Wilde Spekulationen

Wegen des Sommerlochs: Will IBM Sun Microsystems übernehmen?

14.08.1998

Gegen Gerüchte kann man sich bekanntlich nicht wehren. Wenn deretwegen der Aktienkurs steigt, will man es vielleicht auch gar nicht. Die Spekulationen um eine Übernahme der Scott-McNealy-Company durch Big Blue kamen auf, so das "Wall Street Journal", nachdem beide Firmen vergangene Woche ein gemeinsam entwickeltes Betriebssystem vorgeführt hatten, das auf Java basiert (siehe Seite 12). Lizenzen für "Java-OS for Business" sollen an alle interessierten Unternehmen vergeben werden.

Ein Insider kommentierte, wenn an den Gerüchten etwas Wahres sein sollte, dann sei jedenfalls nicht vor Ende 1998 mit konkreten Ergebnissen zu rechnen. Experten streiten sich darüber, wie sinnvoll es für die IBM sein könnte, Sun zu übernehmen. Ein Insider äußerte, eine Fusion wäre nützlich, weil das Tandem eine ernstzunehmende Kraft gegen Microsoft darstellen würde. Aus welchen Erkenntnissen diese Schlußfolgerung stammt, sagte der Informant nicht. Andere Kenner argumentierten dagegen, die Produkte beider Häuser überschnitten sich zu stark.

Sowohl die IBM als auch Sun besitzen Multiprozessor-Server auf Basis von Unix, die zur Server-Konsolidierung eingesetzt werden könnten. Beide bieten auch Workstations an, wiederum jeweils auf Unix. Wie sinnvoll es für Big Blue sein könnte, sich neben dem eigenen Unix-Derivat AIX das Sun-spezifische Solaris einzuverleiben, ist ebenfalls nicht klar. Sun wie IBM verfügen zudem über Massenspeicher-Produkte für anspruchsvolle Unix-Umgebungen.

Unter diesen Voraussetzungen wäre erklärungsbedürftig, warum IBM mit Sun ein Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von rund 17 Milliarden Dollar unter seine Fittiche nehmen sollte.