Was Mittelständler für Mitarbeiter tun

30.11.2006
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Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

Zufrieden ist der Professor auch mit dem, was die Firmen in den Kategorien Strategie, Beschaffung und Personalführung leisten. So habe ihn der Sieger in der Sparte "Strategie und Vision", der Call-Center-Service Anbieter Dresdner Direktservice GmbH, damit überzeugt, dass sich Personalleiter Peter Meussen offensiv als Business- und -Servicepartner der Geschäftsführung versteht und sich direkt um die Unternehmenskultur und die Förderung der Führungskräfte sowie das Binden von qualifizierten Mitarbeiter kümmert.

Mittelständler suchen Hochschulabsolventen

Bezüglich der Personalbeschaffung stellte der Wissenschaftler erleichtert fest, dass auch Mittelständler wieder stärker an den Hochschulen nach Talenten suchen und sich an Kontaktmessen beteiligen. Der Sieger in dieser Kategorie, das Bremer Ingenieurbüro G. Fleischhauer hat für den gesamten Rekrutierungsvorgang Checklisten und Leitfäden erarbeitet, um ein hohes Niveau zu garantieren.

Wenn es um Personalführung geht, ist wichtig, dass "eine ganzheitliche, in Harmonie zur Unternehmensstrategie stehende Politik praktiziert wird, die die Mitarbeiter auch intellektuell herausfordert". Gerade in diesem Punkt sollten sich die Firmen durch Kreativität und Innovationsfähigkeit auszeichnen, so die Empfehlung von Scholz. Besonders beim Wort hat ihn die Stryker Trauma GmbH aus Schönkirchen bei Kiel, ein Anbieter von orthopädischen und medizintechnischen Produkten, genommen. Im 450 Personen starken Betrieb läuft ein permanenter Innovations-Wettbewerb. Jeder Fachbereich muss pro Monat mindestens eine Innovation einreichen. Die beste davon wird laut Sabine Krummel-Mihajlovic, Personalleiterin und Mitglied der Geschäftsführung, einmal im Quartal mit einem Preis ausgezeichnet.

Da geht noch was: Personalentwicklung

Etwas schlechter schnitten die beteiligten Firmen in den Kategorien "Personalentwicklung" und "Work-Life-Balance" ab. Hier muss laut Definition "die Stimmigkeit zwischen Mitarbeiterbeurteilung, Personalentwicklung und Entwicklungs-Controlling" zu erkennen sein.

Am ehesten haben die Vereinigten Sparkassen im Landkreis Weilheim diesem Kriterium entsprochen. Jährlich findet ein Abgleich mit den Stellenanforderungsprofilen statt. Dieser basiert auf den Soll-Profilen für jede Stelle. Die Führungskraft erstellt für den betroffenen Mitarbeiter anhand einer Checkliste das Ist-Anforderungsprofil und nimmt damit einen Soll-Ist-Vergleich vor. Daraus leitet das Unternehmen dann die entsprechenden Personalentwicklungs-Maßnahmen ab sowie die Erwartungen zwischen Führungskraft und Mitarbeiter.

Viel Arbeit haben die Weilheimer in ihr ausgeklügeltes Weiterbildungs-Controlling investiert, das in zwei Etappen stattfindet: Zunächst beurteilt der Mitarbeiter das Seminar anhand eines standardisierten Fragebogens. Danach sprechen Führungskraft und Mitarbeiter über die Umsetzung des Erlernten. Nach zwei Monaten beurteilt der Vorgesetzte den Umsetzungserfolg und meldet dies an die Personalabteilung. Sie hat die Aufgabe, das Entwicklungs-Controlling für das gesamte Unternehmen zu überwachen.

Teilzeit- und Telearbeit ausbauen

Ein Dauerbrenner in Unternehmen ist die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, neudeutsch besser bekannt als Work-Life-Balance. Scholz empfiehlt den Firmen, das Angebot von Teilzeit- und Telearbeit sowie allgemein die Möglichkeiten der flexiblen Arbeitszeitgestaltung auszubauen. Das würde die Zufriedenheit und damit die Produktivität am Arbeitsplatz erhöhen. Ihm ist klar, dass gerade in diesem Punkt viel Wunschdenken existiert und die Praxis eine ganz andere ist. Umso mehr sind positive Beispiele hervorzuheben wie der Sieger in dieser Sparte - die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB). Personalleiterin Gesine Funk hat ihr Konzept auf drei Säulen gestellt: physische und psychische Gesundheit, ausgeglichene und individuell angepasste Arbeitsbedingungen und Raum für Familie und Privatleben. Dies versucht sie durch unterschiedlichste Ansätze wie Bewegungsförderung und ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, gesundheitsgerechte Verpflegung oder Förderung der geistigen Fitness umzusetzen.

Diese positiven Beispiele sollen vor allem solche Betriebe ermuntern über ihre Personalarbeit nachzudenken, die immer wieder damit argumentieren, dass es im Mittelstand kaum Spielraum für gute und kreative Lösungen gebe, um Mitarbeiter zu fördern und damit produktiver werden zu lassen. Denn eines sei klar, schloss der Professor: Der vielzitierte "War for talents" beginnt wieder, und darauf müssen sich auch die Mittelständler einstellen. Wollen sie wettbewerbsfähig bleiben, dürfen sie die Personalarbeit nicht vernachlässigen.