Was ist Low-Code?

01.02.2024
Von 
Martin Heller schreibt als freier Autor für die Schwesterpublikation InfoWorld.
Mit Low-Code entstehen Apps schneller und kostengünstiger. Das müssen Sie zum Thema wissen.
Low-Code-Entwicklungsplattformen können unter anderem Entwicklungszeit und -kosten reduzieren.
Low-Code-Entwicklungsplattformen können unter anderem Entwicklungszeit und -kosten reduzieren.
Foto: Sentavio - shutterstock.com

Applikationen von Grund auf neu zu coden, ist ein zeitaufwändiger Prozess, der fundiertes, oft (auf die Entwicklungsplattform) spezialisiertes Know-How erfordert.

Low-Code - Definition

Low-Code-Entwicklungsplattformen und -Tools (und manchmal auch No-Code-Lösungen) können diesen Prozess vereinfachen, erfordern jedoch auch von allen Beteiligten eine Lernkurve, sich auf neue Techniken und Methoden einzulassen. Low-Code-Lösungen stellen Entwicklern einen standardisierten Modul-Baukasten zur Verfügung. Die bedarfsgerechte Zusammenstellung der Applikation läuft über eine grafische Benutzeroberfläche (GUI). Somit erhöht Low-Code die Geschwindigkeit der Softwareentwicklung, reduziert Kosten und verlagert Entwickleraufgaben teilweise direkt zu den Anwendern.

Es gibt mehrere alternative Entwurfsparadigmen für Low-Code-Anwendungen - Generators, Templates und einfache Designsprachen. Generatoren durchforsten Ihre Datenbank und erzeugen datengebundene Formulare oder Raster für jede Datenbanktabelle. Templates sind in der Regel ausgefeilter, aber weniger flexibel. Die Möglichkeiten der Designumgebungen variieren stark: in einigen Fällen reicht ein eingescanntes Papierformular, in anderen ein Photoshop-Bild.

Low-Code-Applikationen werden wie handcodierte Anwendungen für Desktop-, Web- und mobile Geräte entwickelt. Desktop-Apps sind in der Regel für Windows-, macOS- und Linux-Systeme gedacht. Web Apps laufen auf all diesen Systemen im Browser und müssen responsiv sein. Hybride Web Apps kombinieren eine native Shell-App mit Webinhalten.

Low-Code-Plattform - Definition

Im Allgemeinen bietet eine Low-Code-Entwicklungsplattform folgende Elemente:

  • Drag-and-Drop-Designer,

  • Module,

  • Formulare,

  • Prozesse,

  • Workflows,

  • Datenmodelle,

  • Integrationen und

  • eine oder mehrere Programmiersprachen, die Sie innerhalb der Plattform verwenden können.

Die Entwicklungsplattform kann eine lauffähige Anwendung liefern - oder eine Spezifikation, die zur Erstellung einer Applikation verwendet wird. Die Anwendung kann mit dem Backend der Plattform interagieren, muss es aber nicht. Einige Low-Code-Plattformen generieren nativen Code: In diesem Fall dürften die erstellten Apps in Sachen Design, Bedienung und Performance manuell gecodeten Anwendungen in nichts nachstehen. Andere Plattformen haben einen Interpreter an Bord, der zu Leistungsproblemen führen kann. Der Interpreter funktioniert wie eine Art Dolmetscher, der den auf der Plattform entwickelten Code für die Anwendungs-Runtime erst noch übersetzen muss.

Die Lizenzvereinbarungen von Low-Code-Entwicklungsplattformen sind je nach Anbieter sehr unterschiedlich. Einige Preismodelle können Ausschlusskriterium werden, etwa Gebühren auf Nutzerbasis, wenn sie auf Consumer-Apps mit potenziell sehr großen Zielgruppen angewendet werden.

No Code - Definition

No-Code-Entwicklung heißt im Wesentlichen: Low-Code-Entwicklung ohne Programmiersprache. Die Anbieter solcher Lösungen arbeiten manchmal mit aufwendig gestalteten grafischen Benutzeroberflächen, um einen Ersatz für Code Snippets zu schaffen, diese sind aber in der Regel umständlich und zeitaufwändig.

No-Code-Plattformen sind zu Beginn des Entwicklungszyklus in der Regel einfach zu verwenden. Leider stoßen sie im späteren Verlauf der Entwicklung oft an ihre Grenzen, was Projekte zum Stillstand bringen kann. Manche Anbieter versuchen das Problem mit einem Marktplatz für Module zu lösen, die den Anwendungsbereich erweitern. In einigen Fällen stehen auch SDKs für Profi-Entwickler bereit, die neue Module schreiben wollen.

Low-Code-Plattformen - Zielgruppe

Den Anbietern von Low-Code-Lösungen zufolge nutzen verschiedene Zielgruppen ihre Produkte. Dazu gehören:

Um mit Low-Code-Development erfolgreich zu sein, muss das Team nicht nur sein Geschäft verstehen, sondern auch die Entwicklungsplattform kennen, den vorhandenen IT-Bestand (insbesondere Unternehmensanwendungen und Datenbanken) verstehen und die Unterstützung des Managements haben.

Low-Code-Entwicklung - Vorteile

Low-Code-Entwicklung birgt einige Vorteile für Unternehmen. Dazu gehören:

  • die Verkürzung der Entwicklungszeit;

  • reduzierte Kosten für die Softwareentwicklung;

  • weniger qualifizierte Mitarbeiter können sich einbringen;

Diese weniger qualifizierten Mitarbeiter können diejenigen sein, die das Geschäft und den Zweck der App am besten verstehen. "Weniger qualifiziert" bezieht sich ausschließlich auf das Niveau ihrer Programmierkenntnisse. Sie in die Entwicklungsarbeit mit einzubeziehen, kann Synergieeffekten, neuen Impulsen und mehr Kollaboration zuträglich sein.

Low-Code - Einsatzzwecke

Angenommen, Sie verfügen über eine vernünftig lizenzierte Low-Code-Plattform, mit der Sie schnell Anwendungen erstellen können, die über alle erforderlichen Funktionen und Integrationen verfügt und eine akzeptable Leistung bietet - diese sollten Sie sie so oft wie möglich einsetzen. Einzige Ausnahme: Anwendungen, die sich an Verbraucher richten, bei denen die Laufzeit-Performance wichtiger ist als die Time-to-market und die Entwicklungskosten. An der richtigen Stelle eingesetzt, können Low-Code-Entwicklungsplattformen entscheidend zum Unternehmenerfolg beitragen.

Low Code und No Code im GenAI-Zeitalter

Generative AI dürfte die Popularität und Verbreitung von Low-Code- und No-Code-Plattformen weiter befeuern, prophezeiht Dion Hinchcliffe, Principal Analyst bei Constellation Research: "Generative AI wird sich auf Low-Code- und No-Code-Plattformen geradezu transformierend auswirken, weil es dadurch wesentlich einfach wird, nützliche Funktionen auf der Grundlage von High-Level-Anfragen bereitzustellen - auch wenn die von Citizen Developern kommen."

Das sieht auch IDC-Analystin Michele Rosen ähnlich. Künftig würden die stärksten Angebote der Low-Code- und No-Code-Anbieter die Vorteile visueller Developer Interfaces mit GenAI-Modellen kombinieren: "Die User könnten so im Idealfall wählen, ob sie NLP- oder visuelle Komponenten nutzen, um die Ergebnisse zu verfeinern. Generative KI kann auch Text- und Multimedia-Assets für Entwickler erstellen. Und die No-Code- und Low-Code-Anbieter können Chat-Schnittstellen bereitstellen, um die Entwickler während des gesamten App-Erstellungsprozesses zu unterstützen."

Hyoun Park, Principal Analyst bei Amalgam Insights, ist davon überzeigt, dass nicht nur Anwenderunternehmen und Entwickler von der Integration generativer KI in Low-Code- und No-Code-Plattformen profitieren würden, sondern vor allem auch die Anbieter, beziehungsweise deren Umsätze: "Die unmittelbare Chance besteht darin, die Nutzerbasis um das Fünf- bis Zehnfache zu vergrößern, indem einfach Anforderungen eingegeben und Low-Code-Snippets erstellt werden, die von erfahreneren Entwicklern verwendet werden können. Das könnte das Volumen des Low-Code-Marktes in den nächsten Jahren verdoppeln." (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.