschiede bei Branchen und Ausbildung, ergibt die SCS Untersuchung, daß der Anteil der Top-Managementpositionen an den ausgeschriebenen Stellen ständig ansteigt. Entfielen 1980 noch 3,7 Prozent der Angebote auf Vorstände und Geschäftsführer, so waren es 1981 bereits 4,7 Prozent und 1982 sogar 6,3 Prozent. Auch Middle-Manager werden verstärkt gesucht (1980: 41,5 Prozent; 1981: 47,5 Prozent; 1982: 48,9 Prozent). Diese Trends deuten darauf hin, daß die Unternehmen in schwierigen Zeiten ihre Low-Management-Positionen bevorzugt aus eigenen Reihen besetzen und soweit sie Fachkräfte benötigen, diese seltener per Stellenanzeige in den großen überregionalen Tageszeitungen suchen.