"DV-Roehrenaufsteiger" haben in der Assekuranz ausgedient

Weg nach oben fuehrt nur ueber verschiedene Fachabteilungen

29.01.1993

87 Prozent aller DV-Vorstaende machen sich laut der H-&-S- Untersuchung Sorgen um den qualifizierten Fuehrungsnachwuchs. Vor allem juengere Vorstaende befuerchten Engpaesse. Generell wird es in Zukunft nach Einschaetzung der Assekuranz-Manager noch schwieriger, geeignete Fuehrungskraefte zu finden. Dies steht fuer vier von fuenf Unternehmen der Branche ausser Zweifel. Es haenge unter anderem mit der harten Konkurrenz am Arbeitsmarkt, mit fehlenden Investitionen in die Personalentwicklung und mit dem unterdurchschnittlichen Image der Versicherungswirtschaft zusammen.

Lebensversicherer (69 Prozent) und mittelgrosse Unternehmen (66 Prozent) erwarten vor allem Schwierigkeiten bei der Suche nach DV- Fuehrungskraeften. Vorhandene Kandidaten indes denken zu defensiv: Vorstaende vermissen bei potentiellen Leitungskraeften vor allem strategisch-visionaeres Denken und Fuehrungspotential - fachliche Defizite sieht dagegen nur jeder fuenfte befragte Manager.

Einfach wird es nicht werden: Praktisch alle Top-Manager (99 Prozent) sind laut Heidrick & Struggles-Umfrage ueberzeugt, dass die Anforderungen an Fuehrungskraefte steigen werden. Gesamtheitliches Denken, Teamgeist sowie Ertrags- und Vertriebsorientierung werden in Zukunft weitaus staerker abgefordert. Darueber hinaus werde die Bereitschaft wachsen, Spezialisten durch Generalisten zu ersetzen.

So ueberrascht die Ueberlegung nicht, dass in der Versicherungswirtschaft branchenfremde Fuehrungskraefte eingesetzt werden sollen. Besonders Vorstaende aus dem DV-Bereich geben dem traditionellen Datenverarbeiter kaum Chancen.

DV-Experten mangelt es an Dienstleistungsdenken

Nach Auffassung von Christoph Netta, Projektleiter der Studie, habe die Datenverarbeitung ihre Sonderrolle im Unternehmen eingebuesst und muesse sich an den Dienstleistungsgedanken gewoehnen: "Der DV-Profi muss das Problem der Fachabteilung beziehungsweise des Kunden verstehen und zu einer benutzerfreundlichen Loesung kommen."

Nach Einschaetzung der befragten Vorstaende werden die Karrieren der Zukunft einen anderen Verlauf nehmen, als es bisher der Fall war. Die ueberwiegende Mehrheit empfiehlt fuer den Einstieg eine Traineeposition, danach eine Assistenz der Geschaeftsleitung, haelt den Wechsel vom Innen- in den Aussendienst fuer absolut erforderlich und will die spaetere Vorstandsposition nicht mehr eng an bestimmte Spartenerfahrungen koppeln - der Vorstand von morgen ist aufgrund seiner Ausbildung so flexibel und qualifiziert, dass er praktisch in jeder Sparte eingesetzt werden kann.

So habe laut Netta der groesste Versicherungskozern einen Beschluss gefasst, wonach kein "Roehrenkarrierist" Mitglied des Vorstands werden darf. Die Rotation gelte auch fuer DV-Profis, wobei sich der H-&-S-Berater den DV-Experten sehr wohl in der Betriebsorganisation oder der Unternehmensplanung vorstellen kann.

Abb: Ueber die Haelfte der befragten Manager in der Versicherungsbranche sind laut einer Heidrick-&-Struggles-Studie der Meinung, dass im DV-Ressort Mangel an hochqualifiziertem Personal herrscht.