Die GMD schaffte in Bonn neue DV-Kapazitäten

Welche technische Infrastruktur braucht ein Rechenzentrum?

30.01.1976

Moderne elektronische Datenverarbeitungsanlagen benötigen eine umfangreiche technische Infrastruktur, die mit fortschreitender Miniaturisierung und Integration der elektronischen Bauelemente nicht weniger komplex geworden ist. Die Planung der technischen Infrastruktur hat nicht nur rein technische, sondern auch terminliche, räumliche, finanzielle und organisatorische Belange zu berücksichtigen.

Die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung hat im Oktober nach zweijähriger Planungszeit in Bonn-Bad Godesberg, Riemenschneiderstraße 11, ein neues Rechenzentrum eröffnet.

Ausgerüstet ist es zur Zeit mit einer IBM/370-1581 100 Mio.-Bytes-Platten vom Typ 3330, Bandgeräten (1600/800 bpi), lokalen Bildschirm-Terminals und Anschlußmöglichkeiten für eine Vielzahl externer Arbeitsplätze. Betrieben wird die Anlage unter dem Betriebssystem VS2.3, dem aktuellsten System für IBM-Anlagen, mit denen parallel Batch- und Dialog-Arbeiten durchgeführt werden.

Als uns auf der Suche nach der geeigneten "Rechenzentrums-Unterkunft" Räume im Bürogebäude Bonn-Bad Godesberg, Riemenschneiderstraße 11, angeboten wurden, war die Planung der technischen Infrastruktur für ein anderes Gebäude relativ weit fortgeschritten. Dennoch schien es uns günstiger, die Vorbereitungen zugunsten des neuen Objekts abzubrechen und neu zu beginnen. Diese Entscheidung war beeinflußt durch den Umstand, daß das Gebäude in der Riemenschneiderstraße 11 bereits fertiggestellt und mit einigen brauchbaren, zum Betrieb eines Rechenzentrums erforderlichen Einrichtungen versehen war - außerdem ist die Lage im Fernsprechbereich Bonn und in unmittelbarer Nähe der Ministerien günstig. Die intensive Suche hatte gezeigt, wie schwer geeigneter Rechenraum zu finden ist, da die Anforderungen, die ein modernes Rechenzentrum an die, baulichen Gegebenheiten stellt, nur selten vorgefunden werden. Auch das Gebäude in der Riemenschneiderstraße hatte einige Mängel, die zu technischen Kompromissen zwangen.

Raum und Raumausbau

Der eigentliche Maschinenraum liegt im östlichen Trakt des Erdgeschosses. Der Grundriß des Raumes ist T-förmig. Vom DV-Raum zugänglich sind das Bandlager, der Techniker- und der. Terminalraum. Die Fenster befinden sich an der östlichen und südlichen Seite des Raumes. Sie sind isolierverglast und mit außenliegendem Sonnenschutz versehen. Das sind die Maße des Maschinensaales und der angrenzenden Nebenräume:

-Maschinenraum 256 m(2)

-Bandlager 23 m(2)

-Technikerraum 15 m(2)

-Terminalraum 37 m(2)

Die lichte Höhe beträgt überall 2,85 m, die Tragfähigkeit des Unterbodens 1000 kp/m(2).

Die wichtigsten Ausbaumaßnahmen waren: Installation eines Doppelbodens, einer abgehängten Decke und einer Wandverkleidung.

Der Doppelboden konnte vom Vormieter übernommen werden. Es ist ein mit Kunststoff-Fliesen belegter Holzboden (Rastermaß 75 cm x 75 cm) mit Zentralverschluß. Die Unterkonstruktion besteht aus mit dem Rohboden verklebten Aluminiumständern, die zum Ausgleich von Bodenunebenheiten in der Höhe verstellbar sind. Die lichte Höhe beträgt 40 cm, die Tragfähigkeit ist größer als 1000 kp/m(2). Da der Boden als Zuluftboden ausgeführt werden sollte, wurden rund 25 Prozent der Bodenplatten gegen Lüftungsplatten ausgetauscht und der Unterboden mit einem abriebfestem Anstrich versehen. Die abgehängte Decke hat ähnliche Funktionen wie der Doppelboden. Sie erleichtert die Installation der Leuchten und Feuermelder und kann zur Führung der Rückluft eingesetzt werden. Auch die abgehängte Decke konnte vom Vormieter übernommen werden. Sie besteht aus einer Haltekonstruktion, an der gelochte Metallkassetten befestigt werden. Auf der Rückseite wurden geschlitzte Schaumstoffmatten verklebt, um eine bessere Schalldämpfung zu erzielen. Über den wärmeintensiven Maschinen wurden die Metallkassetten gegen Abluftgitter eingetauscht.

Klimatisierung

Die Wandverkleidung trägt entscheidend zum Gesamteindruck des Raumes bei. Sie wurde jedoch hauptsächlich aus Gründen der Schalldämpfung installiert und besteht aus limbafurnierten Platten, die mit Mineral, wolle hinterlegt sind. Von der abgehängten Decke und vorn Doppelboden sind sie durch einen zehn Zentimeter breiten schwarzen Streifen abgesetzt.

Die im Rechenzentrum installierte Klimaanlage ist ein Einkreis-System für konstantes Raumklima. Die klimatisierte Zuluft wird dem Raum durch den Doppelboden über Lüftungsplatten zugeführt und durch die abgehängte Decke wieder abgesaugt. Die Klimaanlage besteht aus vier im DV-Raum aufgestellten Klimaschränken, die zusammen eine Kühlleistung von 236 000 Kcal/h und eine Luftleistung bis maximal 72 000 m(3)/h besitzen. Die für die Klimatisierung ungünstige Form des DV-Raumes erzwingt eine Aufteilung des Regelbereiches in zwei Zonen, die unabhängig voneinander klimatisiert werden. Ein 6-Farberschreiben registriert laufend die Klimawerte (Temperatur und Feuchte) im DV-Raum. Das Überschreiten eines Grenzwertes wird optisch und akustisch angezeigt. Die Verflüssigung des Kältemittels erfolgt auf dem Flachdach des Gebäudes durch vier luftgekühlte Kondensatoren. Bei eingeschalteten Datenverarbeitungsanlagen sorgen zwei Kältemittel-Heizungen für die erforderliche Heizleistung. Im Prinzip funktioniert die Kältemittelheizung so:

Die Trocknung der Luft erfolgt durch Unterkühlung der Luft unter den Taupunkt. Da dieser wesentlich tiefer liegt als die geforderte Raumtemperatur, ist ein anschließendes Aufheizen der Luft erforderlich. Man nützt zu diesem Zweck die im Kältemittel gespeicherte Wärme, die sonst über Verflüssiger abgeführt wird. Auf diese Weise wird ein Teil der im Maschinenraum anfallenden Wärme zurückgewonnen: Berechnungen haben ergeben, daß die Mehrkosten einer Kältemittelheizung durch die Ersparnis der Energiekosten schon im ersten Betriebsjahr aufgewogen werden.

Sind die EDV-Anlagen abgeschaltet, kann eine zusätzliche Pumpenwarmwasserheizung in Betrieb genommen werden. Die Klimatisierung der Nebenräume erfolgt mit der Luft des Maschinensaales über im Bereich der abgehängten Decke installierte Ventilatoren. Die abgehängte Decke in der Nebenräumen dient also als Zuluftdecke. Das Papierlager im Keller wird ebenfalls mit Raumluft versorgt.

Die Sicherung der erheblichen Sach(..)ie in einem Rechenzentrum macht automatisch wirkende Feuermeldanlage erforderlich. Die im Überwahungs-Rechenzentrum installierte Anlage ist mit fünf Meldeschleifen insgesamt 46 Ionisations-Feuerwerk ausgerüstet. Ein Feueralarm wird optisch und akustisch angezeigt. Die optische Anzeige erlaubt eine schnelle Lokalisierung des Brandes, da obwohl die Schleife als auch der Melder den Alarm ausgelöst hat, angezeigt werden. Der akustische Alarm zeigt durch zwei Starktonglocken, die im Maschinenraum installiert sind. Beim Feueralarm wenden die Klimaanlagen automatisch abgeschaltet. Der und der Abluftkanal zum Papier(..) werden mit Feuerklappen verflossen, um ein Übergreifen des (..)ers zu verhindern. Ein Feuer(...)ptmelder mit automatischer Wei(..)eitung des Alarms an die örtliche Feuerwehr wurde beantragt.

*Bodo Streeck ist Mitarbeiter der Technischen Abteilung (TA) der Gesellschaft für Mathematik-Datenverarbeitung MBH Bonn und war Matematikleiter für die Planung des neuen Rechenzentrums in Bonn-Bad Godesberg verantwortlich.