Klare Sicht von der Umlaufbahn aus:

Weltraumteleskop unterstützt Astronomen

22.03.1985

MÜNCHEN (pi) - Astronomen und Astrophysiker in aller Welt erhalten ab nächstes Jahr eine neuartige Unterstützung bei ihrer Arbeit: Das "Hubble Space Telescope" der NASA soll ab 1986 die Erde umkreisen und das von den Wissenschaftlern beobachtete Universum um zirka das 350fache erweitern.

Das neue astronomische Instrument besteht aus der eigentlichen Teleskopeinheit, einer Entwicklung von Perkin-Elmer, sowie einem von Lockheed entwickelten Instrumenten- und Hilfssystem-Modul. Außerdem wird eine Spezialkamera zur Beobachtung besonders schwach leuchtender Himmelsobjekte mitgeführt. Das Gerät stammt von Dornier, Lieferant ist die Europäische Weltraumzentrale.

Mit dem neuen Teleskop wird zum Beispiel Herstellerangaben zufolge der präziseste Groß-Spiegel, der je für Astronomen gefertigt wurde, auf ferne Sterne gerichtet. Der Spiegel hat einen Durchmesser von 2,4 Meter und wurde dennoch so exakt gefertigt, daß bei der Behandlung der Erdkugel auf die gleiche Art kein Berg mehr höher als ein Maulwurfshügel wäre.

Sämtliche Instrumente sorgen dafür, daß das Weltraumteleskop eine eingestellte Richtung auf sieben Tausendstel einer Bogensekunde genau einhält. Das heißt, von München aus würde ein Zehnpfennigstück in Frankfurt noch genau im Visier bleiben.

Die genaue Beschaffenheit der das ganze Teleskop tragenden Graphit-Expoxy-Gitter-Struktur wurde in aufwendigen Computersimulationen ermittelt. So konnte Perkin-Elmer laut eigener Aussage sicherstellen, daß auch die extremen Bedingungen des Weltraums der Konstruktion nichts anhaben können.

Die nachfolgenden Zahlen sollen eine ungefähre Vorstellung von der unglaublichen Präzision geben, mit denen die Komponenten zusammenpassen müssen:

Hauptspiegel und Sekundärspiegel des Teleskops, die voneinander mehr als 4 Meter Abstand haben, müssen über 24 Stunden hinweg auf 3 Mikrometer genau in konstanter Distanz gehalten werden. Die Seitenabweichung zueinander darf nicht größer als 0,5 Mikrometer sein; das sind weniger als 0,0003 Bogensekunden. Und das, obwohl im Orbit, je nach Sonneneinstrahlung, höchst unterschiedliche Temperaturen auftreten.

Das Hubble-Teleskop soll den Astronomen neue Informationen über die Größe und das Alter des Universums, über die Entstehung der Sterne und über die Entwicklung ganzer Milchstraßensysteme geben. Auch erhofft man sich von diesem Präzisions-Instrument neue Aufschlüsse über so exotische Himmelsobjekte wie Quasare, Pulsare und die berühmten "Schwarzen Löcher".