Goodbye Covid?

Welche Business-Events Sie sich sparen sollten

Kommentar  30.06.2022
Von 


Steven J. Vaughan-Nichols schreibt für unsere US-Schwesterpublikation Computerworld. Er beschäftigte sich bereits mit Business und Technologie als 300bps noch Highspeed war.
Eventuell fühlt es sich für Sie so an, als wäre die Pandemie vorbei. Das ist nicht der Fall.
Eine Aufnahme von der RSA Conference 2022 in San Francisco. Business-Events wie diese sollten Sie vermeiden - meint unser Autor.
Eine Aufnahme von der RSA Conference 2022 in San Francisco. Business-Events wie diese sollten Sie vermeiden - meint unser Autor.
Foto: RSA Conference / Flickr.com

In den letzten Jahren war ich im Schnitt fast 160.000 Kilometer pro Jahr auf Geschäftsreise und habe unzählige Linux-, Open-Source- und Cloud-Konferenzen besucht. Das änderte sich mit Covid-19: Alle paar Tage in den Supermarkt, das waren die einzige "Reisen", die ich in der Anfangszeit unternahm. Inzwischen bin ich wieder verstärkt unterwegs.

"Covid trübt das Gehirn"

Dennoch kann ich Ihnen absolut nicht empfehlen, wieder auf Normalbetrieb in Sachen Geschäftsreisen und Business-Konferenzen umzuschalten. Der Grund: Das ist nur vermeintlich sicher. Die Gesundheitsbehörden in vielen Ländern erfassen die Infektionsfälle schlicht nicht besonders akkurat. Das ist in etwa so, als würde man sich die Augen verbinden, bevor man ins Auto steigt und dann glauben, man wäre sicher, weil man keine anderen Autos mehr sehen kann.

Zur Erinnerung: Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für einen schweren oder gar tödlichen Verlauf mit einer Impfung sinkt, kann das Long-Covid-Syndrom Ihre Gesundheit auf unbestimmte Zeit mitunter stark beeinträchtigen. Eine aktuelle Studie zum Thema Long Covid kommt zu dem Ergebnis, dass eine Infektion zu anhaltenden kognitiven Symptomen und Problemen führen kann. Nur ein Drittel der befragten Teilnehmer gab an, nach sechs Monaten symptomfrei zu sein. Dabei hatte kein Teilnehmer eine neurologische Vorerkrankung vorzuweisen.

Der "San Francisco Chronicle" formuliert das Ergebnis der Studie folgendermaßen: "Covid trübt das Gehirn für mindestens ein halbes Jahr: Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Gedächtnisstörungen und Konzentrationsschwäche bleiben bis zu sechs Monate nach einem leichten oder mittelschweren Fall bestehen."

Bühne frei für Super-Spreader

Da ich als Journalist von meinem Verstand lebe, kann ich es mir nicht leisten, ein halbes Jahr lang (oder länger) noch zerstreuter zu sein, als ich es ohnehin schon bin. Dennoch besuche ich inzwischen wieder Konferenzen, etwa den Open Source Summit in Austin, Texas (diese Zeilen sind im Konferenzhotel entstanden). Allerdings bin ich inzwischen vierfach geimpft und trage konsequent eine FFP2-Maske in Innenräumen. Der Event in Austin setzt (wie beispielsweise auch die KubeCon in Valencia, Spanien) voraus, dass alle Teilnehmer geimpft sind und Masken tragen. Zudem besteht die Pflicht, vor dem Einlass Fieber messen zu lassen. Schlägt das Thermometer an, geht es in die Hotelquarantäne.

Der Veranstalter der KubeCon Europe - die Cloud Native Computing Foundation (CNCF) - hat die Covid-19-Testresultate ihrer Teilnehmer getrackt. Das Ergebnis: Von etwa 7.000 Besuchern wurden 121 positiv getestet. Das entspricht etwa 1,7 Prozent. Nun war die KubeCon aber in Sachen Covid eine eher restriktive Veranstaltung.

Wie läuft es jedoch, wenn der Schutz vor Corona weniger streng gehandhabt wird? Um es vorwegzunehmen: Nicht so gut. Beispielsweise hielt die Society for Academic Emergency Medicine (passend, oder?) ihre Jahrestagung im Mai 2022 in New Orleans, USA ab. Die Schutzmaßnahmen waren gelinde gesagt lax. Hierbei wurden zwischen 18 und 67 Prozent der rund 3.000 Teilnehmer positiv getestet.

Glücklicherweise schreibe ich - normalerweise - nicht über Gesundheitsthemen. Würde ich es tun, hätte ich mich geweigert teilzunehmen. Ich habe allerdings in Erwägung gezogen, die RSA-Sicherheitskonferenz in San Francisco zu besuchen - bis ich einen Blick auf den Maßnahmenkatalog der Veranstaltung geworfen habe. Der ließ nur den Schluss zu, dass die RSA zwar Security sehr ernstnimmt, Covid allerdings nicht: Die Inzidenzen in San Francisco waren erheblich gestiegen, dennoch war das Tragen einer Maske nicht obligatorisch. Ich habe auf eine Teilnahme verzichtet und bin froh, das getan zu haben, denn im Nachgang wurde die Konferenz zum Super-Spreader-Event erklärt.

Falls Sie gezwungen sind, an Veranstaltungen teilzunehmen und zu reisen, kann ich Ihnen nur ans Herz legen, sich bestmöglich zu schützen, Abstand zu halten und eine Maske in Innenräumen zu tragen. Wenn Sie nicht reisen müssen, bleiben Sie einfach zu Hause. Eventuell sind Sie am Ende froh darüber. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.