Sie bilden die Brücke zwischen Hersteller und Anwender. Laut des größten deutschen Fachverbands, der tekom, gibt es hierzulande 83.000 Technische Redakteure, davon rund 15.000 in der IT. Sie arbeiten freiberuflich, für Dienstleistungsfirmen oder als Angestellte von Softwareunternehmen. Dort gehören sie zu etwa 50 Prozent zur Entwicklungsabteilung, oft auch zu einer eigenständigen Abteilung "Technische Dokumentation" oder aber zum Marketing.
Technische Redakteure in der IT erstellen Handbücher und Online-Hilfen, Trainings- und Vertriebsunterlagen und andere Dokumentationen. Je nach Erfahrung übernehmen sie zudem Verantwortung für Planung, Projekt-Management und Qualitätssicherung im Dokumentationsprozess. Ihre zentrale Aufgabe ist es, Software für Anwender verständlich zu machen, aber auch für jene technischen Mitarbeiter im Unternehmen, die für Implementierung, Schulung und Hotline, Betrieb und Wartung zuständig sind. Als offizielle Berufsbezeichnung hat sich der Begriff "Technischer Redakteur" etabliert, in der Praxis wird auch vom "Technical Writer", übersetzt "Technischer Autor" gesprochen.
Die Informatikerin Bettina Zastrow arbeitet seit über 20 Jahren als Technische Autorin. Sie erstellt Benutzer- und Administrationshandbücher für Online und Print und berät Kunden, wie sie Informationen entwickeln und technische Dokumentationen verbessern können. In einem CW-Gespräch schildert sie, wie steigender Zeitdruck und neue Formate die Arbeit der Technischen Autoren verändern.
CW: Frau Zastrow, heute ist kaum mehr jemand bereit, sich in ein dickes Handbuch zu vertiefen, Software soll selbsterklärend sein. Verliert die Technische Dokumentation an Bedeutung?
Zastrow: Für Konsumentenprodukte mag das gelten. Aber die Dokumentation für die IT-Spezialisten im Hintergrund - Installationsanleitung, Benutzerhandbuch, Betriebshandbuch - hat an Umfang und Komplexität eher zugenommen, denn oft gibt es viele Schnittstellen oder unterschiedliche kundenspezifische Ausprägungen der Software. Zudem wird heute meist erwartet, dass neben schriftlichen Dokumentationen auch kontextsensitive Online-Hilfen bereitgestellt werden.
CW: Kann man diese verschiedenen Dokumente noch aus demselben Datenbestand speisen?
Zastrow: Die Gemeinsamkeiten sollten mindestens 80 Prozent und die Varianten höchstens 20 Prozent der Dokumentation ausmachen, dann klappt es. Oft sind die Unterschiede, wie eine Business-Software in den konkreten Unternehmen aussieht, aber größer. Denken Sie an eine Hosting-Lösung für Mobilfunkunternehmen oder eine Bankensoftware. Entscheidende Prozesse wie die Zugriffslegitimation können hier sehr unterschiedlich gestaltet sein. Gleiches gilt für die medialen Aufbereitungen von Inhalten: Schriftliche Dokumentationen sind ablaufbezogen und orientieren sich an Geschäftsvorfällen, kontextsensitive Online-Hilfen beziehen sich auf ein einzelnes, abgeschlossenes Thema. Es lohnt sich also, zunächst ein Konzept für die Aufteilung der Dokumentationen auf verschiedene Medien zu erstellen, um Mehrfacharbeit zu vermeiden.
CW: Welche anderen Trends beobachten Sie in der Technischen Dokumentation?
Zastrow: Die "Time to Market", also die Zeitspanne zwischen Projektstart und dem Zeitpunkt, zu dem ein Produkt auf den Markt kommt, wird immer kleiner. Gerade auf Konsumgütermärkten, auf denen sich mehrere Hersteller einer Branche einen Wettlauf um eine Produktinnovation liefern, ist der Zeitdruck immens.