Was Kinder im Computerzeitalter brauchen

12.11.2004
Von Christian Nürnberger

Sprache als Schlüssel zur Welt

Von diesen Vieren ist die Sprache die wichtigste, denn aus ihr entwickelt sich alles Weitere. Die Grenze meiner Sprache ist die Grenze meiner Welt. Je größer mein aktiver und passiver Wortschatz, je nuancierter mein Sprachvermögen, je differenzierter und komplexer meine Begrifflichkeit, desto besser verstehe ich diese komplizierte Welt, desto besser finde ich mich in ihr zurecht, desto besser kann ich mich mitteilen, desto kritischer kann ich ihr widerstehen, desto besser kann ich diese Welt gestalten.

Aus dieser Tatsache beziehen Kinderreime, Abzählverse, Lieder, Schüttelreime und Sprachspiele ihren tiefen Sinn. Deshalb ist es wichtig, Gedichte auswendig zu lernen. Deshalb ist es geradezu lebenswichtig, seinen Kindern abends am Bett vorzulesen, ihnen Geschichten zu erzählen. Hier, bei den Gute-Nacht-Geschichten, bei denen sich das Kind in die Geschichten anderer Menschen einfühlt, entsteht so etwas wie Empathie, woraus sich später die emotionale und soziale Intelligenz entwickelt.

Lust am Lesen fördern

Zuvörderst aber wird hier das kindliche Gehirn für den Spracherwerb trainiert. Das Kind muss sich das Gehörte vorstellen, muss sich an Gehörtes erinnern, will raten, wie es weitergeht, muss selber den roten Faden einer Geschichte herstellen - und wird so auf das spätere Lesen vorbereitet. Und erst durchs Lesen eignen wir uns die Welt an.