Was macht eigentlich ein Softwareentwickler?

21.11.2005
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Am Anfang steht die Analyse des Systems, am Ende die Schulung des Anwenders. Dazwischen müssen Entwickler unterschiedliche Aufgaben bewältigen.

Softwareentwickler konzipieren und implementieren Software - von einzelnen Bausteinen bis hin zu vollständigen Applikationen. In Abstimmung mit Anwendern aus den Fachabteilungen müssen sie Lösungen programmieren, die auf die Bedürfnisse und Anforderungen des Nutzers zugeschnitten sind. Dabei sind sie nicht auf bestimmte Programmiersprachen festgelegt. Ein weiterer wichtiger Faktor innerhalb eines Entwicklungsprojektes ist die Einhaltung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Da im Team gearbeitet wird, ist die Softwareentwicklung eine Tätigkeit, die hohe Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit stellt.

Von der Analyse bis zur Schulung

Ausgehend von den Anforderungen des Anwenders, unterstützen die Softwareentwickler zunächst Systemanalyse und -design, entwickeln Prototypen und legen den Entwicklungsrahmens mit fest. Zudem stimmen sie Schnittstellen und Datenformate ab, erstellen Testumgebungen und -daten und testen die Units auf der Ebene der Softwarebausteine. Im Anschluss daran spezifizieren und kapseln die Entwickler Datenbankzugriffe und entfernte Aufrufe. Beim Kunden vor Ort oder im eigenen Unternehmen führen sie die Nutzerschnittstellen sowie die Systemfunktionalität ein. Nach den erfolgreichen Tests begleiten sie die Installation und Konfiguration der Softwarelösung und unterstützen die Schulung der Anwender.

Benjamin Risch arbeitet bei der Geoinformationsdienst GmbH (GID) in Göttingen. Sein Arbeitgeber unterstützt den ausgebildeten Fachinformatiker in Sachen Weiterbildung und hat ihn zum "Software Developer" zertifizieren lassen. Weiterbildung und Projektarbeit im Unternehmen gingen Hand in Hand: Als Zertifizierungsprojekt entwickelte Risch ein Modul für ein Geoinformationssystem, das die Landwirtschaftskammer Hannover bereits nutzt, das aber noch Defizite aufwies. Durch Rischs Entwicklung sollten diese behoben werden.

"Wir haben uns für die IT-Personalzertifizierung entschieden, weil sie international anerkannt ist sowie reale IT-Prozesse, fachspezifische und übergreifende Kompetenzen verbindet", sagt Markus Böhm, Projektleiter bei der GID und Lernprozessbegleiter von Risch.

Regelmässiges Feedback vom Betreuer

Projektbegleitend erstellte Risch nach Vorgaben der Personalzertifizierungsstelle Cert-IT eine Dokumentation. In dieser hielt er neben den Arbeitsschritten auch Probleme und deren Lösung fest. Entscheidend war hier, dass auch die Lernfortschritte im Bereich Handlungskompetenz dokumentiert wurden. In regelmässigen Gesprächen mit seinem Betreuer Böhm besprach Risch Konflikte und Auswege.

Die abgeschlossese Dokumentation überprüfte ein Prüfer der Cert-IT, der auf Softwareentwicklung spezialisiert ist. Die erfolgreiche, lückenlose und korrekte Dokumentation wiederum war die Voraussetzung für die Zulassung zur abschließenden Prüfung. Diese bestand aus Präsentation und Fachgespräch, wofür der Prüfer nach Göttingen kam. Bereits nach wenigen Minuten legte sich bei Risch die anfängliche Aufregung vor der Präsentation: "Zu diesem Zeitpunkt war ich so sehr in die fachliche Materie vertieft, dass ich die Situation nicht als Prüfung wahrnahm und mir die 30 Minuten Präsentation wie zehn Minuten vorkamen."

Im anschließenden Fachgespräch wurden vor allem technische Sachverhalte wie die Erstellung von UML-Diagrammen und Soft Skills wie Organisationsfähigkeit diskutiert. Risch lernte, viel strukturierter zu arbeiten und die eigene Arbeitsweise vor dem Hintergrund des Qualifizierungsprozesses kritischer zu sehen: "Ich denke nun bereits im Vorfeld mehr über nachfolgende Schritte und Teilprozesse nach. Dadurch bearbeite ich Projekte effizienter und kann sie viel kundenorientierter umsetzen."