Der Krise trotzen

Welche Entwickler noch Chancen haben

16.03.2010
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Mehr Chancen durch Soft Skills und Weiterbildung

Bessere Aussichten haben dagegen Softwareentwickler, die produkt- und prozessnah arbeiten, meinte Röder auf dem COMPUTERWOCHE-Karrierezentrum. Sie werden in Industrieunternehmen nachgefragt. Insbesondere Wirtschaftsinformatiker mit kommunikativen Fähigkeiten und Branchenwissen seien begehrt und würden gebraucht, um IT-Projekte zu planen. Anwendungsentwickler werden laut Röder vor allem im Embedded-Software-Umfeld nachgefragt, für Entwickler klassischer Systemsoftware ist der Bedarf gering. "Alle kundennahen Leistungen müssen vor Ort erbracht werden", sagte Dieter Berz, Deutschland-Chef von Cognizant. Ein Beispiel sei die Abnahme der Software. Indien sei für Cognizant aber nicht nur Backoffice, sondern "integraler Bestandteil der Lieferkette": "In Offshore-Zentren kann man mehr Talente bündeln. Da sie günstiger sind, kann man sie auch vorhalten und dann schnell auf Kundenwünsche reagieren." Für alle Mitarbeiter heiße das, dass sie sich Englisch mündlich und schriftlich klar ausdrücken und auch lokale Branchenunterschiede kennen müssen. Auch Accenture nutzt die Offshore-Zentren dazu, Skills in einer bestimmten Region zu bündeln.

Holger Röder, A.T. Kearney: 'Der Bedarf an Entwicklern von klassischer Systemsoftware ist gering.'
Holger Röder, A.T. Kearney: 'Der Bedarf an Entwicklern von klassischer Systemsoftware ist gering.'

Wer als hiesiger Entwickler seine Position sichern will, sollte sich weiterbilden. "In Sachen Weiterqualifizierung gibt es großen Nachholbedarf. Vielfach verlieren die Leute schon fünf bis acht Jahre nach dem Hochschulabschluss den technischen Anschluss", gab Röder zu bedenken. Für Thomas Martin von GFT ist Weiterbildung nicht nur eine Frage der Eigeninitiative, sondern auch des Freiraums: "Firmen müssen die Freiräume schaffen, in denen sich die Entwickler qualifizieren können." Im Alltag bedeutet das, die Mitarbeiter auch mal aus dem Projekt herauszunehmen, um diesen Freiraum zu schaffen. Bei GFT plant ein Mentor die Weiterbildung für sechs bis acht Mitarbeiter, diese findet vor allem in Zeiten zwischen den Projekten statt. Martin empfiehlt eine Spezialisierung auf Technologien, die in mehreren Branchen angewendet werden, oder auf Komponenten und Produkte wie SAP. Röder rät Entwicklern dazu, sich Branchen- und Prozesswissen aufzubauen. Auch in den Augen von Accenture-Manager Mang können sich Entwickler vor allem in Richtung Design, Architektur oder Geschäftsprozesse entwickeln. Der Wechsel vom Programmierer zum Berater sei indes "viel schwieriger als noch vor zehn Jahren". Der Grund dafür: "Die Anforderungen in beiden Berufen sind stark gestiegen."