Was SAP-Profis können müssen

13.09.2007
Die technischen Anforderungen verändern sich. Zudem sorgen neue Geschäftsmodelle der Walldorfer dafür, dass sich Freiberufler umstellen müssen.

Verantwortlich für diese Entwicklung sind insbesondere die Neugestaltung der SAP-Technologiearchitektur und der darauf aufsetzenden Anwendungen und Lösungen. Mit der Einführung von Netweaver und der Enterprise Services Architecture (ESA) wird die SAP-Plattform schrittweise zu einer Business Process Platform, auf der unternehmensweite Anwendungen in offener und flexibler Form aufgesetzt und realisiert werden. Die SAP- Enterprise-SOA (Service-orientierte Architektur für unternehmensweite Anwendungen) ermöglicht es mit Hilfe von Netweaver, die Inhalte von SAP-Applikationen zu flexiblen Geschäftsprozessen zusammenzufügen.

Spezialisierte SAP-Berater

Aufgrund des breiten Leistungsspektrums der SAP-Anwendungen ist die Mehrzahl der heutigen SAP-Berater auf spezielle Module des klassischen SAP-R/3 Systems wie FI, CO, HR, PP oder auf Lösungskomponenten spezialisiert. Die Berater verfügen oftmals sowohl in betriebswirtschaftlicher als auch IT-Sicht über langjährige Erfahrungen bezüglich der Implementierung und der Anpassung dieser R/3- Module.

Mit der Vorstellung von SAP ERP 2004 und danach SAP ERP 2005 hat sich einerseits die technische Basis der SAP-Anwendungen umfassend verändert, andererseits wurde die ERP-Funktionalität im Vergleich zu R/3 durch eine Vielzahl zusätzlicher Geschäftsprozesse (wie ESS, SEM, Analytics) erweitert. Die Anwendungen setzen auf Netweaver 2004 beziehungsweise Netweaver 2004s auf und nutzen damit verknüpfte technologische Komponenten wie Netweaver Portal, Netweaver Process Integration oder SAP Business Intelligence. Damit wird den Kunden ein weicher Übergang von R/3 in die neue Enterprise-SOA-Welt ermöglicht.

Training wird wichtiger

Berater, die zukünftig in dieser neuen SAP-Architektur Kundenprojekte umsetzen, müssen daher mehr denn je ein tiefes Wissen besitzen, um die als Web-Services ausgeprägten SAP-Geschäftsfunktionen zu Geschäftsprozessanwendungen zusammenzufügen. Für die meisten heutigen SAP-Berater ist eine umfangreiche Aus- und Weiterbildung erforderlich, um diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden.

Aktuell ist die Auftragslage im SAP-Projektmarkt für IT-Freiberufler durch eine hohe Nachfrage nach SAP-Experten gekennzeichnet. Obwohl sie das Angebot übersteigt, ändern sich die Preise wenig. Teilweise haben die Projektkunden noch nicht erkannt, dass hoch qualifizierte SAP-Spezialisten für anspruchsvolle Anwendungsfelder wie SCM, CRM oder Portale nicht zum Honorar eines klassischen FI-Beraters verpflichtet werden können. Die starke Nachfrage nach SAP-Experten ist zu einem hohen Prozentsatz auf die Release-Wechselprojekte zurückzuführen.

Modulberater müssen umdenken

Da die Standardbetreuung des verbreitet eingesetzten R/3-Release 4.6c im Dezember 2006 endete, können Kunden nun diese Softwareversion bis Ende 2007 nur zu zwei Prozent höheren Wartungsgebühren nutzen. Bis Ende 2009 sind es dann sogar vier Prozent. Dies führt nun dazu, dass Kunden auf SAP ERP wechseln. Das von den Walldorfern präferierte Release ist SAP ERP 2005, dessen Betreuung bis zum März 2012 reicht.

Bei den derzeitigen Release-Wechselprojekten fragen die Firmen häufig noch klassische SAP-Modulberater nach. Das ist darin begründet, dass die überwiegende Zahl der Kunden zunächst aus lizenzvertraglichen Gründen von R/3 auf SAP ERP wechselt. Da die klassischen in Abap 4 entwickelten R/3- Module auch auf der Application Platform von Netweaver ablaufen, sind augenblicklich noch zahlreiche SAP-Modulberater gefragt. Dies wird Anfang 2008 stark nachlassen, da alle SAP-Anwendungen dann ESA-kompatibel sein und die Kunden mit SAP ERP und SAP Business Suite auf Basis des Enterprise Service Repository ihre Geschäftsprozesse verstärkt über Web-Services komponieren werden. Spätestens dann wird der oben beschriebene Typ des SAP-Beraters begehrt sein.

Neuer Auftragsmarkt durch AS1?

Für neue Softwareentwicklungen benötigen die Unternehmen dann mehr Experten mit Netweaver-Developer-Studio-Erfahrung als klassische Abap-Programmierer. Aktuell und auch zukünftig ist in Großunternehmen weiterhin ein zunehmender Bedarf an SAP-Projektspezialisten für alle Anwendungsfelder der SAP Business Suite zu erwarten. Besonders begehrt bleiben SAP-Berater auf den Gebieten SCM, CRM und SRM.

Viele Berater fragen sich, ob für sie durch die von SAP angekündigte Mittelstandslösung "A1S" ein neuer Auftragsmarkt bei mittelständischen Unternehmen entsteht. IT-Freiberufler sollten sich dabei im Hinblick auf komplexe und beratungsintensive Implementierungsprojekte nicht zu große Hoffnungen machen. Die Software soll überwiegend über das Internet und das Telefon verkauft werden. Interessenten beantworten online einen Fragenkatalog über die mit der Lösung abzubildenden Geschäftsprozesse und erhalten im Gegenzug ein Grobkonzept für ihre Lösungsanforderungen. (hk)