SMTP, SFTP, SPX oder UDP

Was ist was bei Netzwerkprotokollen?

10.08.2012
Von Thomas Hümmler

IP, IPv4 und IPv6

IP (Internet Protocol) ist die Grundlage des Internets. Dieses selbst besteht aus Backbone-Routern und weiteren Netzen in Universitäten und bei Providern. Sie können weitere Subnetze bilden und in Form von IP-Adressen an Kunden vergeben. Hauptaufgabe von IP ist es, aus Informationseinheiten kleine Pakete zu schnüren und diese über verschiedene Wege ans Ziel zu liefern - also von einer IP-Adresse zu einer anderen. Dort angekommen, werden sie vom IP-Protokoll wieder in der richtigen Reihenfolge zusammengesetzt.

Die IP-Adressen der Version 4 (IPv4) werden aus vier Oktetten zusammengesetzt. Die vierte Version des Internetprotokolls war die erste, die weltweit eingesetzt wurde. Seither werden die Adressräume knapp. Die beiden letzten freien Adressblöcke wurden im Februar 2011 vergeben. Damit können aus dem IPv4-Adress-Pool mit über vier Milliarden eindeutigen IP-Adressen keine weiteren öffentlichen Adressen verteilt werden.

Der direkte IPv4-Nachfolger ist die Version 6, kurz: IPv6. Adressen haben in dieser IP-Version eine Länge von 128 Bit statt wie bisher 32 Bit. Die aktuellen Betriebssysteme beherrschen diese Form der Adressierung bereits. Das wundert weiter nicht, da IPv6 bereits seit 1998 als Standard gilt. Nach und nach wird diese neue 6er-Version die alte 4er ablösen, da sie wesentlich mehr Adressen ermöglicht: statt zirka 4,3 Milliarden (2 hoch 32) beherrscht IPv6 ungefähr 340 Sextillionen (2 hoch 128). Der weiche Übergang wird außerdem dadurch erreicht, dass IPv6 zum bestehenden IPv4 hinzugeschaltet wird.

Darüber hinaus bietet IPv6 weitere Vorteile: Das Verschlüsselungsverfahren IPsec ist integriert, und die Adressen können automatisch so konfiguriert werden, dass Verfahren wie DHCP überflüssig werden (der Fachmann spricht von zustandsloser Konfiguration). Überflüssig wird auch die Network Adress Translation (NAT): Mit IPv6 erhalten Anwender global eindeutige IP-Adressen, sodass jedes Gerät vom Server bis zum NAS, vom Tablet bis zum Smartphone weltweit seine eigene IP-Adresse erhalten kann - eine Adressumschreibung für das eigene Netzwerk ist somit nicht zwingend erforderlich.

IPv6-Adressen werden hexadezimal notiert. Die Zahl ist in acht Blöcke à 16 Bit unterteilt. Die Blöcke werden durch Doppelpunkte getrennt, führende Nullen und Nullen-Blöcke können weggelassen werden. Damit es keine Verwechslungen mit Port-Nummern gibt, werden IPv6-Adressen im Browser in eckige Klammern gesetzt: http://[1020:de2:74a1:::9088:7890:abcd]:631/.

IPX und SPX

Bis zum Siegeszug von TCP/IP waren IPX (Internet Protocol Exchange) und SPX (Sequenced Packet Exchange) die beiden Protokolle in LANs und Enterprise Networks. Beide Protokolle wurden von Novell entwickelt und in Verbindung mit dem Netzbetriebssystem Netware verwendet. IPX ist als verbindungsloses Protokoll konzipiert, auf dem IPX aufbaut und die verbindungsorientierte Kommunikation steuert. Seine Hochzeit hatte das Protokoll von Anfang bis Mitte der 90er Jahre. Heute sind IPX/SPX de facto bedeutungslos.

NetBIOS und NetBEUI

NetBIOS (Network Basic Input Output System) regelt als Standardschnittstelle auf der Transportschicht den Zugriff auf im Netzwerk verfügbare Geräte wie Drucker, Scanner und Streamer. Es wurde 1983 für IBM entwickelt und zum Aufbau kleinerer PC-Netze auf Arbeitsgruppenniveau konzipiert. Es enthält unter anderem Funktionen zur Namensauflösung. NetBIOS ist auf Netzwerkkarten implementiert und leitet Anfragen vom Benutzer ins Netzwerk weiter.

Das NetBEUI (NetBIOS Extended User Interface) ist Bestandteil das Microsoft-Protokollstack, zu dem auch NetBIOS zählt. Es wurde für DOS-PCs entwickelt und war unter Windows bis zu Version 2000 und ME der Standard. Das Protokoll ist klein und schnell aber nicht routbar. Da es auf MAC-Adressen aufsetzt, kommt es ohne IP-Adressen aus; Quell- und Zielcomputer werden über den Host-Namen identifiziert, der maximal 15 Zeichen lang sein darf. Für größere Netze mit mehreren Segmenten war NetBEUI nicht geeignet. Seit Windows Vista ist es in Microsoft-Produkten nicht mehr verfügbar.