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WebGain steigt aus dem Tool-Geschäft aus

05.06.2002
WebGain verkauft seine "TopLink"-Runtime-Tools an Oracle und stellt Entwicklung und Vertrieb der Java-IDEs "Visual Café" und "WebGain Studio" ein.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die US-Softwareschmiede WebGain Inc. wird ihren "TopLink"-Geschäftsbereich für Java-Datenbank-Connectivity an Oracle Corp. verkaufen und steigt damit gleichzeitig aus dem Tool-Geschäft aus. "Computerwire" berichtet unter Berufung auf Insider, der Deal solle im Laufe der nächsten Tage angekündigt werden. Im Zuge der Akquisition übernehme Oracle rund 90 Mitarbeiter aus den Bereichen Entwicklung, Vertrieb und Support. Die Ellison-Firma wollte das Geschäft bislang nicht kommentieren.

Toplink verbindet Enterprise Java Beans (EJB) und relationale Datenbanken und beschleunigt damit Application Server und steigert die Entwickler-Produktivität. Wie viel Oracle für die Tools hinblättert, wollte die Quelle nicht verraten. Es hieß lediglich: "Wir haben eine Menge Geld gemacht."

Der Verkauf bedeutet leider außerdem, dass WebGain seine populären IDEs (Integrated Development Environments) "Visual Café" und "WebGain Studio" (dessen neueste Version sich gerade im Betatest befindet) nicht weiter entwickelt und vermarktet. Der Hersteller hofft, dass die Produkte von der Open-Source-Community aufgegriffen und gepflegt werden und auf diese Weise weiterleben. Die aktuellen Versionen will WebGain weiter supporten und von Lizenzgebühren und geistigem Eigentum leben.

WebGain ist zu dem Schluss gekommen, dass der Wettbewerb im Markt für Java-Tools zu heftig ist und mit seinen geringen Margen eine Inhouse-Entwicklung nicht länger rechtfertigt. Das Unternehmen hatte in der Vergangenheit mehr als die Hälfte seines Umsatzes in die 120-köpfige Forschungs- und Entwicklungsabteilung gesteckt. "Wir stoppen R&D und überlassen das der Entwickler-Gemeinde. Wir werden weiterhin Lizenz- und Support-Verträge abschließen und damit einiges Geld machen. Das Geschäft wird zu einem Lizenz-Business", so die "Computerwire"-Quelle.

Schlechte Nachrichten bedeutet WebGains Rückzug nicht nur für Visual-Café- und Studio-Entwickler, sondern auch für Partner und hier insbesondere Bea Systems, das für sein im Juli erscheinendes Framework "WebLogic Workshop" WebGains Technik für die Unterstützung von Java Server Pages (JSP), Unified Modeling Language (UML), XML-Authoring und Qualitätstests eingeplant hat. Eine Stellungnahme von Bea liegt bislang nicht vor.

WebGain hat rund 100.000 registrierte Nutzer und führte im Jahr 2000 laut IDC den Markt für Java-IDEs mit 22 Prozent Marktanteil und 44,7 Millionen Dollar Umsatz vor Borland an. Zahlen für das vergangene Jahr wollen die Auguren im Laufe der nächsten zwei Monate veröffentlichen. (tc)