Dieter Vogel bei Aufsichtsratswahl gescheitert

Weitere Posse bei Mobilcom

24.01.2003
MÜNCHEN (CW) - Das Gerangel hinter den Kulissen bei der angeschlagenen Telefongesellschaft Mobilcom hat erneut die Wahl eines neuen Aufsichtsratsvorsitzenden verhindert. Der von den Gläubigerbanken, dem Bund und Großaktionär France Télécom favorisierte Ex-Thyssen-Chef Dieter Vogel konnte auch im dritten Anlauf nicht die erforderliche Mehrheit des Gremiums auf sich vereinigen.

Die Wahl Vogels galt Insidern zufolge am Montag dieser Woche nach längeren Querelen eigentlich als Formsache - und ging dennoch erneut schief. Einer der vermeintlich "sicheren Kandidaten", die im zwölfköpfigen Mobilcom-Aufsichtsrat angeblich für Vogel votieren wollten, fiel abermals um. Spekulationen zufolge soll es sich dabei um einen der sechs Arbeitnehmervertreter gehandelt haben, der für den überraschend ebenfalls zur Wahl angetretenen Ex-Debitel-Chef Joachim Dreyer gestimmt habe. Vogel fehlte deshalb zur notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit eine Stimme.

Mit der Kandidatur Dreyers und dem erneuten Scheitern der Wahl Vogels als Aufsichtsratschef ging der Machtkampf bei Mobilcom in seine vermutlich vorletzte Runde. Der frühere Debitel-Frontmann war von Mobilcom-Gründer Gerhard Schmid in den Aufsichtsrat geholt worden und gilt als einer seiner wenigen Vertrauten, die noch im Unternehmen verblieben sind. Schmid, der Gerüchten zufolge aufgrund der Verpfändung eines Großteils seiner Mobilcom-Anteile (rund 37 Prozent) und des inzwischen eingetreteten Kursverfalls immens verschuldet ist, liefert sich seit seinem im November vergangenen Jahres erzwungenen Rücktritt als Vorstandsvorsitzender eine regelrechte Schlammschlacht mit dem Mobilcom-Management und den Gläubigerbanken. So betreibt er mehr oder weniger offen die Ablösung des seiner Meinung nach unfähigen Vorstandschefs Thorsten Grenz. Gleichzeitig hat er den Treuhändervertrag mit Ex-RTL-Chef Helmut Thoma gekündigt, an den er im Zuge der geplanten Sanierung des Unternehmens eigentlich seine Anteile übertragen sollte. Die Kündigung des Vertrags ist aber nach Meinung von Juristen nicht rechtswirksam.

Inwieweit nun die Rettung des mit über sieben Milliarden Euro verschuldeten Unternehmens gefährdet ist, dürfte die für den 27. Januar anberaumte außerordentliche Hauptversammlung zeigen. Dort sollen die Aktionäre über den mit dem Bund, France Télécom und den Gläubigerbanken ausgehandelten Sanierungsplan abstimmen. Eine überzeugende Mehrheit ist nach Ansicht von Beobachtern trotz des "Störfeuers" Schmids gewiss. Vogel, dessen Bestellung als neuer Mobilcom-Aufsichtsratschef von France Télécom eigentlich zur Bedingung für die Übernahme eines Großteils der Mobilcom-Schulden gemacht wurde, will jedenfalls ein viertes Mal zur Wahl antreten. (gh)