Globalisierung 2.0

Was IT-Profis künftig können müssen

02.06.2011
Von Petra Riedel

Arbeiten ohne direkten Kontakt

Susanne Labonde, SAP: "Virtuelle Arbeit funktioniert häufig nicht mehr nach hierarchischen Prinzipien, sondern nach Know-how."
Susanne Labonde, SAP: "Virtuelle Arbeit funktioniert häufig nicht mehr nach hierarchischen Prinzipien, sondern nach Know-how."
Foto: Susanne Labonde, SAP

Verändert haben sich auch die Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit des Einzelnen, beobachtet SAP-Frau Labonde. Man begegne Kollegen und Geschäftspartnern nicht mehr von Angesicht zu Angesicht, sondern tausche sich per Telefon, Chat, E-Mail oder Videokonferenz aus. Menschen, die einander nie persönlich begegnet sind, müssten auf diese Weise zu einer vertrauensvollen Arbeitsgrundlage kommen. "Das bedeutet, sehr sensibel zu sein, insbesondere im Umgang mit Menschen aus anderen Ländern", weiß Labonde. Auch funktioniere virtuelle Arbeit häufig nicht mehr nach dem hierarchischen Prinzip, sondern auf Grundlage von Know-how. Den Digital Natives, also der Generation der unter 30-Jährigen, die mit sozialen Netzen, Weblogs und Wikis aufgewachsen sind, falle es deutlich leichter, sich in der digitalen Arbeitswelt zu bewegen. "Bei einigen Älteren nehmen wir tendenziell eine gewisse Zurückhaltung wahr, besonders in der aktiven Teilnahme an den sozialen Netzwerken", so die Personalexpertin.

Braucht man also zu den fachlichen Fähigkeiten noch interkulturelle Kompetenzen sowie sehr gute Sprachkenntnisse, mindestens in Englisch? So einfach sei die Sache nicht, sagt die Volkswirtin Andrea Baukrowitz von GlobePro. Es gehe um mehr als um die Addition von Einzelkompetenzen. "Wir erleben einen tiefgreifenden Wandel", betont sie, "kommunikative Fähigkeiten werden wichtiger Bestandteil der Fachlichkeit."

Bisher haben IT-Profis ihr Profil vor allem im Rahmen neuer Projekte erweitert, ohne womöglich große Überlegungen darüber anzustellen, wo es beruflich hingehen soll. "Um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, wird es aber zunehmend wichtiger, die eigene Weiterentwicklung strategisch anzugehen", ergänzt Baukrowitz. Doch wie findet man sich in dem nahezu undurchschaubaren Qualifizierungs- und Zertifizierungsangebot zurecht? Bisher sind vor allem Herstellerzertifikate die international anerkannte Währung. Nur: Die sind an bestimmte Produkte gebunden und daher eher unflexibel.

Bemühen um EU-Standards

Das europäische E-Competence-Framework (e-CF 2.0) stellt eine neue Möglichkeit dar, persönliche Kenntnisse und Erfahrungen einzuordnen und zu erkennen, wo die eigenen Chancen liegen können. Dieser Referenzrahmen für Jobprofile von IT-Fach- und Führungskräften liegt seit September 2010 vor; er wurde von der Europäischen Kommission für Normung (CEN) zusammen mit europäischen IT- und Personalentwicklungsexperten erarbeitet. Er wurde dazu geschaffen, sich in Europa über Anforderungen und Qualifikationen in IT-Berufen zu verständigen und nationale Qualifizierungssysteme (in Deutschland das duale System der "Arbeitsprozessorientierten IT-Aus- und Weiterbildung", kurz "APO-IT") aufeinander abstimmen zu können. Weil e-CF 2.0 eine Verbindung zwischen Arbeitsplatz, Kompetenzen und Qualifikationen herstellt, kann es IT-Profis aber auch Orientierung zur persönlichen Weiterentwicklung und -bildung geben (unter http://profiletool.ecompetences.eu steht ein Tool zur Verfügung, mit dem Profile erstellt werden können).

Vereinheitlichung und Transparenz von Profilen streben auch Unternehmen an. SAP hat in den Jobfamilien Vertrieb und Beratung festgelegt, welche Kenntnisse und Fähigkeiten es in den jeweiligen Rollen weltweit erwartet. Weitere Jobfamilien sollen folgen. "Wer ständig weiterlernt, flexibel bleibt und bereit ist, immer wieder neue Erfahrungen zu machen - beruflich wie privat -, der wird auch weiterkommen", fasst SAP-Managerin Labonde zusammen.