Weihnachtsaktionen brachten Stein ins Rollen

Weihnachtsaktionen brachten Stein ins Rollen Telekom läutet neue Runde im Preiskampf ein

08.01.1999
MÜNCHEN (CW) - Noch bevor die neuen Preise der Deutschen Telekom am 1. Januar 1999 in Kraft traten, ging der Ex-Monopolist mit einer weiteren Preissenkung für Ferngespräche in die Offensive. Damit reagierte die Telekom auf Weihnachtsaktionen einiger Wettbewerber, die Kunden an den Feiertagen besonders günstig oder sogar kostenlos telefonieren ließen.

Um ihren Marktanteil bei Ferngesprächen zu verteidigen, wird die Telekom ihre Preise 1999 nochmals senken. Ferngespräche sollen für sechs Pfennig pro Minute angeboten werden. Einzelheiten und Zeitpunkt der Änderung stehen aber noch nicht fest. Nach Angaben des Unternehmens gibt es zwei Möglichkeiten für die Umsetzung des Sechs-Pfennig-Tarifs: Zum einen könnte die Zeit für den günstigsten Tarif (bisher zwischen zwei und fünf Uhr morgens) auch auf den späteren Abend ausgedehnt werden. Die andere Variante wäre, daß der Kunde eine geringfügig erhöhte Grundgebühr bezahlt, um bereits am früheren Abend in den Genuß des Angebots zu kommen.

Den ausgearbeiteten Vorschlag muß die Telekom bei der Regulierungsbehörde zur Genehmigung vorlegen. Wie bei den bisherigen Tarifanträgen auch hat der Marktführer nachzuweisen, daß der Preis nicht unter den Eigenkosten liegt. Den aus der Verbilligung resultierenden Umsatzverlust will der Konzern damit kompensieren, daß bei niedrigeren Tarifen mehr und länger telefoniert wird.

Vermutlich hatten die Weihnachtsaktionen einiger Konkurrenten die Telekom unter Zugzwang gesetzt. Die kostenlosen oder zumindest verbilligten Angebote stießen auf großes Interesse. Nach Angaben der Viag Interkom haben allein an Heiligabend und am ersten Weihnachtsfeiertag je sechs Millionen Anrufer das Angebot mit einem Tarif von zehn Pfennig pro Minute genutzt. "Vor allem hat das Telefonieren bei uns auch tatsächlich geklappt", fügte der Sprecher hinzu.

Dieser Seitenhieb galt wohl Mobilcom: Die Company hatte mit kostenlosen Ferngesprächen geworben und war dann vom Ansturm überrollt worden. Angeblich kam es zu stundenlangen Wartezeiten. Ulrich Lissek, Pressesprecher der Telekom, kritisierte die Werbeaktion von Mobilcom als "Marketing-Gag mit großem Frustrationseffekt". Obwohl die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs Mobilcom noch vor den Feiertagen abgemahnt hatte, will das Unternehmen auch 1999 zwischen 19 und 24 Uhr für Gespräche, die eine Minute Dauer nicht überschreiten, Nulltarife einräumen. Zudem sollen sämtliche Ortsgespräche mit einer monatlichen Grundgebühr abgedeckt werden.

Außer der Sechs-Pfennig-Preisoffensive landete die Telekom noch einen weiteren Coup: Sie hat auch die Interconnection-Verträge zum Jahresende 1998 gekündigt, um über die ursprünglich bis Ende 1999 gültigen Vereinbarungen zur Zusammenschaltung der Netze neu zu verhandeln. Vor allem Billiganbieter wie Teldafax, Tele 2 und Westcom müssen mit erheblichen Aufschlägen rechnen.