Was taugen Ultra-Mobile-PCs?

29.01.2008
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Wer einen UMPC kaufen will, sollte vor allem auf die Handhabung achten. Die COMPUTERWOCHE hat Geräte von Samsung und Gigabyte gestestet.

Die ersten UMPCs wurden auf der CeBIT 2006 unter der Konzeptbezeichnung "Origami" vorgestellt. Obwohl bis heute die Zahl der verfügbaren Geräte überschaubar bleibt und viele Experten den ultramobilen Rechnern ein schnelles Ende prophezeiten, halten Hersteller wie Asus, Gigabyte, Samsung und Sony an der neuen Geräteklasse fest. Mittlerweile steht die zweite UMPC-Generation in den Regalen.

Weitere UMPC-Modelle

Neben Gigabyte und Samsung bieten auch Asus und Sony UMPC-Geräte in Deutschland an. Sony stattet seinen "Vaio UX1 XN" ebenfalls mit einer herausschiebbaren Tastatur aus. Das Gerät bietet einen 4,5 Zoll großen Touchscreen und bringt knapp 500 Gramm auf die Waage. Eine Besonderheit ist die 32 GB große, auf Flash-Speicher basierende Festplatte. Diese spart Energie und soll einen schnelleren Zugriff auf die Daten erlauben. Der Hersteller verlangt für den UX1 knapp 3000 Euro.

Asus bietet seine UMPCs aus der "R2"-Reihe in unterschiedlichen Ausführungen mit verschiedenen Prozessoren und Festplattengrößen zwischen 60 und 80 GB an. Der Rechner besitzt ein sieben Zoll großes Display und RAM-Kapazitäten zwischen 768 MB und 1 GB. Eine mobile Klapptastatur lässt sich als Zubehör ordern. Beim Betriebssystem kann der Kunde zwischen der Tablet-PC-Edition von Windows XP und Vista wählen. Die Preise der Asus-Rechner beginnen bei etwa 700 Euro.

UMPC-Alternativen

Neben den klassischen UMPCs bieten viele Hersteller mittlerweile auch Notebooks an, die in puncto Kompaktheit und Gewicht durchaus mit den ultramobilen Geräten mithalten können. Diese Modelle aus der Kategorie der Sub-notebooks bieten trotz der handlichen Größe zudem den Vorteil einer integrierten Tastatur - gerade für Anwender, die unterwegs viel Text und Daten in den Rechner eingeben müssen, ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Beispielsweise hat Fujitsu-Siemens Computers (FSC) mit dem Lifebook P1610/P1620 eine Notebook-/Tablet-PC-Kombination im Programm. Der Rechner lässt sich entweder wie ein herkömmliches Notebook oder als Tablet-PC nutzen. Dazu wird das Display gedreht und umgeklappt. Mit Hilfe von Stifteingaben auf dem Touchscreen lässt sich der Rechner steuern und Daten eingeben. Das aktuelle Modell P1620 will der Hersteller zur CeBIT vorstellen. Es verfügt im Vergleich zum Vorgänger P1610 über einen leistungsstärkeren Prozessor, eine größere Festplatte sowie eine verbesserte Bildschirmauflösung. Der Preis dürfte zwischen 2000 und 2500 Euro liegen.

Doch auch wer nicht so tief in die Tasche greifen will, muss auf einen ultramobilen Rechenbegleiter nicht verzichten. Seit Ende Januar bietet Asus seinen knapp 300 Euro teuren EeePC auch in Deutschland an. Der Rechner mit einem Gewicht von etwa 920 Gramm bietet ein sieben Zoll großes Display, eine Flash-Speicher-Festplatte mit 4 GB und 512 MB Arbeitsspeicher. Vorinstalliert sind das Linux-Derivat Xandros sowie verschiedene Anwendungen wie OpenOffice, Browser und ein Mail-Client. Wegen des großen Erfolgs arbeitet Asus Gerüchten zufolge bereits an weiteren Modellen. Angeblich ist eine Windows-Variante geplant. Zudem soll der Rechner ein größeres Display sowie Zusatzfunktionen wie beispielsweise UMTS erhalten.

Tipps zum UMPC-Kauf

Gerade weil die UMPCs keine einheitliche Geräteklasse darstellen, sollten Sie beim Kauf auf einige Punkte achten.

Schauen Sie auf die Qualität des Displays: Aspekte wie Größe, Schärfe und Auflösung sollten Sie nicht nur im Laden, sondern auch unter freiem Himmel begutachten.

Probieren Sie die Bedienung aus: Neben den Werkzeugen zur Maussteuerung wie Steuerräder und Touchpads sollte Ihr Hauptaugenmerk auf den virtuellen Tastaturen und der Handschriftenerkennung liegen.

Nehmen Sie die Geräte in die Hand: Ein UMPC sollte gut in der Hand liegen - sowohl in der Form wie auch im Gewicht. Prüfen Sie, wie gut die Bedienelemente zu erreichen sind. Lassen Sie die Rechner eine Weile laufen, um die Hitzeentwicklung und Lüftergeräusche beurteilen zu können.

Achten Sie auf die Ausstattung und die Schnittstellen. Überlegen Sie, welche Zusatzge-räte wie externe Laufwerke und Tastaturen benötigt werden und welche Kosten Sie dafür einrechnen müssen.

U60 von Gigabyte

CPU: VIA Esther ULV C7-M (1 Gigahertz);

RAM: 768 MB;

Festplatte: 40 GB (10 GB belegt);

Display: 6,5 Zoll (bis 1024 x 768);

Zubehör (integriert): Webcam, WLAN, Bluetooth, USB, VGA, Speicherkartenleser, Lautsprecher, Mikrofon;

Zubehör (optional): TV-Modul, GPS-Modul, Port-Replikator;

OS: Windows XP;

Maße: 190 x 120,8 x 28,3 Millimeter;

Gewicht: 740 Gramm;

Preis: 888 Euro.

Q1 Ultra von Samsung

CPU: Intel A110 (0,8 Gigahertz);

RAM: 1024 MB;

Festplatte: 60 GB (10 GB belegt);

Display: sieben Zoll (bis 1024 x 600);

Zubehör (integriert): zwei Webcams, WLAN, LAN, Bluetooth, UMTS, USB, VGA, Speicherkartenleser, Lautsprecher, Mikrofon;

Zubehör (optional): GPS-Modul;

OS: Windows XP Tablet PC Edition;

Maße: 228 x 124 x 22,9 Millimeter;

Gewicht: 690 Gramm;

Preis: 1399 Euro.

Mehr zum Thema

www.computerwoche.de

1853049: Neuer UMPC von HTC;

1851591: Gerüchte um neue Generation des EeePC;

1850045: Billig-Subnotebook für 300 Euro: EeePC im Test.

CW-TV:

http://www.computerwoche.de/videoplayer/popup/video.cfm?pk=413&id=video: CW-Redakteur Martin Bayer vergleicht den "Q1 Ultra" von Samsung und den "U60" von Gigabyte;

http://www.computerwoche.de/videoplayer/popup/video.cfm?pk=379&id=video: CW-Redakteur Jürgen Hill stellt den EeePC von Asus vor.

Die Rechner präsentieren sich mit Display-Größen zwischen sechs und sieben Zoll deutlich kompakter als herkömmliche Notebooks. Wie Tablet-PCs lassen sie sich mit Stifteingaben auf einem Touchscreen bedienen. Die Formatvorgaben sind jedoch nicht allzu strikt. Manche Hersteller statten ihre Geräte mit Behelfstastaturen aus. Das vielfältige Angebot macht es dem Anwender allerdings nicht leicht, den richtigen Minirechner zu finden. Zwei Produkte, den "Q1 Ultra" von Samsung und das "U60" von Gigabyte, haben wir uns näher angeschaut.

Ausstattung

Mit ihrer Ausstattung brauchen sich weder der Q1 noch der U60 vor ihren größeren Notebook-Brüdern zu verstecken. Beide Geräte enthalten Lautsprecher sowie eine Webcam, der Q1 sogar zwei davon, und bieten eine ganze Palette von Schnittstellen wie VGA (Monitor), USB, Speicherkartenleser sowie verschiedene Multimedia-Anschlüsse. Darüber hinaus lassen sich Daten via WLAN und Bluetooth austauschen. Der Q1 hat zusätzlich einen LAN- sowie einen UMTS-Anschluss. Eine Netzwerkverbindung ist für den U60 nur in der Docking-Station verfügbar, die Anwender optional dazukaufen können. Die Rechner lassen sich außerdem mit Zusatzmodulen aufrüsten: Beide bieten eine GPS-Erweiterung, Gigabyte zusätzlich auch einen TV-Tuner. Ein externes DVD-Laufwerk bringt keines der Geräte mit. Es muss separat dazugekauft werden.

Gigabyte punktet mit seiner externen Dockingstation. Etwas ungeschickt mutet beim U60 jedoch die Platzierung des Lautsprechers auf der Rückseite an, der beim Halten von der Hand des Benutzers abgedeckt wird. Außerdem lässt sich nach Anschluss der Zusatzmodule der Standfuß nicht mehr nutzen. Samsung glänzt hier durch seitlich angeordnete Stereo-lautsprecher, den integrierten LAN-Anschluss und die UMTS-Funktion. Dem Q1 fehlt jedoch die Buchse für ein externes Mikrofon.

Technik

Samsung setzt beim Q1 mit dem A110-Chip auf eine mit 800 Megahertz getaktete Intel-CPU, während Gigabyte einen Via-Prozessor mit einer Taktfrequenz von einem Gigahertz verbaut. Damit und mit Arbeitsspeicherkapazitäten von 768 MB (U60) und 1 GB (Q1) reicht die Rechenleistung für alle mobilen Anwendungen aus. In Sachen Display und Festplatte hat Samsung mit einer Sieben-Zoll-Anzeige und einer Kapazität von 60 GB die Nase vorn. Der U60 bringt ein 6,5 Zoll großes Display sowie eine Festplatte mit 40 GB mit.

Bedienung

Beide Displays spiegeln ein wenig, insgesamt wirkt die Anzeige des Q1 gerade in höheren Auflösungen jedoch etwas schärfer und kontrastreicher. Dafür lässt sich beim U60 die Bildschirmauflösung per Knopfdruck verändern. Für die Maussteuerung bietet der U60 ein Touchpad sowie zwei Knöpfe, die die Funktion der Maustasten übernehmen. Außerdem können Anwender über einen Kippschalter, der sich in vier Richtungen bewegen lässt, durch die Menüs navigieren. Im Vergleich dazu wirkt das Steuerrad, das Samsung für die Maussteuerung verbaut, etwas träger. Zusätzlich bietet der Q1 ein Steuerrad, das sich mit unterschiedlichen Funktionen, beispielsweise dem Aufruf bestimmter Programme, belegen lässt.

Die virtuelle Tastatur wirkt bei Samsung aufgeräumter und lässt sich aufgrund der größeren Tasten leichter bedienen. Dagegen müssen die Anwender beim U60 schon sehr genau zielen - gerade in höheren Bildschirmauflösungen, wenn das Tastaturfeld weiter schrumpft. Werden die virtuellen Tastaturfelder mit dem Stift bedient, lassen sich beim Q1 zwei weitere viertelkreisförmig in den beiden unteren Ecken angeordnete Tastenfelder auf dem Display einblenden. Anwender können hier beim Halten des Rechners per Daumen Text und Daten eingeben. Die Schrifterkennung funktioniert im Q1 etwas genauer und erfordert etwas weniger Training. Außerdem bietet das Samsung-Gerät mehr Optionen und Korrekturfunktionen. Grundsätzlich ist jedoch für beide Geräte eine gewisse Übung erforderlich, um das Tool für die handschriftlichen Eingaben effizient zu nutzen.

Tastatur

Punkten kann der U60 mit seiner Tastatur, die sich unter dem Gerät herausfahren lässt. Die einzelnen Felder sind im Vergleich zu Desktop- beziehungsweise herkömmlichen Notebook-Tastaturen zwar relativ klein, lassen sich aber gut erreichen und bedienen - auch mit den Daumen im Haltemodus. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der Druckpunkt, der den Anwendern einiges an Kraft abverlangt. Samsung teilt seine Tastatur auf zwei Bereiche in den oberen beiden Ecken des Geräts auf. Dort lassen sich die Tasten zwar bequem erreichen, ein flüssiges Schreiben bleibt allerdings schwierig, da die Knöpfe deutlich kleiner sind als beim U60 und eng nebeneinander liegen. Wer nur wenig Text in seinen mobilen Rechenbegleiter eingeben muss, wird mit dieser Notlösung leben können. Anwender, die viele Daten einspeisen müssen, werden dagegen für eine Tastatur wie beim U60 dankbar sein.

Handling

Q1 und U60 liegen aufgrund ihres kompakten Formats gut in der Hand. Das Gigabyte-Gerät hat ein eher rechteckig kantiges Design, ist dafür aber etwas schmaler als der Q1. Der Samsung-Rechner präsentiert sich mit runderen Formen und wegen des größeren Display etwas breiter, ist aber flacher gebaut. Beide Geräte arbeiten zwar mit energiesparenden Komponenten, aber die kompakten Gehäuse erfordern dennoch eine Lüftung, um die Abwärme aus dem Rechner zu leiten. Der Lärm hält sich in Grenzen, trotzdem können hochfrequente Lüftergeräusche auf die Dauer die Nerven arg strapazieren. Es empfiehlt sich deshalb, den UMPC vor dem Kauf so lange laufen zu lassen, bis die Kühlung anspringt.

Der Standfuß des U60 macht einen etwas wackligen Eindruck, der Q1 wirkt im Stand stabiler. Allerdings federt das Samsung-Gerät, auch wegen des steileren Winkels, bei Stifteingaben auf dem Bildschirm teilweise unangenehm nach. Der flachere Winkel des U60 eignet sich besser zum Arbeiten. Jedoch kann man sich beispielsweise beim Filme ansehen nicht bequem zurücklehnen, sondern muss sich über das Display beugen.

Fazit

Der Q1 von Samsung hat aufgrund des größeren Displays sowie des besseren Sounds Vorteile in Sachen Multimedia. Gigabyte kann mit seinem U60 vor allem mit der Tastatur glänzen. Der Rechner empfiehlt sich damit eher als Arbeitsbegleiter. Zudem ist der U60 mit einem Preis von 888 Euro deutlich günstiger als der Konkurrent. Samsung verlangt für den Q1 1399 Euro.