Jede Technik bietet Stärken und Schwächen

Wechselspeicher sind keine Allround-Talente

11.08.2000
Die Anbieter von Wechselspeichern überbieten sich ständig gegenseitig mit Leistungsdaten. Doch der Gebrauchswert der Geräte hängt nicht nur von Bits und Bytes ab. Michael Funk* hat Stärken und Schwächen verschiedener Technologien unter die Lupe genommen.

Ein praxisorientierter Vergleich verschiedener Wechselspeicher ist nur möglich, wenn die führenden Technologien MO (magneto-optisch), Magnetspeicher, DVD-RAM, CD-RW und magnetische Floppy in typischen Einsatzsituationen geprüft werden. Für diese Untersuchung wurden deshalb zu jeder Technologie aktuelle Geräte auf die Probe gestellt.

Die erste Frage, die sich Anwender stellen müssen, lautet: externes oder internes Modell? Interne Geräte sind preiswerter und oft auch schneller, entwickeln jedoch bei Brennern aus den Bereichen MO, DVD-RAM oder CD-RW nicht selten zu hohe Temperaturen, die den PC gefährden könnten. Zumindest ist die schnellere Alterung benachbarter Bauteile oder Peripheriesysteme im Gespräch.

Wichtiger als die Eingangsfrage ist für den professionellen Anwender die Flexibilität. Externe Modelle sind jederzeit auch an andere Rechner, manchmal sogar plattformübergreifend, anschließbar. Außerdem ist die Installation einfacher, da kein Eingriff in den Rechner erfolgt. So kann der Transport großer Datenmengen innerhalb des Unternehmens schneller vonstatten gehen als über das oft überlastete Netz. Dabei muss nicht für jeden Arbeitsplatz ein eigenes Gerät angeschafft werden, sondern wenige Geräte können durch gezielte Verwendung an verschiedenen Arbeitsplätzen genutzt werden.

Wer jedoch sein Laufwerk an einem Arbeitsplatz voll auslasten kann und eventuell für zusätzliche Kühlung sorgt, der ist mit einem internen Modell besser bedient. Es spart Platz auf dem Schreibtisch, Kosten in der Anschaffung und ist meist, wegen der besseren internen Schnittstellen-Übertragung, etwas schneller als die externen Modelle.

Um besonders bei externen Modellen maximale Kompatibilität zu erreichen, kommt es auf die zur Verfügung stehenden Schnittstellen an. Neben der altbewährten parallelen Schnittstelle gibt es Geräte für den SCSI-Bus (mit all seinen Varianten), ATAPI, Eide (intern), USB und demnächst auch Firewire (IEEE-, 1394-Schnittstelle). Sie unterscheiden sich nicht nur in ihrer Geschwindigkeit, sondern auch in ihrer Verfügbarkeit.

Während Parallel-Port und Eide fast in allen PCs vorhanden sind, finden sich SCSI-Lösungen vor allem im grafischen und im Archivbereich. PCs mit USB-Schnittstelle sind immer noch nicht die Regel; die Firewire-Schnittstelle im PC ist derzeit kaum vorhanden. Apple-User sind da im Vorteil, denn hier gibt es Firewire jetzt schon mit allen G4s und Imac DVs und bei G3-Macs als Option.

Nach wie vor sind bei Wechsellaufwerken im Profibereich SCSI-Versionen am verbreitetsten (zu den Schnittstellen einzelner Geräte siehe Tabelle auf Seite 30). Für Publisher dürfte die SCSI-Schnittstelle zunächst am interessantesten sein, da sie im grafischen Bereich fast allgegenwärtig und auch plattformübergreifend installiert ist.

Wird USB in seiner nächsten Version schneller und steigt die installierte Basis dieser Schnittstelle, ist auch sie für Publisher attraktiv, denn sie bietet durch ihre Verfügbarkeit an jedem Peripheriegerät eine ganz neue und nicht zu unterschätzende Bedienergonomie.

In Zukunft gewinnt im grafischen Segment und vor allem in der Digital-Video-Szene auch die Firewire-Schnittstelle an Bedeutung. Doch noch bedeutet diese für den Anwender ein Handicap, denn es sind kaum Motherboards mit diesem Port auf dem Markt. Außerdem erfordert Firewire mindestens Windows 98 Second Edition.

Jedes der getesteten Laufwerke hat in verschiedenen Bereichen Stärken und Schwächen. Alle Testkategorien für jedes Laufwerk durchzugehen wäre müßig, da die Produkte in vielen Punkten unauffällig sind. Deshalb werden nachfolgend die speziellen Stärken und Schwächen beim Einsatz und die sich daraus ergebenden Aspekte für die Anwendung erwähnt. Auch die typischen Leistungsdaten fließen mitunter ein, doch haben sie bei diesem Vergleich nicht die dominierende Bedeutung.

Highspeed: Yamahas CD-RW-BrennerYamaha dürfte mit diesem Gerät den schnellsten CD-RW-Brenner am Markt haben. Der Hersteller wirbt zwar auch mit der guten Leseleistung des Laufwerks bei CD-ROM-Medien (zehn- bis 24fach), doch sollte ein kostspieliges CD-RW-Laufwerk geschont und lediglich für Schreib- und CD-RW-Lesevorgänge genutzt werden. CD-ROM-Medien können die preiswerten CD-ROM-Laufwerke der neuesten Generation wesentlich schneller und fehlerfreier lesen.

Leicht zu installieren war das Yamaha-Laufwerk schon wegen seiner SCSI-Schnittstelle. Beim Auswurf der CD-RW-Medien muss sich der Anwender des Öfteren in Geduld üben. Ansonsten ist das Gerät unauffällig und eignet sich gut für Backups auf den sicheren CD-RWs und zum schnellen Brennen von CD-Rs. Als Festplattenerweiterung ist es nicht zu gebrauchen.

Wer das Laufwerk mit zu Geschäftspartnern nehmen will, ist dank der abwärtskompatiblen und schnellen SCSI-3-Schnittstelle gut bedient, an der das Gerät rasch installiert ist. Allerdings ist das Transportgewicht von 2,6 Kilogramm Geschmackssache. Außerdem verträgt das CRW-8424S-VK keine Luftfeuchtigkeit unter 25 Prozent, was in heißen Sommern zum Problem werden könnte.

Monster-FloppyDas Floppy-ähnliche Laufwerk "HiFD" von Sony ist in seiner externen Version schon wesentlich kompakter als das Yahama-Drive, wenn auch mit fast einem Kilogramm immer noch etwas schwer. Auch die Speicherkapazität ist auf 200 MB begrenzt; die Datentransferrate wird nur noch von Iomegas lahmem "Zip 250" am Parallel-Port unterboten. Leider sind die HiFDs jedoch nicht so genügsam wie die Zips, die an quasi jedem Rechner mit Parallel-Port zum Laufen zu bringen sind. Das SCSI-Modell des HiFD dürfte deshalb und auch wegen der höheren Datenrate für Publisher die bessere Wahl sein.

Der große Vorteil der HiFD-Technologie liegt in der universellen Verwendbarkeit des Laufwerks. Es akzeptiert auch ältere 720-KB- und 1,44-MB-Disketten und verarbeitet diese sogar mit dreifacher Geschwindigkeit. Außerdem sind die 200-MB-Medien so klein wie die Standarddisketten und nehmen deshalb wenig Lagerplatz in Anspruch.

Das HiFD ist zwar langsam, könnte aber in Zukunft der Ersatz für das betagte 1,44-MB-Floppy werden, was für den Publisher wegen des unproblematischen Datenaustauschs von Dateien bis 200 MB Größe und der dann gewährleisteten großen Verbreitung sehr interessant wäre. Als echte Speichererweiterung ist das Laufwerk allerdings weniger geeignet.

Schwer, aber universell: Jaz 2 GB von IomegaMit seinem 2-GB-Laufwerk stellt Iomega nach wie vor eine interessante Lösung zur Verfügung. Das Gerät ist einer der schnellsten magnetischen Wechselspeicher, bietet jedoch einen etwas kleinen Zwischenspeicher von 0,5 MB, der manchmal Ursache für kurze Datenstaus zu sein scheint. Das Jaz ist recht klein und passt in jede Tasche, ist mit zwei Kilogramm aber relativ schwer. An Schnittstellen gibt es keine Auswahl. Dafür lässt sich das schnelle Drive an jeden SCSI-Rechner bis hinab zum 486er mit Windows 3.1 oder DOS 6.0 oder Mac mit OS 7.0 installieren - ein großer Vorteil, wenn das Gerät häufig an verschiedenen Rechnern arbeiten soll.

Das Jaz 2 GB ist im gesamten Prepress-Bereich und in der Bildverarbeitung sowohl als Massenspeicher als auch als schnelle Backup-Lösung einsetzbar. Wenn es nicht auf maximale Geschwindigkeit ankommt (etwa Textverarbeitung), lassen sich vom Drive aus sogar Anwendungen starten. Durch die große Kapazität pro Medium ist es gut geeignet für das Speichern sehr umfangreicher Dateien (Bildverarbeitung, Scans, Belichtung etc.).

Kleine Ausmaße, großes Volumen: Fujitsu MCD3130Fujitsu liefert mit seinem Limdow-MO-Drive "MCD3130" im 3,5-Zoll-Format das kleinste Wechsellaufwerk, das aber mit 1,3 GB zu den großvolumigen Speichern zählt (Limdow = Laser Intensify Modulation Direct Overwrite). Die Kompaktheit ist um so erstaunlicher, als bisherige MO-Laufwerke meist sehr viel Platz beanspruchten. Trotz aufwendiger Limdow-Technik ist das MCD3130 zudem das leichteste Gerät im Vergleich.

Die Datentransferrate ist so hoch, dass das Laufwerk auch als erweiterter Festplattenspeicher durchgehen könnte. Daneben ist die MO-Speichertechnologie auch die sicherste, die es derzeit gibt (außer gepressten CD-ROMs). Für einen ununterbrochenen und schnellen Datentransport sorgt der geräumige 2-MB-Cache. Viel Anwendungsspielraum bieten auch die Umgebungsbedingungen: Selbst bei nur fünf Grad Celsius oder 45 Grad Hitze arbeitet das Gerät noch im grünen Bereich. Das Gleiche gilt für Luftfeuchtigkeiten von zehn bis 85 Prozent. Das ist besonders von Bedeutung, wenn das Laufwerk häufig transportiert wird. Die Schockbelastung ist auf 2g begrenzt, was für die meisten "Hinfaller" ausreicht, auch wenn einige Laufwerke anderer Hersteller laut Datenblatt 3g und mehr aushalten.

Neben den 1,3-GB-Limdow-Medien kann das MCD3130 auch alte 640-, 540-, 230- und 128-MB-Medien lesen und beschreiben, und das wegen der unverwüstlichen MO-Technologie beliebig oft. Deshalb sind auch alte Archive mit dem neuen Laufwerk voll nutz- und überschreibbar.

Turbo mit Ladehemmung: Orb von CastlewoodDas externe SCSI-Laufwerk "Orb" (Magnetspeicher) von Castlewood ließ sich problemlos installieren und stellt wegen der guten Bedienerführung auch für Anfänger kein Problem dar. Neben der externen stehen auch eine interne Version sowie alle Schnittstellen-Varianten zur Verfügung.

Zu den Vorteilen des Orb zählen neben seiner hohen Datenrate (fast 1 MB/s am Standard-USB-Port und laut Hersteller 10 MB/s Lesegeschwindigkeit mit SCSI) die hohe Datendichte. Die 2,2 MB pro Medium werden nur noch von DVD-RAM übertroffen.

Enttäuschend ist, dass keine Version für Windows-NT-User zur Verfügung steht. Lobenswert ist allerdings die hohe Schockfestigkeit von 3g und die angegebene Mean Time between Failures (MTBF) von 300000 Stunden. Die Maße des Laufwerkes sind handlich. Wegen der geringen Verbreitung in Deutschland ist ein Datenaustausch mit anderen Orb-Medien aber schwierig. Für die interne Datenspeicherung ist das Laufwerk dagegen hervorragend geeignet.

Ideal für große Archive: Toshibas SD-W1111Mit sehr kleinem Cache, aber zügiger Geschwindigkeit zeigte sich ursprünglich Toshibas erster DVD-RAM-Vertreter, das "SD-W1101". Der Nachfolger "SD-W1111" hat sich nur wenig verändert, kommt nun aber statt mit winzigem 256-KB-Cache mit großzügigen 2 MB in den Handel.

Das 5,2-GB-Medium ist bereits für 70 Mark erhältlich. Damit steht dem Profi-Grafiker ein preiswertes und universelles Speichermedium zur Verfügung. Preiswert deshalb, weil ein Terabyte-Archiv auf DVD-Basis nur 200 Disks erfordert und weniger als 14000 Mark kostet. Universell, weil das SD-W1111 auch alle anderen 5,25-Zoll-Scheiben, wie DVD-ROM, CD-R, CD-ROM oder CD-RW, lesen kann. Vorhandene Archive können so weiter genutzt werden. Als externes Wechsellaufwerk ist es jedoch recht schwer, und auch die Schockbelastung von maximal 1,5g könnte besser sein. Bezüglich mitgelieferter Tools und schneller Installation gibt es nichts zu bemängeln.

Belastbar und klein: Iomegas Zip 250Iomegas Zip-Laufwerk stellt in mancher Hinsicht Rekorde auf, hat aber auch seine Schwächen im praktischen Einsatz. Gegenüber dem leicht installierbaren SD-W1111 setzt das Zip 250 wegen der Unterstützung von Hot Plug and Play noch eins drauf. Diese Aktion setzt allerdings voraus, dass keine Diskette im Schacht ist. Außerdem wird auch ein NT-Treiber mitgeliefert. Etwas knapp könnten, gerade für Profis, die 250 MB pro Medium werden. Die mitgelieferte Software unterstützt jedoch auch die Speicherung größerer Dateien auf mehreren Medien. Zukunftsträchtig ist die PCMCIA- und die Notebook-Einbauversion. Das Firewire-Modell soll in Kürze verfügbar sein. Rekordverdächtig sind nicht nur die geringen Ausmaße (auch hochkant stellbar) und das ansprechende Design. Auch die Schock-Belastung von bis zu 7g während des Betriebes wird von keinem Laufwerk übertroffen.

FazitJedes der untersuchten Laufwerke ist im Druckvorstufen-Bereich, in Archiven, aber auch für semiprofessionelle Privatanwendungen einsetzbar. In einzelnen Punkten weisen jedoch alle Geräte Schwächen auf. Am universellsten ist das DVD-RAM-Laufwerk mit seinen vielen unterstützten Formaten und der großen Speicherkapazität. Wer besonders hohe Ansprüche an die Datensicherheit stellt, kommt um Fujitsus MO-Laufwerk MCD3130 nicht herum.

*Michael Funk ist freier Journalist in Monsheim.