Analysten attestieren I-Notes Web Access einen Vorsprung

Web-Clients von Lotus und Microsoft treten gegeneinander an

17.11.2000
FRAMINGHAM (IDG) - Im Kampf um die beste E-Mail- und Groupware-Plattform zählt jedes Feature. Darum rühren Lotus und Microsoft fleißig die Werbetrommel für ihre E-Mail-Web-Clients "I-Notes Web Access" und "Outlook Web Access" (OWA). Es gibt jedoch einige Unterschiede zwischen den Produkten: Zum Beispiel bietet I-Notes Offline-Zugang, OWA jedoch nicht.

Microsofts OWA ist Bestandteil des kürzlich ausgelieferten Exchange 2000 Server. I-Notes dagegen befindet sich noch im Betastadium, die Markteinführung ist für das erste Quartal 2001 geplant. Beide Web-Clients nutzen neuere Versionen des "Netscape Navigator" oder von Microsofts "Internet Explorer" zusammen mit einem Benutzer-Interface für Standard-Domino- und -Exchange-Features wie E-Mail, Kalender, Kontakte und Aufgabenlisten. Beide können auch Benutzer-Interfaces zu Thin Clients exportieren. Dazu werden Technologien wie Extensible Markup Language (XML) und dynamisches HTML eingesetzt. Ebenso unterstützen sie Secure Sockets Layer (SSL) zur Verschlüsselung von Sessions.

Unterschiede zwischen den ProduktenEs gibt jedoch auch Unterschiede zwischen den Produkten. Der größte betrifft den Offline-Zugang: I-Notes hat ihn, OWA nicht. Außerdem enthält I-Notes ein Rechtschreibprüfprogramm und das Konkurrenzprodukt nicht. Dafür verfügt OWA über umfangreichere Features für Rich-Text-Editierung (wie etwa Tabellen, horizontale Linien und eingebettete OLE-Objekte) sowie Drag-and-Drop-Eigenschaften - Letztere allerdings nicht mit dem Netscape Navigator.

Einige Besonderheiten von I-Notes erfordern zusätzliche Software auf dem Client: So benötigt etwa der Support für E-Mail-Attachments ein 384 KB großes Active-X-Control, und die Offline-Fähigkeit basiert auf den Domino Off Line Services (DOLS). Im Gegensatz dazu setzt OWA lediglich einen HTML-3.2-kompatiblen Browser voraus. Die Sicherheit von OWA beschränkt sich auf das, was Microsofts "Internet Information Server" Web-Clients anbietet.

Weder I-Notes noch OWA unterstützen Secure Multipart Internet Mail für E-Mail-Verschlüsselung, E-Mail-Signaturen oder Verschlüsselung einer lokalen E-Mail-Datenbank. Beide haben keinen Viewer für Datei-Attachments. I-Notes benötigt ein separates Passwort für jeden Web-Access-Client. Die Authentisierung ähnelt bisher auch mehr einem Web- als einem Notes-Verfahren.

Trotz dieser Schwächen hat Notes derzeit die Nase vorn, glaubt zumindest Robert Mahowald, Analyst bei IDC. "Das wird zwar bei eingefleischten Exchange-Kunden sicher kein Umdenken bewirken, aber bei Neukunden kann es eine gewisse Rolle spielen", fügt er hinzu. Noch warten IT-Manager allerdings auf einen Web-Client, der die gegenwärtigen Client-Applikationen ganz ersetzt.

"Die Leute wollen weg von dem ganzen applikationsspezifischen Krempel. Das würde den Support-Aufwand drastisch reduzieren", führt David Ferris aus, Vorstand von Ferris Research, San Franzisko. Dummerweise seien die Web-Clients heute noch nicht so weit. Es fehle ihnen an Leistungsfähigkeit und einzelnen Features. In drei bis vier Jahren könnten sie solche Anforderungen erfüllen, dann gebe es auch genügend Bandbreite, äußert Ferris. Für mobile Anwender mit einem Laptop seien die heutigen Clients allerdings gut genug.