HP will Quellcode veröffentlichen

WebOS - Endstation Open Source

12.12.2011

Open-Source ist oft zu langsam für die Mobility-Welt

HP hat auch offen gelassen, unter welchen quelloffenen Bestimmungen die Software freigegeben wird. Jay Lyman, Senior Analyst bei The 451 Group, erwartet ein Votum für die Apache-Lizenz, weil sie toleranter ist und eine Kombination aus quelloffenen und proprietären Elementen zulasse. Offen ist zudem, wann HP den Code freigibt. Ein Blick auf vergleichbare Schritte zeigt, dass der Prozess mitunter sehr langwierig sein kann. Beispielsweise hat sich Nokia mit der Freigabe von "Symbian OS" schwer getan, weil einige Erfindungen im Quell-Code abgelegt waren. HP dürfte mit webOS etwas zügiger vorankommen. Lyman erwartet, dass HP den Code noch im ersten Halbjahr 2012 veröffentlichen wird.

HP-Chefin Meg Whitman: Irgendwann kommt irgendwas mit webOS auf den Markt.
HP-Chefin Meg Whitman: Irgendwann kommt irgendwas mit webOS auf den Markt.

Eine entscheidende Frage wird lauten, wie die Hardwarehersteller reagieren. Eine Außenseiterchance räumen Analysten dem webOS-System ein, weil viele Hersteller angesichts der Übermacht von Google nervös werden. Ihre Unruhe hat sich mit der Übernahme von Motorola durch den Suchmaschinen-Konzern verstärkt, denn nun ist Google ihnen ein Konkurrent im Smartphone-Markt. Beispielsweise tut sich HTC seitdem zunehmend schwer, sich mit seinen Android-Produkten abzugrenzen. Dennoch zeigen sich die Marktanalysten skeptisch, dass sich die großen Hersteller ernsthaft mit einem quelloffenen Betriebssystem aus dem Hause des Hardwareherstellers HP beschäftigen werden.

Der Elektronikkonzern LG, der sehr spät ins Smartphone-Geschäft startete und sich mittlerweile einen kleinen Anteil am Kuchen sichern könnte, wäre ein potenzieller webOS-Interessent, mutmaßt Chris Hazelton, Berater bei The 451 Group. Zudem könnten möglicherweise Hersteller von E-Books webOS in Augenschein nehmen, wenn sie ein Konkurrenzprodukt zu Amazons "Kindle Fire" anstreben. In diesem Markt ist ein reichhaltiges Angebot an Applikationen nicht ganz so wichtig. "Es gibt einen großen Bedarf an ein gutes und günstiges, mobiles Betriebssystem, das ohne Ballast daherkommt", weiß Hazelton. WebOS ist für Hardwarehersteller interessant, die der vielen juristischen Attacken auf Android überdrüssig sind. "WebOS könnte eine Option darstellen, weil dem Betriebssystem keine Klagen wegen Verletzung geistigen Eigentums drohen ", räumte Lyman ein.

Vieles hängt davon ab, wie stark das Bekenntnis und die Unterstützung von HP sind. In einem Interview mit der Online-Plattform "The Verge" kündigte HP-CEO Meg Whitman neue Hardware mit WebOS an, verharrte auf Nachfrage aber wieder im Ungefähren. Weder konnte sie sagen, welche Art von Hardware geplant ist (mutmaßlich sind es Tablet-PCs), noch wann neue webOS-basierende Produkte auf den Markt kommen. Whitman wollte sich nicht einmal auf das Jahr 2012 für einen Verkaufsstart festlegen. Einig sich die Analysten im Übrigen über die Qualität des Betriebssystems. "Keine Frage, webOS ist großartig", sagte etwa IDC-Analyset Stofega. Die Probleme von webOS haben ihren Grund in der späten Markteinführung. Das Betriebssystem kam zu einem Zeitpunkt heraus, als iOS und Android den Markt schon unter sich aufgeteilt hatten. (jha)