Fehlende Netzeffekte, Enterprise-Software, Compliance, Hierarchie

Welche Faktoren das Enterprise 2.0 ausbremsen

04.06.2009
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Komplexe Enterprise-Software

Für die ersten Gehversuche setzen Fachabteilungen zwar gängige Web-2.0-Tools wie Wordpress für Blogs oder TWiki und Mediawiki ein. Sobald das Thema Enterprise 2.0 strategischen Charakter erhält, fällt in der Regel die Entscheidung für komplexere Plattformen. Zu den erfolgreichsten unter ihnen zählt Microsoft Sharepoint.

Der Sharepoint-Server versammelt neben Collaboration-Tools eine Reihe weiterer Funktionen und Module.
Der Sharepoint-Server versammelt neben Collaboration-Tools eine Reihe weiterer Funktionen und Module.
Foto: Microsoft

Das System aus Redmond bietet zwar einige integrierte Collaboration-Anwendungen, sein Konzept stammt aber aus der Zeit vor dem Web 2.0. Es beschränkt sich nicht auf Funktionen zur Teamarbeit, sondern integriert eine ganze Palette mehr oder weniger dazu passender Komponenten für Portale, Suche, Formulare, Content-Management und analytische Applikationen. Aber gerade bei den Tools zur Zusammenarbeit zeigt es Schwächen, weil etwa die Module für Blogs und Wikis hinter den Möglichkeiten der bekannten Standalone-Werkzeuge zurückbleiben. Mitarbeiter, die privat bloggen oder sich an der Wikipedia beteiligen, und daher eine führende Rolle einnehmen könnten, werden damit nicht glücklich.

Beschränkte Reichweite

Das größte Manko von Enterprise-Implementierungen besteht darin, dass sie Web-2.0-Anwendungen in ihrer Reichweite und in ihren Möglichkeiten einschränken. Dabei liegt der besondere Nutzen von Social Software gerade darin, dass sie Netzwerkeffekte erzeugen kann. Wie der Gebrauchswert eines Telefonsystems mit der Zahl der angeschlossenen Apparate steigt, so profitieren auch Weblogs, Wikis und erst recht soziale Netzwerke von einer möglichst großen Zahl an potenziellen Teilnehmern. Mit zunehmender Reichweite eines Weblogs steigt die Chance, wertvolle Kommentare auf Postings zu erhalten, beispielsweise um ein Problem zu lösen. Je größer die Population in einem sozialen Netzwerk ist, desto mehr Möglichkeiten bestehen, passende Kontakte zu knüpfen. Ähnliches gilt für Metadaten auf Basis von Tags oder Social Voting und Ranking.

Der Nutzen von Social Software steigt mit der Zahl der Teilnehmer.
Der Nutzen von Social Software steigt mit der Zahl der Teilnehmer.

Mit der Adaptierung von Web-2.0-Tools für das Enterprise finden diese in der Regel ihre Grenze an der Firmen-Firewall. Für Unternehmen in der Größe der IBM, die mit 400 000 Mitarbeitern der größte Anwender ihrer eigenen Enterprise-2.0-Software "Lotus Connections" ist, mögen sich trotzdem ausreichende Skaleneffekte einstellen. Für den Mittelstand trifft das für soziale Netzwerke wohl kaum zu.

Die Erfahrungen mit Collaboration-Tools im Web zeigen zudem, dass dort die große Mehrheit Angebote nur konsumiert, eine Minderheit gelegentlich etwas beiträgt und nur eine kleine Gruppe aktiv an einem Projekt mitarbeitet. Selbst große Unternehmen müssen diese 90-9-1-Regel durchbrechen, um Enterprise-2.0-Vorhaben erfolgreich umzusetzen.