Web-Services: Mehr Farbe in der Komponentenwelt

30.01.2002
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Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Fachkonferenz für objektorientiertes Programmieren (OOP) gerät immer mehr zu einer über die Objektorientierung hinausreichenden Informationsveranstaltung zu Technologien und aktuellen Trends. Eine der diesjährigen Botschaften lautet, dass Web-Services OO-Architekturen nicht ersetzen, sondern diese vielmehr erweitern und benötigen.

Stellvertretend gab Michael Stal, Senior Principal Engineer in der Corporate Technology der Siemens AG, auf der Veranstaltung einen guten Einblick in die Bedeutung und Limitationen von Web-Services. Unternehmen sehen sich in einer zunehmend vernetzten Welt hohen Anforderungen gegenüber. Es gilt interne und Web-Anwendungen, Dienste und Systeme zu integrieren, eine Quality of Service (Verfügbarkeit, Ressourcen, Zeit) zu erhalten, automatisierte und autonome Systeme zu installieren, Mehrwertdienste anzubieten und unterschiedliche Datenformate austauschen zu können. Dieses kann jedoch nur eine komponentenbasierte und Web-taugliche Architektur leisten, die zudem bestehende Anwendungen integriert.

Dem steht jedoch entgegen, dass Web-Server dem Frontend bisher nur HTML-basierende Informationen bereitstellen, aber keine Zugriffe auf Funktionen ermöglichen. Eine Kommunikation ist nur durch menschliche Interaktionen möglich. In Zeiten von B-to-B, B-to-C oder für Peer-to-Peer sollen jedoch Anwendungen direkt miteinander "sprechen" und auf Dienste zugreifen können, die idealerweise als Komponenten überall im Netz verfügbar sind. Bestehende Middleware-Technologien in das Web zu verlängern ist zwar per Tunneling möglich, bringt aber aufgrund proprietärer Protokolle nicht die nötige Interoperabilität.

Das Web als Service-Broker

Web-Services ihrerseits sind in der Regel auch komponentenbasierend entwickelt, nutzen aber XML-Schnittstellen und verdecken so bisherige proprietäre Kommunikationsmechanismen. Ähnlich dem Corba-Konzept beispielsweise verwenden Client und Server lokale, nun aber in der XML-Sprache Web Services Description Language (WSDL) beschriebene Proxy-Schnittstellen, die in XML abgefassten Methodenaufrufe über das Simple Object Access Protocol (Soap) machen und sich dazu beispielsweise des HTTP-Transportprotokolls bedienen. Das Web wird dabei laut Stal zum "Service Broker", der die Kommunikationspartner sucht, deren physikalische Adresse vorhält und über Registries wie UDDI verwaltet.

In der Praxis zeigen die angehenden Web-Services-Standards noch einige Mängel. So kritisierte Stal, dass Soap-Nachrichten einen "Header" haben können, der nicht standardisiert ist. Dadurch kann es beim Routen und Auslesen der Nachricht zu Problemen durch inkompatible Herstellerimplementierungen kommen. Ebenso betrachtet der Siemens-Fachmann WSDL und ihre Elemente als "ziemlich wüst" und komplex. Sie lasse Raum für Interpretationen und beschreibe nur die Syntax der Proxies, nicht jedoch die Funktionsweise eines Dienstes.