Weihnachtseinkauf im Netz boomt

05.12.2002
Von Bettina Wirth
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der mit Umsatzrückgängen kämpfende Einzelhandel hofft auf das Weihnachtsgeschäft, besonders im Online-Segment. Marktexperten glauben, dass die Umsätze in Europa erstmals höher liegen werden als in den USA.

Einer Studie des Marktforschungshauses Gartner G2 zufolge werden die Europäer im vierten Quartal für 15,8 Milliarden Dollar online shoppen gehen. Das Weihnachtsgeschäft im Vorjahr belief sich auf rund neun Milliarden Dollar Umsatz. Für die USA erwarten die Experten einen Umsatz von 15,7 Milliarden Dollar, im Vergleichszeitraum des Vorjahres gaben die US-Amerikaner 11,9 Milliarden Dollar für Geschenke aus dem Netz aus. Damit wächst das europäische Einkaufsvolumen laut Gartner um 74,7 Prozent, während der amerikanische um 32,1 Prozent zulegen kann. Weltweit rechnen die Analysten mit einem Umsatz von 38 Milliarden Dollar, das entspricht einem Plus von 48 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Auch der Hauptverband des deutschen Einzelhandels schließt sich den optimistischen Prognosen an. Olaf Roik, dem E-Commerce-Experten des Verbandes zufolge, soll der Umsatz im deutschen Online-Weihnachtsgeschäft dieses Jahr auf acht Milliarden Euro steigen. Letztes Jahr bestellten die deutschen Surfer Weihnachtsgeschenke im Wert von fünf Milliarden Euro. „Der weihnachtliche Online-Handel macht dieses Jahr zehn Prozent vom gesamten Jahresumsatz aus“, prognostiziert Roik. Artikel aus dem Niedrigpreissegment wie Bücher oder CDs gelten nach wie vor als die beliebtesten Produkte. Die Zeiten, in denen Kunden das Internet nur zur Schnäppchenjagd nutzten, seien jedoch vorbei: „Wer heute im Internet einkauft, hat Spaß dabei. Der Kunde tut das nicht, weil es billig ist, sondern weil er den Erlebniseinkauf sucht, wo ihm zusätzliche Produktinformationen geboten werden.“

Das haben inzwischen auch die E-Commerce-Konzerne begriffen: Mit intelligenten Geschenkassistenten und Frühbestellerrabatten kämpft beispielsweise Amazon um das Weihnachtsgeld der Kunden. Der Online-Händler hofft im vierten Quartal auf 1,43 Milliarden Dollar weltweiten Umsatz. Das entspräche einem Wachstum von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Die Online-Plattform Quelle.de des Essener Handelsriesen Karstadt Quelle AG will zusehends höhere Preissegmente als bisher erschließen. Ähnlich seinem traditionellen Versandgeschäft setzt Quelle.de im Internet vom Sechserpack Socken für 8,95 Euro bis zum Wäschetrockner für 349,95 Euro eine bunte Produktpalette um. Optimistisch fällt der Ausblick auf das Weihnachtsgeschäft aus: Das Versandhaus geht von einer Umsatzsteigerung um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Der Anteil der Online-Bestellungen an den Gesamteinnahmen liegt

derzeit bei 13 Prozent.

Gerüstet für das Jahresendgeschäft zeigt sich auch Otto.de mit seinem Weihnachts-Shop. Ähnlich dem virtuellen Amazon-Assistenten bieten die Hamburger einen integrierten Geschenkefinder, der mit Ideen aushelfen soll. Der traditionelle Katalogversandhändler sieht sich bereits als weltweite Nummer zwei im E-Commerce hinter Amazon. Die globalen Online-Umsätze im Endkundengeschäft konnte Otto im vergangenen Geschäftsjahr um 56 Prozent von 1,1 Milliarden auf 1,7 Milliarden Euro steigern.