Der Kampf um das Personal spitzt sich in den USA zu

Wegen unfairer Abwerbungen: SAP klagt Siebel an

19.11.1999
SAN FRANZISKO (IDG/CW) - Die amerikanische Tochtergesellschaft von SAP wirft ihrem Konkurrenten Siebel Systems vor, Mitarbeiter abgeworben zu haben. Ein Gericht soll klären, ob Siebel sich schuldig gemacht hat.

In den vergangenen zwölf Monaten sind SAP America die Mitarbeiter in Scharen davongelaufen. Laut SAP-Chef Hasso Plattner ist dieser Aderlaß zwar auch auf den Mangel an Stock-Option-Modellen zurückzuführen. Den Konkurrenten Siebel wirft SAP America aber vor, im Lauf des vergangenen Jahres 27 SAP-Manager in der klaren Absicht angeheuert zu haben, dem Geschäft zu schaden.

Ein prominentes Beispiel hierfür ist Paul Wahl. Der ehemalige Chief Executive Officer (CEO) von SAP America verließ seinen alten Brötchengeber, um vorübergehend bei Tristrata anzuheuern. Danach wechselte er als Chief Operating Officer (COO) zu Siebel Systems. Auch Jeremy Coote, ehedem President von SAP America, ging zu Siebel. Nach Auffassung von SAP will der Wettbewerber mit seinem "räuberischen" Verhalten bei der Suche neuer Mitarbeiter vor allem seine Position im Bereich des Customer-Relationship-Management (CRM) ausbauen.

Als Reaktion auf das Gebaren seines Rivalen hat SAP am State Court von Pennsylvania Klage eingereicht. Die Richter sollen entscheiden, ob das Unternehmen tatsächlich "unrechtmäßig unfairen Wettbewerb" betrieben hat. Siebel weist die Anschuldigungen von sich und geht davon aus, daß die Klage SAP nicht den gewünschten Erfolg bringen wird. US-Analysten sehen in der Klage zwar ein wirksames Mittel, um weitere Abwerbungen zu unterbinden, bewerten sie aber zugleich schädlich für das Image von SAP.

Daß nicht nur SAP America, sondern auch Mitbewerber Peoplesoft erhebliche Probleme mit der Mitarbeiterfluktuation hat, bestätigte CEO Craig Conway in einem Gespräch mit der CW. Einige Mitarbeiter, die Peoplesoft in jüngster Zeit verlassen hätten, "würden lieber in Startup-Companies Hundefutter über das Internet verkaufen". Grund dafür seien auch die verlockenden Aktienoptionen, die junge Firmen anböten. Seiner Meinung nach müßten auch traditionelle Unternehmen in Zukunft wesentlich tiefer in die Tasche greifen, wenn sie gute Mitarbeiter bekommen wollen.