Der Krise trotzen

Welche Entwickler noch Chancen haben

16.03.2010
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Je mehr der Entwickler mit dem Kunden zu tun hat, desto schlechter lässt sich sein Job auslagern. So haben hiesige Programmierer auch in Zeiten von Offshoring eine Zukunft.
Dieter Berz, Cognizant: 'Die kundennahen Leistungen müssen vor Ort erbracht werden.'
Dieter Berz, Cognizant: 'Die kundennahen Leistungen müssen vor Ort erbracht werden.'

Ein Blick auf die nackten Zahlen kann ernüchternd sein. 500 Mitarbeiter will die IT-Beratung Accenture in Deutschland in den nächsten zwölf Monaten einstellen und gehört damit zu den Unternehmen, die hierzulande den größten Bedarf an IT-Personal haben. In Indien rekrutiert Accenture auch 500 Mitarbeiter, allerdings binnen einer Woche. Insgesamt sollen dort 10.000 Stellen geschaffen werden. Kein Einzelfall. Der US-amerikanische Offshore-Spezialist Cognizant hat allein im vierten Quartal 2009 auch 10.000 Inder an Bord geholt, in Deutschland bewegt sich die Zahl der Neueinstellungen bei etwa 100.

Frank Mang, Accenture: 'Wir stellen in Indien 10 000 Mitarbeiter ein.'
Frank Mang, Accenture: 'Wir stellen in Indien 10 000 Mitarbeiter ein.'

Angesichts solcher Zahlen drängt sich die Frage auf, ob hiesige Entwickler im Zeitalter von Offshore und Outsourcing überhaupt noch eine Perspektive haben. Antworten darauf suchten Experten auf dem Karriereforum der COMPUTERWOCHE auf der CeBIT. Frank Mang, Executive Partner von Accenture, und Holger Röder, Partner bei A.T. Kearney, waren sich einig, dass der reine Programmierer, der nur fachliche Anforderungen in Programme umsetzt, mittelfristig schlechte Aussichten hat. Dazu Röder von A.T. Kearney: "Technische Entwickler werden zwar noch in Software- und Beratungshäusern gebraucht, sie müssen sich aber zunehmend dem globalen Wettbewerb stellen." Und der ist hart, schließlich warten vor allem in Indien sehr viele, gut qualifizierte und viel billigere Softwareentwickler auf ihren Einsatz. Accenture-Manager Mang verglich die Entwicklung der IT-Branche mit derjenigen der Fertigungsindustrie: "Im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung werden gewisse IT-Bereiche in Billiglohnländer verlagert. So wie es heute auch keine Textilindustrie in Deutschland mehr gibt."

Wie viele der klassischen Entwicklungsaufgaben hierzulande schon weggebrochen sind, zeigt das Beispiel von GFT. Ende der 90er Jahre entwickelte der mittelständische IT-Dienstleister mit Hauptsitz im Schwarzwald ein Online-Banking-System - zu 100 Prozent in Deutschland. Die Neuauflage der Software wurde jüngst zwar noch hier geplant, die Komponenten aber schon in der spanischen Niederlassung entwickelt und das Codieren den günstigeren Mitarbeitern in Brasilien überlassen.