Reality Check

Was vom SOA-Hype übrig bleibt

16.10.2008
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Pragmatismus statt Euphorie

IDC-Analyst Rüdiger Spies sieht in der abebbenden Euphorie eine natürliche Entwicklung: "Der Höhepunkt ist sicher überschritten." Das bedeute aber nicht, dass SOA als Konzept gescheitert wäre. Vielmehr beginne jetzt die Adaption auf breiter Front. Ganz ähnlich argumentiert Matthias Zacher von der Experton Group. "Es ist ohne Zweifel richtig, dass in Bezug auf SOA Ernüchterung, Hinterfragen und zum Teil auch eine Neubewertung des Themas zu verzeichnen ist. Der SOA-Hype ist aus unserer Sicht teilweise zu Ende." Als Konzept allerdings sei SOA nach wie vor hochaktuell.

In Gartners Hype-Cycle-Modell für Emerging Technologies hat SOA das 'Tal der Ernüchterung' bereits hinter sich gelassen und befindet sich auf dem 'Weg der Erkenntnis'.
In Gartners Hype-Cycle-Modell für Emerging Technologies hat SOA das 'Tal der Ernüchterung' bereits hinter sich gelassen und befindet sich auf dem 'Weg der Erkenntnis'.

Christian Hestermann, Research Director ERP bei Gartner, verweist auf den Hype Cycle seines Unternehmens (siehe Grafik). "Am Anfang herrscht bezüglich neuer Technologien stets eine Aufbruchsstimmung, Begeisterung oder gar Euphorie", erläutert er das Modell. Darauf folgten in der Regel das "Tal der Ernüchterung", der "Weg der Erkenntnis" und schließlich das "Plateau der Produktivität". In der Gartner-Diktion habe SOA das Tal der Ernüchterung bereits durchschritten und sei auf dem Weg der Erkenntnis angekommen. Bis die Phase der Produktivität erreicht sei, könnten aber noch zwei bis fünf Jahre vergehen. Auch nach Hestermanns Geschmack haben die Protagonisten den SOA-Hype übertrieben. Andererseits habe dies vielerorts auch Interesse an dem Konzept geweckt.

Hersteller wie die Darmstädter Software AG, die ihre komplette Wachstumsstrategie auf SOA ausgerichtet hat, wollen von einem Ende der Euphorie naturgemäß nichts wissen. Vorstandschef Karl-Heinz Streibich beklagt die aktuelle Berichterstattung der Medien, die nach seinem Eindruck dem Motto "Bad news are good news" folge. "Jede neue Technologie und jeder Paradigmenwandel braucht eine Euphorie-Phase", so der CEO. Wie in vielen anderen Lebensbereichen auch stelle sich irgendwann Normalität ein. Streibich: "Dann gelten wieder die alten Regeln für das Projekt-Management, für Gesamtkosten- und Rentabilitätsberechnungen."

Streibich deutet damit nur an, mit welchen Problemen SOA-Verantwortliche auch künftig zu kämpfen haben werden. Wie sich die Hindernisse auf dem Weg zur SOA umschiffen lassen, erfahren Sie im Artikel "Der Bauplan für die SOA".