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Web-Content-Mgmt.

10.09.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Noch vor einem Jahr herrschte im Markt für Web-Content-Management-Systeme (WCMS) ein regelrechter Boom. Die enorme Nachfrage nach Software zum Verwalten von Internet-Inhalten verleitete die Hersteller zu rosigen Prognosen. Inzwischen leidet die Branche unter dem konjunkturell bedingten Investitionsrückgang. Quelle: Pictor An Web-Content-Management-Software besteht nach wie vor Bedarf, doch den Anwenderunternehmen sitzt der Geldbeutel längst nicht mehr so locker wie noch vor einem Jahr. Auf Gesamtverträge oder Rahmenvereinbarungen lassen sich die Kunden mittlerweile kaum mehr ein, beschreibt Martin Hegi, WCMS-Experte beim Düsseldorfer Fachverlag New Media Sales, die Situation: „Gekauft wird nur noch häppchenweise: Hat sich die Software auf einem Gebiet bewährt, erwirbt man vielleicht noch ein paar weitere Lizenzen für einen anderen Bereich, dann wird erst einmal abgewartet.“ „Die Entscheidungsfreudigkeit der Kunden ist

sehr gering im Moment,“ bestätigt Stefan Utzinger, Vorstandsvorsitzender Conceptware AG. So gering, dass die auf mittelständische Lösungen spezialisierte Firma aus Schwalbach im Taunus Ende Juli ihre Auslandsaktivitäten zurückfahren, die Münchner Niederlassung schließen und 20 Prozent der Belegschaft entlassen musste. Noch härter traf es die Mediasurface GmbH. Die deutsche Tochter des britischen WCMS-Anbieters hatte erst vor einem Jahr ihre Zelte in München aufgeschlagen. Mittlerweile wurden alle ausländischen Niederlassungen wieder dicht gemacht. Die Pleite der Mediasurface GmbH kam recht überraschend: Noch Ende Juni hatte das britische Mutterhaus insgesamt 11,5 Millionen Pfund von hochkarätigen Investoren wie 3i, Dresdner Kleinwort Capital und Goldman Sachs erhalten. „Es hieß, wir seien für die nächsten zwölf Monate finanziert, selbst wenn wir keine Umsätze mehr machen“, erinnert sich

Geschäftsführer Peter Weger. Nur eineinhalb Wochen später wendete sich das Blatt. Inzwischen hat Weger Insolvenz beantragt. Auch nach den Worten von Josef Huber, Geschäftsführer der Tridion GmbH, ist der Markt im Vergleich zum vergangenen Jahr zurückhaltend geworden: „Es gab Firmen, die mal schnell 500000 Mark für einen Web-Auftritt hinlegten und sich erst nachträglich Gedanken darüber machten, wie sie diesen realisieren wollen. Solche Deals funktionieren heute nicht mehr“, so der Firmenchef. Vor allem Anwender, die mit ihrem System schlechte Erfahrungen gemacht hätten, seien vorsichtiger geworden: „Die steigen erst einmal im kleinen Rahmen ein – etwa mit einer Intranet-Lösung.“ Zu spüren ist der Nachfragerückgang laut Huber vor allem beim reinen Internet-Auftritt, da mittlerweile jedes Unternehmen über irgendeine Lösung zum Verwalten seiner Web-Inhalte verfüge. Häufig handelt es sich um

„selbstgestrickte“ Anwendungen, da viele Firmen angesichts der unsicheren Konjunktur nach wie vor zögern, auf eine professionelle Lösung umzusteigen. In den USA entfällt die Hälfte der eingesetzen WCM-Systeme auf Inhouse-Solutions. In Deutschland ist dieser Anteil wahrscheinlich noch wesentlich höher – vor allem weil der Mittelstand, in dem ein enormes Potenzial schlummert, keine Anstalten mache, auf den WCMS-Zug aufzuspringen. Unter anderem aus diesem Grund ist auch das ASP-Geschäft noch immer nicht angelaufen. Investiert in Web-Projekte wird laut Tridion-Chef Huber erst, „wenn der Druck so hoch ist, dass man eine effizientere Lösung braucht – etwa um Content im CRM-System oder im Intranet wiederverwerten zu können.“ Zudem achteten die Kunden heute weit mehr als noch vor einem Jahr darauf, ob es sich um eine zukunftsweisende Technik handelt, die etwa auf gängigen Standards wie Java oder XML basiert, und ob die Existenz des

Anbieters als dauerhaft gesichert gelten kann. Um die Kosten im Griff zu behalten, sitzen bei der WCMS-Auswahl immer häufiger auch Controller am Tisch, hat der Anbieter Infopark festgestellt. In zunehmendem Maße wird die Entscheidung für ein WCM-System aber auch auf Management-Ebene – vom Chief Technology Officer (CTO) oder gar dem CEO – gefällt, beobachtet man bei Gauss Interprise.

Den kompletten Beitrag "Web-Content-Management: Boom ist vorbei" lesen Sie in der COMPUTERWOCHE 36/2001.