Was lange waehrt, ist gut

05.03.1993

Wenn das Reden allein das Umweltproblem loesen wuerde, haetten es Computerhersteller, Kunden und der Gesetzgeber bereits geschafft. Seite Mitte 1991 basteln die Leute vom Umweltministerium an der Toepferschen Anti-Schrott-Verordnung - ein Ende ist noch nicht abzusehen. Die Kaeufer machen sich in der Regel keine Gedanken, was mit ihren ausgemusterten Rechner geschieht. Die Hersteller verweisen auf ihre Anstrengungen, die Geraete zu recyceln. Sie verschweigen dabei gerne, dass sie Blei in den Bildroehren oder Chlor und andere Gifte in Kunststoffteilen nicht verwerten koennen. Welche Chancen hat der Versuch, wenigstens die Nutzungsdauer der Geraete zu verlaengern, bevor deren gefaehrliche Innereien auf die Deponie wandern?

Langlebigkeit spielt beim Rechnerkauf bislang keine Rolle, der Preis ist das wichtigste Kriterium. Und gerade da sollte der Kaeufer aufpassen. Elektrogeraete, die es lohnt zu vererben, muessen aus genormten Teilen bestehen, die man Stueck fuer Stueck auswechselt, wenn es noetig ist. Wieviel teurer wuerden solche Computer sein? Nicht viel, denn noch zu verabschiedende Gesetze duerften die umweltschaedlichen Produktionsschritte verteuern. Die Hersteller werden angestrengt nach Alternativen suchen. Und wenn die Alternativen in die Massenproduktion gehen, sinkt auch ihr Preis.

Bleibt schliesslich die Frage, wer weitere Gesetze anregen und durchsetzen soll? Angesichts der Probleme, vor denen man die Augen nicht mehr schliessen kann, koennten Vernunft und Weitsicht alle Beteiligten antreiben, sich selbst Grenzen zu setzen. Ob der einzelne aber wegen der Muellhalde vor seiner Haustuer diese Erkenntnis gewinnt oder ob sein Gewissen ihn antreibt, spielt keine Rolle. Dem Grundwasser ist auch egal, ob die Hersteller ueber Nacht bekehrt werden oder ob sie die Aussicht auf den lukrativen Oekomarkt anlockt.