Open-Source-Produkt "Jboss" hilft aus

Webmethods vereint Server für EAI und Java

29.11.2002
SAN FRANCISCO (CW) - Webme-thods hat Version 6 seiner gleichnamigen Middleware zur geschäftsprozessorientierten Anwendungsintegration (Enterprise Application Integration) vorgestellt. Mit ihr versucht der Hersteller, im Java-Lager Fuß zu fassen, indem er künftig den Open-Source-Server "Jboss" in sein Angebot integriert.

Auf seiner Kundenveranstaltung "Integration World" in San Francisco hat Webmethods bekannt gegeben, seine gleichnamige EAI-Software um den Java-Applikations-Server Jboss erweitern zu wollen. Der Hersteller reagiert damit auf einen Trend, der auf die Verschmelzung von proprietären EAI-Servern mit Programmier- und Laufzeitumgebungen zu einer durchgängigen Plattform für alle Aspekte der Anwendungsintegration und -entwicklung hinausläuft. Der einst bevorzugte Integrationspartner der SAP versucht sich mit dieser Taktik aber auch gegen den wachsenden Druck seitens Anbietern von J2EE-Servern wie Bea Systems, das bisher Partner von Webmethods war, IBM oder Sybase zu wehren. Diese Hersteller haben ihre Produkte bereits um EAI-Komponenten erweitert und dringen zusehends in die Domäne von Webmethods, Vitria, Seebeyond oder Tibco ein.

Der Jboss-Applikations-Server ist eine Open-Source-Implementierung, die konform zur Java 2 Enterprise Edition (J2EE) ist. Sie erfreut sich in Entwicklerkreisen zunehmender Popularität und wird von manchen Marktbeobachtern bereits als Alternative zu kommerziellen J2EE-Servern gehandelt. Jboss unterliegt der "Library General Public Licence", die hauptsächlich für die Entwicklung von Bibliotheken (Sammlungen von Funktionen) entworfen wurde. Software, die die freie LGPL-Bibliothek nutzt, kann ihrerseits kommerziell sein.

Technisch basiert Jboss auf dem J2EE-Management-API "Java Management Extension" (JMX). Dieses hat gute Aussichten, zum Standard für die Verwaltung verteilter Java-Applikationen zu werden, und findet mittlerweile auch bei kommerziellen Herstellern wie Bea Systems Beachtung. Jboss verwendet derzeit J2EE 1.3 und unterstützt die Spezifikationen 2.0 für Enterprise Javabeans (EJB). Geboten werden derzeit JMX-Wrapper für die Servlet-Container und Web-Server "Tomcat 3.2" und "Jetty 3". Außerdem gibt es eine integrierte JMS-Implementierung (Java Messaging Service) und ein Integrationsmodul für "Castor", eine freie Implementierung von Java Data Objects. Jboss nutzt das Soap-Protokoll für die Kommunikation mit Web-Services und lässt sich um das objektrelationale Mapping-Werkzeug "Cocobase" erweitern.

Webmethods will Jboss zunächst über einen Adapter mit der neuen Version 6 seiner EAI-Software verbinden. Laut Jim Green, Chief Technical Officer, ließen sich so erstmals Java-Objekte (Geschäftslogik) mit den Geschäftsprozessen des EAI-Servers verknüpfen. Dies verbessere die Leistung des Systems, und mache zudem den Kauf einer separaten J2EE-Server-Lizenz überflüssig. Die angestrebte Integration beider Produkte über ein gemeinsames technisches Framework ist damit jedoch noch nicht gelungen. Erst im kommenden Jahr soll mit Version 6.5 der Adapter überflüssig werden. (as)

Auf einen Blick

Version 6 von "Webmethods" verspricht laut Hersteller:

- Schnittstelle zum J2EE-Server "Jboss",

- kürzere Implementierungszeiten dank überarbeiteter Modellierungs- und Entwicklungswerkzeuge,

- eine höhere Skalierbarkeit,

- flexiblere Deployment-Optionen,

- eine servicebasierende Infrastruktur,

- ein Open-Management-Interface für den Datenaustausch mit System-Management-Software von Computer Associates, BMC und Hewlett-Packard.