Praxisratgeber

Was tun, wenn DSL lahmt

29.12.2009
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Lange Leitung: Welcher DSL-Speed ist möglich?

Um das Maximum aus DSL herauszuholen, sollten auch die TCP-IP-Parameter mit Hilfe von Analyzern optimiert werden.
Um das Maximum aus DSL herauszuholen, sollten auch die TCP-IP-Parameter mit Hilfe von Analyzern optimiert werden.

Bevor Sie mit eigenen Testreihen beginnen, sollten Sie versuchen, bei Ihrem Provider die Länge ihrer Teillnehmeranschlussleitung (TAL) sowie die Dämpfung zu erfahren oder zumindest die Leistungsdicke, um.dei Dämpfung selbst zu errechnen. Je nach Dämpfung schaltet der eine oder andere Anbieter eine bestimmte DSL-Variante erst gar nicht, wie Tabellen zeigen. Oder es kann aufgrund der Leitungslänge nicht die volle Geschwindigkeit erreicht werden. Während die Telekom bei der Schaltung eher konservativ vorgeht - also im Zweifelsfall nur eine langsamere Version offeriert - neigen die Konkurrenten eher zu Risikoschaltungen. Für den Kunden kann dies zur Folge haben, dass sein Anschluss häufiger durch Verbindungsabbrüche auffällt.

Um auszuschließen, dass womöglich der eigene Rechner die Bremse ist, sollte zum Vergleich auch einmal ein Notebook zu Messungen herangezogen werden. Ebenso empfiehlt es sich, den eigenen Rechner etwa von einer sauberen Linux-Live-CD wie etwa Knoppix zu booten, um störende Einflüsse von Personal Firewalls oder Virenscannern zu vermeiden. Beide Software-Kategorien sind dafür bekannt, dass sie das Ergebnis von DSL-Messungen nach oben und nach unten verfälschen. Mit der sauberen Boot-CD stellen Sie zudem sicher, dass die Netzwerkeinstellungen Ihres Rechners stimmen. Gerade wer häufig die so genannten Tuning-Tipps diverser PC-Zeitschriften ausprobiert hat, hat seinen PC oft so verkonfiguriert, dass die Netzwerkeinstellungen nicht mehr stimmen. Ein Notnagel unter Windows, der eventuell Abhilfe bringt, ist die Installation eines so genannten TCP/IP-Optimizer, der etwa auf der Web-Seite speedguide zu finden ist. Dieses Tool stellt TCP/IP-spezifische Netzwerkparameter wie RWIN oder MTU richtig ein. Eine Anleitung zur Ermittlung des optimalen MTU-Wertes ist beispielsweise hier zu finden. Zudem ist zu berücksichtigen, dass modernere Betriebssysteme wie etwa Windows Vista die TCP/IP-Parameter automatisch optimieren. Hier lohnt es sich eventuell mit manuellen Werten zu experimentieren.

Das WLAN als DSL-Bremse

Kann der eigene Rechner nach diesen Schritten als Bremser ausgeschlossen werden, sollte als nächstes ein Augenmerk auf die eigene LAN-Infrastruktur geworfen werden. Eine beliebte Fehlerquelle im eigenen Netz ist, die DSL-Performance per Notebook via WLAN zu überprüfen. Hier gilt die alte Physiker-Weisheit: "Wer misst, misst Mist". Gerade bei der Übertragung via eigenem Funknetz existieren so viele Störquellen (überlappende Kanäle, störende WLANs in der Nachbarschaft, Reflexionen etc.), die die Geschwindigkeit negativ beeinträchtigen können, dass es nur einen Ratschlag geben kann, um diese Wechselwirkung zu vermeiden: Die DSL-Geschwindigkeit ist per Fast oder Gigabit Ethernet zu messen. Ein 802.11g WLAN, das zumindest auf dem Papier mit 54 Mbit/s aufwartet, ist in der Praxis für DSL2+-Anschlüsse mit 18 Mbit/s oder VDSL meist zu langsam, da die optimale WLAN-Performance nur selten erzielt wird.