Was leisten Programmier- und Testwerkzeuge?

07.11.1980

Programmierhilfen nehmen heute den DV-Leuten den "Alltagsschrott" ab und befreien sie von lästigen Routine-Arbeiten. Von Entwurfshilfen über Test-Utilities bis hin zu maschinellen Dokumentationssystemen bietet der DV-Markt mittlerweile eine Vielzahl an Software-Werkzeugen. Einstimmige Zufriedenheit über die "stummen Software-Diener" scheint indessen im Benutzerlager noch nicht zu herrschen. So bemängelt Dr. Helmut Roth, Leiter EDV-Projekte bei der Dragoco in Holzminden, vor allem bei den Entwurfshilfen, daß deren Anwendung einerseits nur dann sinnvoll sei, wenn sie auch als Dokumentationshilfen genutzt werden - sie andererseits jedoch einen erheblichen Wartungsaufwand erforderten. Kein Hehl aus seinem Problem, das für ihn optimale Programmier-Werkzeug zu finden, macht auch der DV-Leiter der Freiburger Litef-Litton GmbH, Manfred Geisler: "Wir sind permanont auf der Suche nach einem geeigneten Produkt" ha

Dr. Helmut Roth

Leiter EDV-Projekte, DRAGOCO, Gerberding und Co. GmbH, Holzminden

Bevor über Programmierhilfen gesprochen werden soll, ein Wort zur dahinterstehenden Hard- und Software: Wir verfügen demnächst über ein kartenloses System IBM 370/138 (1 MB, diverse Platten und Bänder) mit Software DOS/VS, CICS/VS, POWER/ VS und DBOMP.

Bei dem Stichwort "Programmierhilfen" denkt man sofort an

- Entwurfshilfen

- Codierhilfen

- Testhilfen

- Dokumentationshilfen, wenn man unter Programmieren nicht nur Codieren verstehen will.

Entwurfshilfen: Hier bietet sich eine ganze Palette von Techniken unter Namen wie Nassi-Schneiderman, Hipo etc. bis zu Flußdiagrammen an. Setzt man sie auch als Dokumentationshilfsmittel ein - sonst ist ihr Einsatz fragwürdig -, erfordern sie zur Wartung einen nicht unerheblichen Personalaufwand. Da unsere Dokumentation - nicht zuletzt aus Aufwandsgründen- andere Grundlagen hat, benutzen wir keine Entwurfshilfen der aufgeführten Art.

Codierhilfen: Unter Codierhilfen kann man verstehen

- Hilfen beim Erstellen von Programmen

- Hilfen zur Übergabe dieses Codes an das EDV-System (Texteditor).

Aus Performance-Gründen setzen wir zur Programmierung ausschließlich Assembler ein. Da diese Programmiersprache recht strukturlos und benutzerunfreundlich ist, haben wir eine Reihe von Makros entwickelt, die von Parallelverarbeitung, von Dateien bis zur DRAGOCO-typischen Aufbereitung einer Waren-Nummer reichen. Für bestimmte Programmtypen existieren Standard-Rahmenprogramme; zum Beispiel für Änderungsdienste von Dateien. Als Texteditor setzen wir SPMO ein.

Es wäre müßig, Schwachstellen dieses alten Programmsystems hier aufzuführen; wir planen die Einführung eines leistungsfähigeren Systems.

Testhilfen: Idealiter würde man ein Timesharing-(ähnliches)System mit beliebigen Testmöglichkeiten zur Verfügung stellen wollen. Hier spielen jedoch Kosten-/ Nutzen-Überlegungen eine entscheidende Rolle, da derartige Systeme in der Regel eine hohe Belastung für das EDV-System darstellen.

Wir verfügen derzeit (noch) nicht über ein Timesharing-(ähnliches)System und substituieren dies durch tägliche Testzeiten im Open-Shop (mit allen bekannten Vor- und Nachteilen). Testvereinfachung bringt dabei ein eigenentwickeltes Job-Stream-/Job-Erstellungssystem, das zum Beispiel erlaubt, sehr einfache Jobs unter wahlweiser Benutzung von Test- und/oder Originaldateien zu erstellen. Wenn notwendig, kann ein Trace-Programm eingesetzt werden.

Dokumentationshilfen: Mit dem Stichwort "Dokumentation" wird sicherlich eine Achillesferse vieler EDV-Anwender angesprochen. Aufgrund der bekannten Probleme verfolgen wir den Grundsatz, "soviel manuell wie nötig, soviel maschinell wie möglich"; die manuellen Arbeiten (etwa Programmdokumentation) können zu einem großen Teil am Bildschirm durchgeführt werden. Dementsprechend verfügen wir zur Zeit neben gespeicherten Datenfeldbeschreibungen über maschinell erstellte Programm-, Datei-, Satzaufbau- und Datenfeldverwendungsnachweise, die insbesondere die Wartung erleichtern. Eine maschinelle Erstellung von Handbüchern ist in Vorbereitung.

Ausblick: Für die Zukunft streben wir bei den angesprochenen Programmierhilfen bessere Testhilfen und einen weiteren Ausbau der maschinell unterstützten Dokumentation an; mit diesen Zielen stehen wir sicher nicht allein in der EDV-Landschaft.

Dieter Spaich

DV-Leiter, Niedecker GmbH, Frankfurt (IBM /3-15 D)

Wir arbeiten in unserem Hause derzeit mit mehreren Programmierhilfen. Eine davon ist zum Beispiel "Autor-Report". Der Vorteil dieses Werkzeuges liegt vor allem darin, daß wir nur einmalige Definitionen vornehmen müssen. Allerdings bemängeln wir, daß gewisse Fehlerhinweise aus den Programmen unvollständig sind.

Als weitere Programmierhilfe verwenden wir "Debug". Debug

ist zwar als Testhilfe konzipiert, wird aber bei uns bei der Fehlersuche innerhalb der Programmierung eingesetzt.

Eine von unserem Hersteller angebotene Dateiverwaltung findet bei uns keine Verwendung. Bereits bei der Prüfung dieses Programmsystems haben wir festgestellt, daß mit dem Einsatz ein relativ großer Zeitaufwand verbunden wäre. Wir haben deshalb selbst Programme geschrieben, die unsere Dateien und Bibliotheken verwalten. Darunter verstehen wir einen selbstprogrammierten Ablauf, der uns beim Programmieren einige Hilfen bietet.

In der Testphase befindet sich derzeit bei uns ein Programm, das uns erlauben soll am Bildschirm zu programmieren. Außerdem haben wir Formulare entwickelt, die für uns bei der Programmierung eine zusätzliche Hilfestellung darstellen.

Da wir bei uns in RPG II und RPG III programmieren, und diese Sprache bereits gut strukturiert und normiert ist, können wir auf weitere Programmierwerkzeuge verzichten.

Manfred Geisler

DV-Leiter, Litef-Litton Technische Werke GmbH, Freiburg (IBM 370/158, DOS/VS)

Seit etwas mehr als einem Jahr setzen wir in unserem Hause ein reines Online-Programmiersystem ein. In der Zeit davor wurde bei der Programmerstellung und Programmpflege in herkömmlicher Weise mit Lochkarten gearbeitet. Der Einsatz des Bildschirm-Programmiersystems hat sich insgesamt sehr positiv ausgewirkt. Einerseits konnte in der Programmierung effizienter gearbeitet werden und zum anderen wurde der Rechenzentrumsbetrieb wesentlich von der lästigen "Kartenschaufelei" entlastet.

Das heute bei uns Verwendung findende Programmiersystem besitzt ein zusätzliches Bibliotheksverwaltungssystem, das allerdings seine volle Stärke nicht im Online-Betrieb, sondern erst im Batch-Betrieb entwickelt. Bevor wir das heute im Gebrauch befindliche System einsetzten, arbeiteten wir zeitweilig mit einem anderen System. Unser heutiges Online-Programmiersystem hat dem vorherigen gegenüber einige erhebliche Vorteile aufzuweisen. Es ist allerdings bei reinen Editorfunktionen etwas schwächer. Unser heutiges System hat jedoch eine umfangreiche Prozeduren-Sprache, so daß diese Schwächen weitgehend behoben werden konnten.

Komfortabler könnte unser heutiges System gestaltet werden, wenn es Programmdokumentationsfunktionen sowie in gewissem Umfange Textverarbeitungsfunktionen zulassen würden. Wir haben in unserem Haus neben unserer kommerziellen Programmierung im Rahmen unserer Entwicklungsabteilung noch eine technisch-wissenschaftliche Programmierung. Hier werden Programme erstellt, die teilweise mit unseren Geräten an den Kunden mitausgeliefert werden. Hier könnten wir von solchen Funktionen sehr vorteilhaft Gebrauch machen. Leider sind diese Funktionen zur Zeit nicht vorhanden, so daß wir uns hier weitgehend selber behelfen müssen.

Wir werden uns aber auf dein Markt umschauen und sowie ein Anbieter ein solches System ebenfalls liefern kann, werden wir es sehr genau prüfen und eventuell auch einsetzen.

Weitere Programmierwerkzeuge verwenden wir bis heute noch nicht. Wir sind jedoch immer auf der Suche, ob hier vorteilhaft irgendwelche Programmprodukte eingesetzt werden können.