"Fachkräftemangel sichert Arbeitsplätze"

Welche IT-Jobs die Finanzkrise überleben

16.10.2008
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Obgleich die angespannte Lage auf den Finanzmärkten die ITK-Branche sicherlich Jobs kosten wird, gibt es Wachstumsbereiche.

Die sinkenden IT-Budgets gerade in den USA haben zu einer großen Unsicherheit geführt. Viele ITler fragen sich, ob ihre Arbeit auf Dauer noch sicher ist oder ob sie sich am besten eher heute als morgen thematisch umorientieren sollen. Es gibt gute Nachrichten: So stark wie die Banker oder Verkäufer trifft es IT-Fachkräfte nicht, sagt John Challenger vom Personaldienstleister Challenger, Gray & Christmas: "Jedes Unternehmen braucht seine IT. Diese Unverzichtbarkeit ist ein unschätzbarer Vorteil für die dort arbeitenden Fachkräfte." Die Branche wird in seinen Augen nur am Rande von der sinkenden Investitionsbereitschaft tangiert. "Schauen Sie sich die Stellenanzeigen an - IT-Jobs nehmen sogar zu", so Challenger.

Sein Unternehmen veröffentlichte kürzlich eine Aufstellung von Arbeitsbereichen, die die derzeitige Lage weitestgehend unbeeindruckt überstehen werden: Darunter befinden sich die klassischen Software-Entwickler, Netzwerk- und Systemadministratoren, Softwaretester und Datenbankadministratoren. Andere Beratungshäuser wie Robert Half Technology setzen ähnliche Akzente: Virtualisierungsspezialisten, VoIP- und Netzwerkprofis, Data-Warehousing-Fachkräfte und auch Web-2.0-Experten würden nach wie vor nicht nur in den USA stark nachgefragt und gut bezahlt, so Vice President Jennifer Mauney gegenüber der CW-Schwesterpublikation "InfoWorld". Jobs auf niedrigerer Ebene wie Projektleiter oder Programmierer würden in Zukunft wohl stärker ausgelagert, die höhergestellten Positionen aber in jedem Fall weiterhin inhäusig existieren, so Barry Lawrence, Karriereberater beim Web-Angebot JobFox.

Lebenslanges Lernen

Lawrence rät Berufseinsteigern, sich vornehmlich dort zu bewerben, wo praktische Trainings von Anfang an zum Arbeitsalltag gehören. Da durch die fallenden Budgets viele Unternehmen kein Geld mehr in die Hand nähmen, ihren Nachwuchs an geeigneten Fortbildungseinrichtungen außerhalb des eigenen Unternehmens auszubilden, seien häufige Workshops die beste Möglichkeit, diese Lücke zu füllen. "Sie müssen sich selbst um ihre Ausbildung kümmern - der Arbeitgeber wird sich noch weiter aus seiner Verantwortung stehlen, weil ihm das Geld fehlt", warnt der Karriereberater. Auch die Entwicklung der eigenen Soft Skills sei für alle ITler - gleich ob Einsteiger oder 'alter Hase' - eine Art Arbeitsplatzversicherung.

Wer in einem zukunftsfähigen IT-Job arbeitet, sich stets weiterbildet und trotzdem nicht sicher ist, ob die Arbeitsstelle noch lange erhalten bleibt, kann nur noch eines tun: die Finanzkrise aussitzen und das Beste hoffen. Lawrence fasst zusammen: "Viele ITler werden in den kommenden Jahren ihr Rentenalter erreichen, von unten kommt nur wenig nach. Es klingt zwar zynisch, aber der Fachkräftemangel sichert viele ITlern mittel- und langfristig den Arbeitsplatz."