Sind Symposien und Kongresse ihr Geld wert?

Was sich so alles Veranstaltung nennt

20.11.1981

Die Notwendigkeit rationellerer Arbeit in heutigen Büros führte und führt zu neuen Formen der Sprach-. Text-, Bild- und Datenkommunikation. Von diesem "Aufschwung" der Kommunikation versuchen auch sogenannte "Veranstalter" sogenannter "Symposien" und "Kongresse zu profitieren.

Im Schlepptau neuer Kommunikationsformen und der Einführung neuer Techniken im Büro tut sich was, aber nicht nur Gutes:

- Mehrtägige Veranstaltungen werden unter den schillerndsten Überschriften angeboten.

- Die Zielgruppen wechseln, so daß sich mit der Zeit jeder angesprochen fühlt und sein Informationsbedürfnis befriedigt beziehungsweise sein Wissen auf den neuesten Stand gebracht haben will. Das ist legitim und begrüßenswert.

- Man zahlt - oder läßt seine Firma zahlen - dafür auch einige Hunderter, und für die sollte man schon etwas verlangen können.

- Auch die Industrie, die um Präsentation zur Abrundung des Geschehens "ins Programm gebeten" wird, zahlt - für die Möglichkeit, die Produkte zu zeigen, zu erklären beziehungsweise die zu erwartenden Vorträge praktisch zu ergänzen.

Auf diese Weise kommen einige zigtausend Mark für die Veranstalter zusammen, die nach Zahlung von Honorar an die Referenten, Saalmiete und gegebenenfalls Bewirtung auf jeden Fall zufrieden sein können - vorausgesetzt, das gedruckte Programm und die Namen der prominenten Referenten konnten vor der Veranstaltung positiv wirken.

Da beginnt es aber manchmal bereits zu enden, denn die Veranstaltung selbst ist dann oft gar nicht so hörens- und sehenswert:

- Die Produkte werden gar nicht gezeigt, weil es das reale Programm durch Zeitverzug nicht zuläßt. Dadurch geht die Realität - die echte Präsentation des heute Machbaren - auf jeden Fall verloren.

- Widersprüchlichkeiten aus der Einzeldarstellung überwiegen gegenüber der klaren informativen Aussage. Denn was will man schon für einige hundert Mark:

- selbst informiert werden, so daß man damit etwas anfangen kann;

- so informiert sein, daß man auch "zu Hause" informativ und konstruktiv darüber berichten kann;

- denjenigen gegenüber, die nicht "dabei" waren, einen Wissensvorsprung haben und nutzen.

Und gerade diese drei Punkte sind eben zum Teil nicht das Ergebnis dieser Veranstaltungen! Das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt da nicht - was auch dem Letzten aufgeht, wenn er nach Monaten noch immer nicht die Sammelmappe mit allen Referenten- und Tendenzberichten in der Hand hat.

Quintessenz:

Drum prüfe, wer sich da verbindet, ob sich nicht doch was Beßres findet!

* Heinz-Dieter Grösser, Siemens AG, Bereich Kommunikations-Endgeräte, München

Zitiert aus "telcom report" 4 (1981), Heft 5.