Linux oder Windows

Welches Betriebssystem gehört auf den Server?

08.06.2010
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.

Linzenzierung: Linux ist einfacher

Für den Experton-Advisor Velten stellt sich vor allem die Frage, ob mittelständische Unternehmen nicht mit den Lizenzmodellen von Microsoft überfordert sind: "Gerade im Mittelstand finden wir oft Überlizenzierungen, wenn mehr als 100 Benutzer vorhanden sind." Unternehmen müssten zum Beispiel bei steigenden Mitarbeiterzahlen genau ermitteln, welche Funktionen an welchem Arbeitsplatz benötigt würden. "Durch Nachlizenzierungen entstehen leicht hohe Kosten. Das ist bei Linux wesentlich einfacher, da in der Regel die Lizenzen einfach auf der Basis physikalischer Server abgerechnet werden", so Velten. "Gerade die sehr übersichtlichen Lizenzmodelle der Linux-Distributionen machen das Betriebssystem und Open Source für Mittelständler interessant."

Microsoft: Viele Optionen trüben die Transparenz

Microsoft kontert diesen Vorwurf mit speziellen Mittelstandsangeboten und entsprechenden Skalierungsmöglichkeiten. "Mit dem Windows Small Business Server 2008 steht kleinen bis mittelständischen Unternehmen mit bis zu 75 PCs eine sehr kostengünstige Möglichkeit bereit, eine vollständig integrierte Serverinfrastruktur zum Einsatz zu bringen", erläutert Dietmar Meng, Produktmanager Windows Essential Server Solutions bei Microsoft. "Die Lizenzkosten des SBS 2008 liegen in der Standard-Edition bei rund 35 Prozent unter den Lizenzkosten der Einzelprodukte, bei der Premium-Edition sind es sogar 45 Prozent. Neben der vereinfachten Bereitstellung und Verwaltung sind auch die Lizenzmodelle des SBS sehr einfach gehalten, die Client Access Licences (CALS) decken alle vorhandenen Technologien ab. Zudem bieten wir nicht mehr nur Fünferpakete bei den CALs an. Die Anwender können auch einzelne CALs für die Premium- oder Standard-Versionen erwerben."

Server-Markt erholt sich

Der Server-Markt ist nach einem deutlichen Einbruch im vergangenen Jahr wieder auf Wachstumskurs. Für das erste Quartal 2010 stellte Gartner im Vergleich vom Vorjahreszeitraum weltweit ein Wachstum der Server-Umsätze von sechs Prozent fest. In Stückzahlen gemessen lag der Zuwachs sogar bei 23 Prozent. Der Großteil des Wachstums entfällt auf Standard-Server mit x86-Prozessoren. Diese Kategorie konnte beim Umsatz über 32 Prozent zulegen. RISC- und Itanium-basierende Maschinen sowie Mainframes mussten hingegen deutliche Verluste in Kauf nehmen.

Selbstverständlich könne eine SBS-Umgebung durch weitere Member-Server (auch Domain Controller) erweitert werden - je nach Anforderung und Einsatzszenario, erklärt Meng. Diese seien Server-seitig zusätzlich zu lizenzieren, wobei die Client-Seite (CALs) für zum Beispiel einen zusätzlichen Windows Server 2008 R2 in der SBS-Domain bereits durch die SBS Client-Zugrifflizenz abgedeckt sei. SBS 2008 verfolgt ein Single-Domain-Konzept, so dass die Betriebsmasterrollen (FSMO; Flexible Single Master Operation) beim SBS liegen müssen. Auch sind keine Vertrauensstellungen zu anderen Domains oder Sub-Domains möglich. Dennoch ist auch eine SBS-Umgebung für bis zu 75 Benutzer oder Geräte skalierbar.

Bei den Linux-Distributoren ist die Lizenzierung der Server anders aufgebaut. Der wichtigste Unterschied ist, dass es sich dabei um eine jährliche Gebühr für Wartung und Support handelt. Bei Red Hat zum Beispiel bestimmt neben der gewünschten Support-Leistung die Größe der Maschine den Preis. Es gibt Angebote für Maschinen mit zwei Prozessorsockeln und für Hardware mit mehr als zwei Sockeln. "Wir berechnen pro physikalischem Server eine Subscription", so Jan Wildeboer, EMEA Open Source Evangelist bei Red Hat. "Dabei ist es zum Beispiel egal, wie viele virtuelle Server auf der Maschine laufen."