Co-Innovation

Web 2.0 macht den Kunden zum Scout und Entwickler

26.04.2011
Von 
Bernd Seidel ist freier Journalist und Coach in München.

Melitta-Kunden als Ideengeber

Gerold Schandl, Melitta: "Skeptiker lassen sich nur durch eigene Erfahrungen überzeugen."
Gerold Schandl, Melitta: "Skeptiker lassen sich nur durch eigene Erfahrungen überzeugen."
Foto: Melitta

Mit der Initiative "Der Kunde als Ideengeber" beschreitet der Markenartikelhersteller Melitta neue Wege der Produktentwicklung. "Wir hatten bis dato alles ausprobiert: klassische Marktforschung, Fokus-Gruppen, tiefenpsychologische Interviews", erläuerte Gerold Schandl, zuständig für New Business Development bei Melitta, auf der Jahrestagung Social Media 2011 von Management Circle. Allerdings gestaltete es sich immer schwieriger, neue kundenrelevante Themen zu finden. Die Hoffnung: Open Innovation.

"Für ein Traditionsunternehmen wie Melitta war es nicht einfach, sich dem Web 2.0 zu öffnen", erklärt Schandl. Negativbeispiele hatten Skeptiker auf den Plan gerufen: "Sie lassen sich nur wirkungsvoll überzeugen, wenn man selbst Erfahrungen sammelt", ist Schandl sicher. Nach einiger interner Überzeugungsarbeit identifizierte ein Kernteam im das Wettbewerbsthema "Gerüche im Haushalt" und das Motto: "Smell Fighters Innovation Contest".

Nach einer rund achtwöchigen Entwicklungsphase - vom Konzept, über die Programmierung und dem Test - startete der Wettbewerb. Als technischen Backbone wählten die Mindener die Plattform "Hyve". Teilnehmer wurden auf der eigenen Website, in Facebook und Twitter sowie in zwei Dutzend Online-Communitys wie "putzen.de" und "renovieren.de" sowie in Blogs angeworben. Preise im Gesamtwert von 5.000 Euro sorgten für zusätzlichen Anreiz.

"Ziel waren mehr als 500 Teilnehmer, wir kamen auf 248", räumt Schandl ein, "doch die Anzahl der Ideen übertraf unser Ziel". Melitta hatte gehofft, 100 Ideen zu bekommen, eingereicht wurden 208. "Positiv überrascht", so Schandl, war das Unternehmen von der hohen Qualität der Vorschläge. Einige waren konkret ausgearbeitet und sofort umsetzbar. Die Teilnehmer aus 44 verschiedenen Ländern brachten teilweise außergewöhnliche Gedankenblitze ein. "80 Prozent der Ideen hätten unsere Teams sicher auch entwickelt", sagt Schandl, "aber die restlichen 20 Prozent sind einzigartig - und auf die kommt es an".