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Zwischen Ironie und Interesse

Web-Commuity feiert "Schuh-Attentäter" als Held

17.03.2009
Von pte pte
Der irakische Journalist Muntadhar al-Zaidi, der mit seiner "Schuh-Attacke" auf George W. Bush weltweit für Schlagzeilen sorgte, wird mittlerweile im Internet als Held verehrt.

Der 30-Jährige, der vor wenigen Tagen von einem Gericht in Bagdad zu drei Jahren Haft verurteilt worden ist, wird in Online-Communitys, Foren und Blogs bereits als "Legende" und "größte Persönlichkeit unserer Zeit" bezeichnet. Alleine auf dem sozialen Netzwerk Facebook versammeln sich laut CNN-Bericht inzwischen hunderttausende Nutzer, um in entsprechenden Diskussionsgruppen die Begnadigung des Verurteilten zu fordern. Ginge es nach dem Willen einiger Mitglieder seiner Web-Anhängerschaft, würde al-Zaidi für seine Tat nicht ins Gefängnis gehen müssen, sondern vielmehr mit Ehrenabzeichen dekoriert. Das persönliche Engagement der internationalen Netzgemeinde geht sogar so weit, dass einige anbieten, einen Teil der Haftstrafe des Verurteilten zu übernehmen.

"Das Internet ist heute ein enorm wichtiges Kommunikations-, Informations- und Meinungsforum. Gerade bei Fällen wie dem aktuell verurteilten irakischen Journalisten, für den im Internet eine regelrechte Solidaritätsbewegung entstanden ist, zeigt sich das Mobilisierungspotenzial des Webs", stellt Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen ROG Österreich, im Gespräch mit pressetext fest. Die Nutzer müssten sich allerdings zu jeder Zeit im Klaren darüber sein, dass die in Communitys, Foren und Blogs geposteten Meinungen prinzipiell mit einiger Vorsicht zu genießen seien. "Die Leute dürfen nicht zu blauäugig an diese Dinge herangehen und sollten nach Möglichkeit überprüfen, wer hinter der ganzen Aktion steckt", rät Möhring.

Was den Urteilsspruch im Fall al-Zaidi betrifft, gibt sich die ROG-Austria-Präsidentin diplomatisch. "Für ein entsprechendes Urteil ist grundsätzlich die konkrete Gesetzeslage im jeweiligen Land ausschlaggebend. Da ich das geltende Recht im Irak nicht kenne, kann ich auch nicht sagen, ob das Urteil gerechtfertigt ist", betont Mähring. Ihrer persönlichen Meinung zufolge seien drei Jahre Haft für ein derartiges Vergehen allerdings "deutlich übertrieben". "Ich glaube, dass man, gerade angesichts der schwierigen Situation im Irak, mit dem Urteil auch ein Exempel statuieren wollte. In diesem Zusammenhang sind sicherlich auch politisch motivierte Interessen ausschlaggebend. Ein zu schwach ausfallender Urteilsspruch hätte die Beziehungen des Irak zu der neuen US-Regierung vermutlich negativ beeinträchtigt", erläutert Möhring.

Dass dem "Schuh-Attentäter" von Bagdad besonders von arabischer Seite viel Sympathie entgegengebracht wird, zeigte sich bereits im Laufe der vergangenen Wochen. So bot internationalen Medienberichten zufolge ein Ägypter al-Zaidi als Ehrenbezeugung sogar die Hand seiner 20-jährigen Tochter an. Ein Geschäftsmann aus Saudi-Arabien soll zudem rund zehn Millionen Dollar für das Paar Schuhe geboten haben, mit denen die Attacke auf George W. Bush ausgeführt wurde. (pte)