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Was IT-Player, Politik und CIOs für Startups tun sollten

26.05.2014
Von 
Dr. Carlo Velten schreibt als Experte zu den Themen Cloud-Platforms und -Developers, Enterprise Cloud Management und Digital Business. Dr. Carlo Velten ist CEO des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research AG. Seit über 15 Jahren berät Carlo Velten als IT-Analyst namhafte Technologieunternehmen in Marketing- und Strategiefragen.

CIOs: Fünf Prozent des IT-Budgets an Startups

Aber nicht nur die Politik und die IT-Anbieter sind gefordert. Wenn CIOs auch in Zukunft von neuen innovativen Lösungen und Produkten profitieren wollen, um die digitale Transformation ihrer Unternehmen zu meistern, müssen sie mehr tun, als nur Forderungen an ihre etablierten Lieferanten zu stellen. Es bedarf - trotz der steigenden Sicherheitsanforderungen - einer neuen Kultur in vielen IT-Abteilungen. CIOs müssen sich verstärkt fragen, in welchen Bereichen ihres Portfolios sie Lösungen und Services von Startups einsetzen können. Sie müssen sich fragen, wie ihre Teams von den neuen agilen Entwicklungs- und Organisationsmethoden der Startups lernen können, um ihre eigene Innovationskraft zu erhöhen. Nach Untersuchungen von Crisp Research benötigen IT-Abteilungen großer Unternehmen im Durchschnitt drei- bis viermal mehr Zeit und Ressourcen für die Entwicklung von Prototypen und Proof of Concepts vergleichbarer Komplexität als junge Softwareunternehmen. Hier liegt also noch viel Innovationspotenzial brach.

Der von GFT-Chef Ulrich Dietz (Mitte im roten Pullover) initiierte Günderwettbewerb CODE_n präsentierte 50 interessante Analytics-Startups auf der CeBIT und brachte Gründer und Manager zusammen – ein gelungenes Beispiel für die neue Gründungskultur.
Der von GFT-Chef Ulrich Dietz (Mitte im roten Pullover) initiierte Günderwettbewerb CODE_n präsentierte 50 interessante Analytics-Startups auf der CeBIT und brachte Gründer und Manager zusammen – ein gelungenes Beispiel für die neue Gründungskultur.
Foto: GFT AG

Crisp Research geht davon aus, dass moderne CIOs ihre IT-Strategien und Budgets in den kommenden Jahren stärker am Angebot der führenden IT-Startups ausrichten werden und nicht mehr abwarten bis Microsoft, Cisco oder Oracle sich diese einverleiben und in ihre Produkt Roadmaps integrieren. Denn der Innovations- und Wettbewerbsvorsprung der neuen Lösungen und Dienste ergibt vor allem in den ersten zwei bis drei Jahren und nicht erst dann, wenn diese Lösungen marktreif sind und allen Wettbewerbern zur Verfügung stehen. Vielleicht wird es schon in den nächsten Jahren CIOs geben, die ihre Investitionen so ausrichten, dass mindestens fünf Prozent des Budgets für Lösungen von Startups und jungen Technologiefirmen vorbehalten sind.

Startups zu fördern ist kein Selbstzweck. Das muss Politik und IT-Anbietern klar sein. Nur wenn deren Lösungen Kosten einsparen helfen und echte Mehrwerte schaffen, macht eine Förderung Sinn. In Deutschland gibt es aber viele dieser Unternehmen. Deswegen sind Programme wie zum Beispiel code_n oder Bitkom Get Started so wichtig. Im Zeitalter von Big Data sind industrienahe Software- und Analytics-Lösungen ein Innovationsmotor für viele große Unternehmen in Deutschland (Stichwort Industrie 4.0). Die Förderung junger IT-Startups als kommende Technologielieferanten und Ideengeber sollte also auch den CIOs ein ernsthaftes Anliegen sein. Innerhalb von fünf Jahren fünf Prozent des IT-Budgets in deren Richtung zu verlagern, könnte also ein kluger Schachzug sein.

Wenn die CIO-Gilde mit solcher Eigenverantwortung voran geht, kann auch von der Politik wieder mehr gefordert werden. Denn bislang bietet die Bundesregierung mit ihren Aussagen zur "Digitalen Agenda 2014 - 2017" hauptsächlich vage Versprechungen. Konkrete Vorschläge zu Programmen und Gesetzesentwürfen werden nicht vor Sommer 2014 erwartet. Dies bietet CIOs, Startups und IT-Anbietern die Gelegenheit sich mit eigenen Ideen und Gestaltungsvorschlägen in die Diskussion einzubringen. Diese Gelegenheit sollten die IT-Verantwortlichen nicht verstreichen lassen! (jha)

IT-Startups in Deutschland

In einem früheren Beitrag hat CW-Experte Carlo Velten die aktuelle Situation deutscher Startups analysiert. Die Analyse finden sie hier:

Steht Deutschland 2014 vor einer neuen IT-Gründerzeit?

Gründerkultur in Deuschland - diskutieren Sie mit uns!

Wie ist es um die Gründerkultur hierzulande bestellt? Was brauchen Startups, damit sie den Durchbruch schaffen und zum etablierten Mittelständler werden? Warum gibt es in Deutschland nicht mehr Erfolgsgeschichten in der ITà la SAP? Wir freuen uns auf Ihre Ideen und Anregungen, entweder gleich im Anschluss an den Artikel über Diqus oder per Mail an COMPUTERWOCHE-Redakteurin Alexandra Mesmer.