Wechsel zum kuenftigen Alpha-21164-Prozessor ist moeglich DEC bringt Alpha-Server und -Workstations auf Vordermann

04.11.1994

MUENCHEN (wm) - Digital Equipment (DEC) schliesst mit zwei Servern und zwei Workstations die Luecken im Alpha-Angebot. Die technische Leistungsfaehigkeit der Rechner ist unbestritten - was fehlt, sind die Anwendungen fuer den Alpha-Prozessor. Zusammen etwa 6000 Programme gibt es heute fuer die drei Betriebssysteme VMS, OSF/1 und Windows NT. Zuwenig offenbar fuer potentielle DEC-Kunden, die statt dessen bei Sun oder HP bestellen.

Das Firmenlogo "DEC" fehlt: Die neuen Rechner heissen schlicht "Alpha-Server" und "Alpha-Workstations". Beide Baureihen enthalten Modelle, in denen sich mehrere (bis zu vier) Alpha-Prozessoren parallel schalten lassen. Die Rechner koennen mit PCI- und EISA- Adaptern erweitert werden. DEC verwendet heute bei allen Modellen den Alpha-Chip 21064 oder 21064a. Doch ist gesichert, dass zumindest die Server auf den bald erhaeltlichen 21164-Prozessor umgestellt werden koennen. Bei den Workstations ist die Migration im Gespraech, aber noch nicht endgueltig beschlossen.

Ausgangspunkt fuer die Entwicklung der neuen Rechner war der seit April erhaeltliche DEC-Server "2100 A500MP", der unter dem Namen "Alpha-Server 2100 4/200" weiter im Angebot ist. Die hinzugekommenen Modelle "2100 4/275", "2000 4/200" und "1000 4/200" koennen wie bisher wahlweise unter den Betriebssystemen VMS oder OSF/1 zu einem Cluster verbunden werden.

Nach der reinen Rechenleistung liegt heute der Alpha-Server 2100 4/275 an der Spitze, dahinter folgen die Modelle 2100 4/200 und 2000 4/200, die den gleichen Prozessor nutzen, doch unterschiedlich ausbaufaehig sind. Waehrend im 2100 4/200 bis zu vier Alpha-21064-CPUs, 2 GB Arbeitsspeicher und 32 GB Festplattenkapazitaet zur Verfuegung stehen, sind es beim 2000 4/200 nur maximal zwei Prozessoren, 640 MB Arbeitsspeicher und 16 MB Festplattenkapazitaet. Schlusslicht auf der Leistungsskala, aber Einstiegsmodell in puncto Preis ist der Alpha-Server 1000 4/200, der einen 200-Megahertz-Prozessor enthaelt und mehr leistet als das 190-Megahertz-Pendant in den 2000- oder 2100-Servern.

Lob hatte DEC schon im April fuer den PCI-Bus der Rechner erhalten. Auch jetzt sieht zum Beispiel Paul McGuckin vom Marktforschungsinstitut Gartner Group in Santa Clara darin einen klugen Schachzug, was die Herstellungskosten und den Verkaufspreis betreffe.

Knackpunkt sei jedoch die Software fuer die PCI-Adapter.

"Wenn ein Hersteller heute eine PCI-Steckkarte mit der Software fuer Windows fertigstellt, heisst das noch lange nicht, dass man diese Karte auch in einem Alpha-Rechner unter Windows NT benutzen kann", moniert der Analyst.

Zu wenige Softwarehaeuser entwickeln Software fuer den Alpha- Prozessor oder portieren aeltere Anwendungen von VAX-Maschinen. Noch unklar ist, welcher Erfolg den beiden zuletzt versuchten Schritten aus dieser Misere von Anfang Oktober beschieden ist: DEC hatte damals "Linkworks", die Hintergrundapplikation fuer Dokumentenaustausch, Sicherheits- und Management-Anwendungen, fuer neue Client-Betriebssysteme geoeffnet und parallel dazu eine entsprechende Entwicklungsumgebung fuer OLE-faehige Programme ins Angebot aufgenommen. Die proprietaere Alpha-Welt wurde damit ein Stueckchen offener, so dass bestehende DV-Anlagen besser mit DECs Alpha-Systemen verbunden werden koennen.

Mit derartigen Massnahmen koennen die Alpha-Server attraktiver werden, nicht jedoch die Alpha-Workstations. Eine Schwaeche, die auch den Verkauf der neuen Workstations "Alpha-Station 200" und "Alpha-Station 400" behindern wird. Die Rechner kommen zusaetzlich zu den erhaeltlichen Modellen ins Programm.

Die Alpha-Station 200 wird in zwei Varianten angeboten: mit 21064- Prozessor und einer Taktfrequenz von 166 Megahertz (Bezeichnung: "200 4/166") oder mit 21064a-CPU und einer Taktrate von 233 Megahertz ("200 4/233"). Die erhoehte Taktrate und ein doppelt so grosser Cache machen sich bei der Rechenleistung bemerkbar - das Modell 4/166 bringt 107,7 Specint92 und 134,8 Specfp92, beim 4/233 lauten die Zahlen entsprechend 157,7 und 183,9.

Die Ausstattung der beiden 200-Modelle ist ansonsten identisch:

- 512 KB externer Cache,

- bis zu 192 MB Arbeitsspeicher,

- bis zu 3,15 GB interne Festplattenkapazitaet sowie

- zwei PCI/ISA- und ein ISA-Steckplatz.

Die "Alpha-Station 400 4/233" wird nur mit dem 21064a-Prozessor (Taktrate 233 Megahertz) angeboten. Gegenueber dem Modell 200 bietet es groessere Ausbaumoeglichkeiten. Neben zwei PCI/ISA- stehen drei weitere ISA-Steckplaetze zur Verfuegung. Lassen sich im 200- Gehaeuse nur maximal zwei Festplatten, ein Disketten- und ein CD- ROM-Laufwerk unterbringen, passen in die Alpha-Station 400 vier Festplatten (mit insgesamt 4,2 GB Kapazitaet) und ein Diskettenlaufwerk.