Martina Koederitz

Weiblicher Nachwuchs ist wichtig für die IT-Industrie

19.08.2011
Die IT-Branche soll für Frauen attraktiver werden: Die Lenkerin von IBM Deutschland, Martina Koederitz, will sich dafür stark machen. Das sei wichtig für die Herausforderungen in der Zukunft.
Martina Koederitz, Deutschlandchefin der IBM
Martina Koederitz, Deutschlandchefin der IBM
Foto: IBM

Die IBM-Deutschlandchefin Martina Koederitz setzt bei den großen Zukunftsthemen der Computer- und Softwarebranche auch auf mehr Weiblichkeit. "Natürlich wird es wichtig sein, dass wir nicht nur Männer, sondern eben auch zunehmend weibliche Talente dafür begeistern können, aktiv mitzugestalten", sagte Koederitz der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. Seit Mai steht sie als erste Frau an der Spitze der Deutschland-Tochter des Technologiekonzerns.

Den Beruf attraktiver für Frauen zu machen, könne aber nicht im Handumdrehen gelingen. "Die Historie war - vielleicht auch von der ganzen Ausbildung her - prädestiniert für ein männlich dominiertes Bild", sagte die Top-Managerin, die in der Führungsetage nur Männern gegenübersitzt und nicht groß über eine Frauenquote reden möchte.

Sie sei zuversichtlich, dass erste Weichen gestellt seien. "Ich glaube auch, dass wir schon einen großen Schritt gemacht haben, die Berufsbilder rund um die Informations- und Kommunikationstechnologie interessanter zu gestalten." Die Herausforderungen seien schließlich längst andere als zu den Anfängen der IT-Branche. "Es ist eben heute weit mehr als das Kabelziehen im doppelten Boden, das Montieren einer Maschine oder das Programmieren einer neuen Anwendung. Wir reden darüber: Wie können intelligente Systeme für die Zukunft und intelligente Lösungen für die Herausforderungen von morgen entwickelt werden? Um, wie wir sagen, die Welt ein Stück smarter, ein Stück besser zu machen", erläuterte Koederitz.

"Von daher glaube ich, dass der Blick auf die Informations- und Technologieindustrie von heute ein deutlich attraktiverer ist - im Hinblick auf Gestaltung, Kreativität und Innovationen". IBM wolle generell mehr Frauen für das Unternehmen begeistern und ist eigenen Angaben zufolge dementsprechend aktiv auf dem Arbeitsmarkt. Über den Frauenanteil der rund 21 000 Beschäftigten in Deutschland spricht IBM nicht. Weltweit habe er 2010 bei etwa 28 Prozent gelegen - so hoch wie 2006. Bei den Führungskräften war 2010 jede vierte eine Frau.

Als zentrale Zukunftsthemen nannte Koederitz Energie, Mobilität, Gesundheit, Telekommunikation und Handel. IBM spüre, dass aktuell verstärkt in der Energiebranche, Autoindustrie, Telekommunikation und dem Gesundheitsbereich investiert werde. Zahlen zum Geschäftsverlauf in Deutschland nennt das Unternehmen prinzipiell nicht. "Wir haben im zweiten Quartal positiv zum Gesamtergebnis des Unternehmens beitragen können", sagte sie. "Was uns in Deutschland von anderen Regionen unterscheidet, ist vor allem der starke deutsche Mittelstand."

Viele der großen Zukunftsfragen seien noch offen. "Wir wissen heute alle nicht, wie das Thema Mobilität künftig aussehen wird. Wir kennen die ambitionierten Ziele, wie viele E-Autos bis 2020 im Markt sein sollen. Wir erkennen die Chancen der Nutzung hinsichtlich regenerativer Energien." Zentral sei: "Wie schauen jetzt wirklich die nächsten Umsetzungsziele aus und welche Herausforderungen werden auf dem Weg dorthin noch zu bewältigen sein?"

Das eher abstrakte Thema IT rund um Rechnerkapazitäten, Server, Programmierung und zugehörige Dienstleistungen habe oft mehr Bezug zur Alltagswelt als vermutet. Die IBM-Partnerschaft mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum sei ein Beispiel: "So sollen mit Hilfe der Informationstechnologie neue Erkenntnisse zum Beispiel für die Diagnose von Krebserkrankungen, aber auch für die speziell auf den Einzelnen zugeschnittene Therapie gewonnen werden. Das wird ein wichtiger Trend werden", sagte die Vorsitzende der Geschäftsführung.

Generell werde es künftig mehr Kooperation geben. Das sei etwa bei der Energieversorgung von Morgen nötig, die ohne Atomkraft, aber mit unberechenbaren Quellen wie Wind und Sonne laufen soll. "Wir beschäftigen uns auch mit der Frage, wie Energieströme von der Erzeugung bis zum Verbrauch intelligenter gemessen, gesteuert, optimiert und kontrolliert werden können." Eine erste Idee sei etwa, den Verbrauch und das Aufladen von E-Autos sowie den schwankenden Strombedarf- und die unregelmäßige Netzeinspeisung intelligent miteinander zu verzahnen - bis hin zu permanten Vorhersagen über das Wetter und die vermutete Nutzung von Autos und Strom. (dpa/tc)