Web Traffic Analysis Applications Engineer

03.11.2000
Hinter der langatmigen Berufsbezeichnung "Web Traffic Analysis Applications Engineer" verbirgt sich ein Aufgabenfeld, das viel mit Qualitäts-Management zu tun hat. Es ist ein Jobprofil, das sich in den USA entwickelt hat, hierzulande jedoch nahezu unbekannt ist.

In diesem Beruf geht es beispielsweise um Fragen wie: Auf welcher Web-Seite der Firma X bleibt der potenzielle Kunde hängen? Wer nutzt das E-Commerce-Angebot des Unternehmens? Welche technische Ausstattung haben die Anwender? Welche Konseqenzen für den Internet-Auftritt kann Firma X aus der Web-Traffic-Analyse ziehen?

Ein Beruf "mit großen Chancen", wie Arnd Walgenbach, Leiter des Qualitäts-Managements bei I-D Media glaubt. Die börsennotierte Agentur entwickelt, vermarktet und betreut verschiedene Multimedia-Angebote - vom Online-Dienst bis zum digitalen Fernsehen. Das Unternehmen will genauer wissen, wie die eigenen Web-Auftritte ankommen. "Wir wollen unseren Kunden zeigen, was die Produkte leisten, die wir für sie gemacht haben, und was sich weiterentwickeln ließe", beschreibt Walgenbach das neue Geschäftsfeld.

Konkretes Beispiel: "Die Web-Traffic-Analyse ergibt, dass auf das deutschsprachige Internet-Angebot unseres Kunden viele Interessenten aus Tschechien zugreifen. Konsequenz wäre eine tschechischsprachige Website." Nach seiner Erfahrung braucht ein Web Traffic Analysis Applications Engineer eine doppelte Qualifikation: "Ideal wäre ein Programmierer, der Datenbanken einrichten und verwalten kann, und gleichzeitig das soziologische Wissen hat, statistische Auswertungen allgemeinverständlich zu kommentieren."

Wichtige Qualifikationen sind die Kenntnis verschiedener Logfile-Formate und der gängigen Analysesoftware sowie die Erfahrung, wie nach der Auswertung des Web-Verkehrs die Software den Kundenwünschen entsprechend angepasst wird." Ganz entscheidend sei die Übersetzungsfähigkeit, betont Walgenbach. Weil solche Experten bislang nicht nur auf dem deutschen IT-Arbeitsmarkt fehlen, sucht I-D Media jetzt das Duo: Datenbankspezialisten plus Soziologen mit Berufserfahrung in der Demoskopie. "Weder das eine noch das andere ist ein Job für Anfänger", meint Walgenbach, "aber Quereinsteiger haben gute Chancen" - wie er zum Beispiel.

Der 35-Jährige hat angewandte Kulturwissenschaften studiert und nebenbei Websites gestaltet - bis ihn sein Auftraggeber als Webmaster anstellte und er das Studium schmiss. Vor einem knappen Jahr wechselte Walgenbach schließlich als Qualitäts-Manager zu I-D Media. "Wir brauchen Mitarbeiter, die den Umgang mit Kunden beherrschen. Warum nicht jemand, der Soziologie studiert und freiberuflich Datenbanken programmiert hat?"