Weit entfernt vom Enterprise 2.0

03.11.2009

Enterprise 2.0 gilt als Megatrend. Solange allerdings Berater extrem Enterprise-1.0-gemäße Ratschläge zur Nutzung von Social Media in Unternehmen geben, bleibt das Enterprise 2.0 ein Traum.

Von IT-Unternehmensberatern wird immer mal wieder kritisiert, dass Mitarbeiter in den Unternehmen zu viel Zeit mit dem Internet verplempern. Die aktuelleste Untersuchung dazu stammt von dem britischen IT-Serviceanbieter Morse, der durch die Befragung von gut 1400 Büroangestellten herausgefunden haben will, dass die britischen Unternehmen jährlich knapp 1,4 Milliarden Pfund an Produktivitätsverlust durch twitternde und Social-Media-verrückte Mitarbeiter erleiden. Twitter und Social Networks erscheinen als Produktivitätsvernichter Nummer eins. Doch bei näherer Betrachtung ist das völliger Unsinn: Zunächst einmal teilen sich alle britischen Unternehmen die festgestellten Verluste. Bei rund 2,2 Millionen Companies bleibt pro Unternehmen noch ein Produktivitätsminus von knapp 627 Pfund pro Jahr.

Der zweite Grund wiegt schwerer: Wie sollen Unternehmen und ihre Mitarbeiter denn lernen, die neuen Dienste und Interaktionsmöglichkeiten für ihre Unternehmen zu nutzen oder auf ihre Bedürfnisse anzupassen, wenn sie nicht damit umgehen dürfen?

Unternehmen, die den Zugang zu Facebook oder andern Social-Media-Netzen sperren, machen deshalb etwas grundverkehrt. Sie setzen nach wie vor auf hierarchische Unternehmensmodelle, in denen Mitarbeitern gesagt wird, was sie zu tun haben und was nicht. Das ist die schlechtest denkbare Voraussetzung für große Umwälzungen. Kollaborative Modelle, die von verantwortungsvollen Mitarbeitern ausgehen, sind da viel effizienter. Deshalb sollten Unternehmen den Mitarbeitern nicht verbieten, privat zu surfen oder Social Networks zu nutzen. Ein paar Richtlinien, am besten von den Mitarbeitern selbst erarbeitet, helfen hier sehr viel weiter als Verbote.