HTC One X im Test

Was taugt HTC's neues Quadcore-Flaggschiff?

26.04.2012
Von 
Moritz Jäger ist freier Autor und Journalist in München. Ihn faszinieren besonders die Themen IT-Sicherheit, Mobile und die aufstrebende Maker-Kultur rund um 3D-Druck und selbst basteln. Wenn er nicht gerade für Computerwoche, TecChannel, Heise oder ZDNet.com schreibt, findet man ihn wahlweise versunken in den Tiefen des Internets, in einem der Biergärten seiner Heimatstadt München, mit einem guten (e-)Buch in der Hand oder auf Reisen durch die Weltgeschichte.
Quadcore-CPU, 4,7-Zoll-Display, Android 4.0: Mit Attributen wie diesen will das HTC One X 2012 im Smartphone-Markt ganz vorne mitmischen. Wir haben uns das neue Flaggschiffmodell von HTC genauer angeschaut.

Nachdem die Taiwaner den Markt im vergangenen Jahr mit einer Vielzahl von weitgehend ähnlichen Smartphones wie dem "Desire S", "EVO 3D", "Velocity 4G", "Sensation XE" oder "Incredible S" überschwemmt hatten, will HTC 2012 nur wenige, aber dafür umso attraktivere Geräte auf den Markt bringen. Das Unternehmen stellte auf dem Mobile World Congress in Barcelona mit den Smartphones "One S", "One V" und "One X" eine neue Produktreihe vor, die nun auf den Markt kommt. Aktuelles Flaggschiff im HTC-Portfolio ist das High-End-Smartphone One X: Mit großem 4,7-Zoll-Display, Tegra 3 Chipsatz von Nvidia und Polycarbonat-Gehäuse will das Android-4.0-Gerät vor allem technikhungrige Käufer anziehen. Grund genug, sich das Device genauer anzusehen.

Tegra 3 in der Praxis

Das HTC One X nutzt als eines der ersten Smartphones eine mit 1,5 GHz getaktete Quad-Core-CPU. Der Prozessor ist allerdings mehr als ein "Quad-Core", in Wirklichkeit arbeiten fünf CPU-Kerne in dem Gerät: Einer davon ist der so genannte Battery Saver Core. Dieser kommt zum Einsatz, wenn das Device etwa im Stand-By ist. Der Hintergedanke: Solange die anderen CPU-Kerne nicht benötigt werden, lassen sie sich abschalten, um Strom zu sparen. Der CPU stehen ein Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite.Diese Rechenpower zeigt sich bereits beim normalen Arbeiten: Als Nutzer navigiert man schnell durch die HTC-Oberfläche, Anweisungen setzt das One X sofort und ohne merkliche Verzögerung um.

Seine volle Leistung zeigt das Smartphone aber bei Spielen, die für Tegra-3 zertifiziert sind. Riptide GP beispielsweise, ein Rennspiel mit Jetskies, zeigt nicht nur beeindruckende Wasser- und Welleneffekte, sondern spiegelt auch die Umgebung auf der Rennstrecke. Die Applikation läuft zwar auch auf "normalen" Smartphones, sieht dort aber bei weitem nicht so gut aus.

One X vs. iPhone 4S: Das HTC-Smartphone ist durch seinen 4,7-Zoll-Bildschirm deutlich größer als das Apple-Gerät mit 3,5-Zoll-Display.
One X vs. iPhone 4S: Das HTC-Smartphone ist durch seinen 4,7-Zoll-Bildschirm deutlich größer als das Apple-Gerät mit 3,5-Zoll-Display.

Schade ist allerdings, dass sich NVIDIA auf Spiele fokussiert. Denn die Tegra-Funktionen könnten auch bei ernsthaften Apps durchaus sinnvoll zum Einsatz kommen, etwa im Bereich der Bildbearbeitung. Ebenfalls interessant wäre eine Kooperation mit VMware, die kommende Virtualisierungslösung VMware Horizon könnte von der Technik sicher profitieren.

Das Smartphone zeigt die Inhalte in einer 720p-Auflösung von 720 x 1280 Pixel auf einem berührungsempfindlichen Display mit einer Bildschirmdiagonale von 11,9 cm (4,7 Zoll). HTC setzt beim Panel-Typ auf ein color Super LCD 2. Zum Vergleich, die Konkurrenz von Motorola und Samsung setzt bei den eigenen High-End-Geräten vorzugsweise auf Super AMOLED. Der Qualität tut das aber keinen Abbruch, Blickwinkel und Kontrast sind sehr gut, die Farben sind knackig.

Die restliche Hardware im Inneren des One X ist auf der Höhe der Zeit: Die 802.11b/g/n-WLAN-Komponente funkt nicht nur mit 2,4-GHz- sondern auch im weniger belegten 5-GHz-Band. Zusätzlich unterstützt das Gerät WLAN Direkt, eine Technik, mit der zwei Geräte zum schnelleren Datenaustausch ein Ad-Hoc-WLAN aufbauen können. Im mobilen Internet funkt das Smartphone mit HSDPA, der Nachfolger LTE ist noch nicht integriert - nach unseren Erfahrungen mit dem Velocity 4G ist dies aber bei der aktuellen Ausbaustufe des 4G-Netzwerkes kein Nachteil. Im Nahbereich funkt das One X nicht nur mit Bluetooth 4.0, sondern auch per Near-Field-Communication. Letzteres kann man beispielsweise für die Funktion Android-Beam nutzen, mit der sich Daten zwischen zwei kompatiblen Smartphones austauschen lassen.

Daten finden im Gerät auf zwei Partitionen Platz: Der Interne Speicher, wichtig für Apps, ist angenehme 2,11 GByte groß. Fotos, Musik, Videos und Co landen auf dem Telefonspeicher, bei unserem Testgerät standen dafür 25,24 GByte zur Verfügung. Beide Speicher lassen sich übrigens verschlüsseln. Leider hat sich HTC aus unverständlichen Gründen gegen eine Speichererweiterung per Micro-SD entschlossen. Bei der Verarbeitung setzt HTC auf einen interessanten Unibody aus Polycarbonat. Dieses Kunststoff ist besonders bearbeitet, so dass er beinahe Aussehen und Haptik von Keramik hat - ungewöhnlich und keine schlechte Wahl. Von der Seite wirkt es, als wäre das Display gekrümmt. Dabei handelt es sich aber um eine geschickte optische Illusion, der Touchscreen ist eben.

Bei der Akkulaufzeit rächt sich aber das helle Display und der Quad-Core-Antrieb, zumindest solange mehr Rechenleistung zum Einsatz kommt und der Battery Saver Core nicht mehr ausreicht. Bei voller Helligkeit und normaler Nutzung muss das Smartphone spätestens am Abend an die Steckdose. Sobald man bekannte Stromsparfunktionen, etwa ein deutlich abgedunkeltes Display, anwendet, schafft man in der Praxis bis zu eineinhalb Tage. Zudem wird das Smartphone auf der Rückseite während des Einsatzes spürbar warm. Die Sprachqualität des Smartphones war dabei im Test jederzeit gut.